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DIESES MAL IST ALLES ANDERS

DIESES MAL IST ALLES ANDERS

Titel: DIESES MAL IST ALLES ANDERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARMEN M. REINHART , KENNETH S. ROGOFF
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Ökonomien einen größeren Einfluss auf den gesamten Kurvenverlauf der Abbildung haben. Dieser gewichtete, aggregierte Wert soll einen Maßstab für die »globalen« Auswirkungen individueller Bankenkrisen liefern. Eine Krise in den USA oder in Deutschland hat somit ein wesentlich größeres Gewicht als eine Krise in Angola oder Honduras – allesamt Länder, die zu unserer 66 Länder umfassenden Gesamtstichprobe zählen. Der Leser sollte sich allerdings darüber bewusst sein, dass es sich hier nur um einen groben Maßstab handelt, da Bankenkrisen unterschiedlich gravierend sind, auch wenn wir glauben, dass Abbildung 13.1 ein ziemlich zutreffendes Bild über den Anteil der Länder weltweit liefert, die sich zu irgendeinem Zeitpunkt in einer Bankenkrise befanden.

    Abbildung 13.1 Prozentsatz an Ländern, die in eine Bankenkrise gerieten, 1900–2008, gewichtet nach ihrem Anteil am Welteinkommen
    Quellen: Kaminsky und Reinhart (1999); Bordo et al. (2001); Maddison (2004), Caprio et al. (2005); Jácome (2009) sowie die weiteren in Anhang A.3 genannten Quellen, die das Datum der jeweiligen Bankenkrisen liefern.
    Anmerkung: Die Stichprobe umfasst alle in Tabelle 3.1 genannten 66 Länder, die im entsprechenden Jahr unabhängige Staaten waren. Es werden drei Sätze an BIP-Gewichtungen verwendet: 1913-Gewichtungen für die Zeit von 1800 bis 1913, 1990-Gewichtungen für die Zeit von 1914 bis 1990 und 2003-Gewichtungen für die Zeit von 1991 bis 2008. Die gestrichelte Linie markiert alle Krisen, die durchgezogene Linie systemische Krisen (zum Beispiel die Krisen in den nordischen Ländern in den 1980er- und 1990er-Jahren, in Japan und dann im Rest von Asien). Die Dateneinträge für 2007 bis 2008 markieren Krisen in Belgien, Deutschland, Großbritannien, Japan, Niederlande, Österreich, Spanien, Ungarn und USA. Die Abbildung zeigt einen beweglichen Durchschnitt über einen Dreijahreszeitraum.
    Wie in Kapitel 10 angemerkt, lässt sich die größte Häufung von Bankenkrisen im Verlauf dieser 109 Jahre umfassenden Zeitspanne während der weltweiten Großen Depression der 1930er-Jahre feststellen. Frühere, weniger weit verbreitete »Wellen« der globalen Finanzbelastung wurden während und rund um die Panik von 1907 offensichtlich, die in New York ihren Anfang nahm, sowie im Zusammenhang mit den Krisen, die den Ausbruch des Ersten Weltkriegs begleiteten. Abbildung 13.1 erinnert uns zudem an die relative ruhige Phase ab Ende der 1940er-Jahre bis Anfang der 1970er-Jahre. Diese Ruhe lässt sich vielleicht zum Teil durch das weltweit boomende Wirtschaftswachstum, aber womöglich noch besser durch die (unterschiedlich ausgeprägte) Repression der einheimischen Finanzmärkte sowie strikte jahrelange Kapitalkontrollen nach dem Zweiten Weltkrieg erklären. (Damit wollen wir aber nicht andeuten, dass derartige Repressionen und Kontrollen der richtige Umgang mit dem Risiko einer Finanzkrise sind.)
    Wie wir in Kapitel 10 ebenfalls angemerkt haben, haben die Finanzliberalisierung und die internationale Liberalisierung des grenzüberschreitenden Kapitalverkehrs – das heißt die Senkung und Beseitigung von Barrieren für Geldanlagen im In- und Ausland – seit Beginn der 1970er-Jahre auf der ganzen Welt Einzug gehalten. Dasselbe gilt für Bankenkrisen. 3 Nach einer langen Pause begann in den 1970er-Jahren die Zahl der Länder, deren Bankensektor in Schwierigkeiten geriet, anzusteigen. Die Abschaffung des Bretton-Woods-Systems der starren Wechselkurse, zusammen mit einem massiven Anstieg der Ölpreise, war der Auslöser für eine anhaltende globale Rezession, die den Finanzsektor einer Reihe von entwickelten Ökonomien in Turbulenzen stürzte. Anfang der 1980er-Jahre trug der massive Einbruch der globalen Rohstoffpreise in Kombination mit hohen und volatilen Zinssätzen in den USA zu einer Welle von Banken- und Schuldenkrisen souveräner Staaten bei, insbesondere in Lateinamerika und Afrika. Die hohen Zinssätze erhöhten die Kosten der Bedienung der hohen Schulden, die oft zu variablen, an die Weltmärkte geknüpften Zinssätzen finanziert worden waren. Der Preisverfall auf den Rohstoffmärkten – die Hauptexportgüter der meisten Schwellen- und Transformationsländer – erschwerte die Erfüllung des Schuldendienstes zusätzlich.
    Die USA erlebten zu Beginn des Jahres 1984 ihre eigene Bankenkrise, die ihre Wurzeln im Kreditwesen hatte (wenngleich diese im Vergleich zu den Krisen der 1930er- und der 2000er-Jahre relativ mild ausfiel). Ende

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