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Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Titel: Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lionel Shriver
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einen kleinen Jungen behandelst. Offenbar ist bei dem Eingriff irgendwas schiefgelaufen.«
    »Das ist ja wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Wie konntest du bloß so etwas tun, ohne erst mit mir darüber zu reden?«
    »Ich wollte dich überraschen«, sagte er betrübt.
    »Na, herzlichen Glückwunsch. Die Überraschung ist dir gelungen. Ich bin fassungslos. Du, der große Desperado. Du, der mit beiden Beinen auf dem Boden steht, der immer seine Meinung sagt, der sich nicht an der Nase herumführen lässt von der Regierung , anders als wir restlichen Idioten. Wie konntest du nur so … einfallslos sein?«
    »Ich hab mich dieser Operation nicht unterzogen, um originell zu sein. Nur weil ich eine feste politische Meinung habe, heißt das nicht, dass ich mich nicht auch als Mann messen können will – im wörtlichen Sinne.«
    »Hat das, was du mit dir da unten machst, nicht auch etwas mit mir zu tun?«
    »Doch, klar, sicher. Aber du hättest Nein gesagt. Bei dir hätte es keine Diskussion gegeben, du hättest einfach nur dein Veto eingelegt. Und wenn du sagst, dass mein Schwanz auch dir gehört, ist das irgendwie lieb, aber er gehört nun mal nicht dir. Ich leihe ihn dir nur, und ich tu’s mit größtem Vergnügen. Aber es ist und bleibt mein Schwanz.«
    »Jetzt ja! Und zwar zu einhundert Prozent. Viel Spaß damit.«
    »Ich dachte, es würde dir gefallen, wenn du das Ergebnis gesehen hättest. Und du weißt ja selbst, früher haben wir’s ständig gemacht … bis Flicka kam.«
    »Wenn ich die Ein-Uhr-Fütterung übernehmen muss und du die Vier-Uhr-Fütterung, und das jede Nacht? Es ist höchstens eine Frage der Erschöpfung gewesen, nicht der Lustlosigkeit.«
    »Ja, aber als Flicka dieses Jahr anfing, sich selbst zu füttern, haben wir’s auch nicht mehr gemacht … Wir haben die Frequenz nicht erhöht, oder? Ist doch so.«
    »Sex ist eine Gewohnheit wie alles andere auch. Eine Gewohnheit, die man ablegen kann. Und so viel hat sich nicht verändert; wenn’s nicht die Fütterungen sind, dann ist es was anderes, und wir sind immer noch erschöpft. Aber darum geht’s doch gar nicht. Wenn du mehr Sex hättest haben wollen, hättest du’s nur sagen müssen.«
    »Ich hab’s als kleine Starthilfe gesehen. Ich dachte, dass es dich anmachen würde. Dass er sich besser anfühlen würde. Für dich.«
    »Du hast das also für mich gemacht? Das glaub ich dir keine Sekunde.«
    »Okay, klar dachte ich, ich würde mich ebenfalls besser fühlen. Er kam mir halt immer –, na ja, ein bisschen klein vor, das ist alles. So im Vergleich. Ich glaube, Frauen verstehen so was nicht. So wie ich nicht verstehe, dass du dich dick fühlst, wenn du deine Tage hast, wo ich überhaupt keinen Unterschied sehe.«
    Sie zwang ihn, ihrem Blick zu begegnen. »Klein im Vergleich zu wem? «
    Er blickte zornig. »Zu anderen halt!«
    »Ach ja.« Sie starrte ihn an, bis er die Augen abwandte und sich dabei etwas einzugestehen schien. »Sag mir bitte«, bedrängte sie ihn, »habe ich mich jemals beschwert?«
    »Nein, aber das hättest du sowieso nie getan. Du bist einfach viel zu nett.«
    »Ich habe es nie getan, weil ich nie ein Problem damit hatte. Dafür haben wir jetzt eins.«
    »Das krieg ich schon wieder hin«, sagte er beharrlich, wobei die Behauptung einen unglaubwürdigen Beiklang hatte, der ihm bekannt vorkam; wie so viele der Mitarbeiter bei Allrounder kam er in seinem eigenen Zuhause als allerletztes dazu, einen Zugschalter zu reparieren oder ein Handtuchregal wieder festzuschrauben.
    »Dir ist klar, dass das eine Schönheitsoperation ist und dass unsere Versicherung so etwas nicht übernimmt. Wo wir mit Eigenanteil und Zusatzzahlungen schon genug zu zahlen haben und uns allein Flickas Compleat einen Tausender im Monat kostet.«
    »Ich werd das Geld schon irgendwie auftreiben«, sagte er mürrisch. »Ich kann bei Allrounder immer unter der Hand ein paar Jobs abgreifen.«
    »Aber damit betrügst du Shep.«
    »Nein, damit würde ich Pogatchnik betrügen. Ich hab zu Sheps Zeiten nie einen Job unterschlagen. Pogatchnik um seine Kohle zu prellen wäre mir dagegen eine Freude.«
    »Wie viel hat das Ganze denn gekostet?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Ein paar Tausend.«
    »Wie viel?«
    Carol konnte jederzeit online die aktuellen Kosten nachprüfen, und wenn er log, würde sie genau das tun. Und wenn sie erst mal anfing herumzuschnüffeln, käme sie auch dahinter, dass man Länge und Umfang eigentlich nicht gleichzeitig machen lassen sollte;

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