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DIESES MAL IST ALLES ANDERS

DIESES MAL IST ALLES ANDERS

Titel: DIESES MAL IST ALLES ANDERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARMEN M. REINHART , KENNETH S. ROGOFF
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Unterscheidung zwischen sogenannten »Fast-and-furious-Faktoren « , die Krisen in Windeseile und mit Wucht über die Grenze tragen – zum Beispiel über Börsenmärkte –, und langsam wirkenden beziehungsweise sogenannten »Slow-burn-Faktoren « treffen, die eine allmähliche Übertragung der Krise bewirken.
    Im letzten dieser vier Kapitel – Kapitel 16 – werden wir die jüngste Krise aus einer globalen Perspektive betrachten. Dieses Kapitel ist die Kulmination aller vorhergehenden Kapitel. Unser umfassender Datensatz, der fast alle Regionen dieser Welt abdeckt, ermöglicht uns, eine praktische Definition für eine globale Finanzkrise zu erarbeiten. Darüber hinaus ermöglicht uns die Analyse der unterschiedlichen Krisentypen die Entwicklung eines neuen Krisenindex, der im Wesentlichen die Zahl der unterschiedlichen Krisen zusammenfasst, die jedes Land erlebt. Kapitel 16 ist daher für das Zusammentragen des gesamten Krisenspektrums, mit dem wir uns in diesem Buch beschäftigen, von zentraler Bedeutung. Auch wenn die jüngste Krise allem Anschein nach nicht so verheerend ist wie die Große Depression der 1930er-Jahre, finden Leser die Vergleiche möglicherweise dennoch ernüchternd.
    Die US-Subprime-Krise : ein internationaler und historischer Vergleich
    Dieses Kapitel beginnt mit einem groben »bildhaften« Überblick über das globale Auftreten von Bankenkrisen im vergangenen Jahrhundert, und zwar auf Basis der umfangreichen Datensammlung, die wir für dieses Buch erstellt haben. Unser Ziel ist, die internationale Situation des ausgehenden ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts – die Zweite Große Kontraktion – in einen breiteren historischen Kontext zu stellen. 1 Anschließend werden wir in diesem und dem folgenden Kapitel untersuchen, wie sich die jüngste US-Subprime-Krise im Vergleich mit vergangenen Finanzkrisen darstellt. Grob gesagt, werden wir zeigen, dass sich die USA sowohl im Vorfeld als auch im Anschluss an diese Krise (zur Zeit der Entstehung dieses Buches) geradewegs in eine typische tiefe Finanzkrise manövriert haben.
    Neben den quantitativen Vergleichen, die wir in diesem Buch anstellen, werden wir zudem das Wiederauftreten des »Dieses Mal ist alles anders«-Syndroms diskutieren – das heißt die Überzeugung, dass die Kombination irgendwelcher Faktoren die bisherigen Investmentgesetze außer Kraft setzt, die kurz vor dem großen Börsenkrach die Szenerie beherrschten. Diese Aufgabe ist nicht besonders schwierig, da die Kommentare und Schriften von Wissenschaftlern, Politikern und Finanzakteuren im Vorfeld der Krise deutliche Belege für dieses Syndrom sind. Wir werden dabei einen besonderen Schwerpunkt auf die Debatte der Frage legen, ob die massive Auslandsverschuldung der USA vor der Krise als kritisches Warnsignal hätte gelten müssen.
    Eine globale historische Sicht auf die Subprime-Krise und ihre Nachwirkungen
    Bevor wir uns auf die Zweite Große Kontraktion konzentrieren, die im Jahr 2007 begann, lohnt es sich, das Auftreten von Bankenkrisen über eine längere historische Zeitspanne zu betrachten, die wir erstmals in Kapitel 10 untersucht haben. Ein eingehender Blick auf diese Daten zeigt, dass die früheste Bankenkrise in einer entwickelten Ökonomie im Jahr 1802 in Frankreich auftrat. Frühe Krisen in aufstrebenden Ökonomien traten 1863 in Indien, während der 1860er- bis 1870er-Jahre in China (verschiedene Episoden) und im Jahr 1873 in Peru auf. Weil wir in diesem Kapitel einen breiten länderübergreifenden Vergleich anstreben, werden wir uns hauptsächlich auf Daten aus der Zeit seit 1900 konzentrieren, da sie für eine systematische empirische Betrachtung ausreichend aussagekräftig sind. 2
    Abbildung 13.1 zeigt das Auftreten von Bankenkrisen in den Ländern unserer Stichprobe (die, wie sich der Leser erinnern wird, rund 90 Prozent am Welteinkommen auf Basis der Kaufkraftparität ausmachen). Diese Grafik basiert auf denselben Daten wie Abbildung 10.1 – mit der Ausnahme, dass wir uns hier ausschließlich auf Bankenkrisen und nicht auf Kapitalmobilität konzentrieren. Wie zuvor gibt die Abbildung den Prozentsatz aller unabhängigen Länder wieder, die in irgendeinem Jahr zwischen 1900 und 2008 eine Bankenkrise erlebt haben (beweglicher Durchschnitt über einen Dreijahreszeitraum). Wie in Abbildung 10.1 und einer Reihe ähnlicher Abbildungen in diesem Buch gewichtet die Auflistung in Abbildung 13.1 die Länder nach ihrem Anteil am globalen BIP, sodass Krisen in größeren

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