DIESES MAL IST ALLES ANDERS
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Zusammengefasste Wahrscheinlichkeiteiner Inlandsschuldenkrise a
0,1505
0,1202
0,2138
P 1 - P 2
Unterschied
0,0470
0,0846
–0,0315
Z-Test
1,9122*
0,4535
Signifikanzlevel
0,1034
0,0279
0,6749
Wer wurde öfter enteignet: Inländer oder Ausländer?
Gleich
Ausländer
Gleich
Quellen: IWF (verschiedene Jahre), International Financial Statistics und World Economic Outlook; Maddison (2004); Total Economy Database (2008); weitere Quellen werde in den Anhängen A.1 und A.2 genannt; Berechnungen der Autoren.
Anmerkungen: Diese Tabelle beantwortet die Frage: »Ist die Wahrscheinlichkeit einer Enteignung von Inländern in der jüngeren Zeit (soll heißen, von 1800–1939 und von 1940–2006) gestiegen?« Die Antwort lautet »Ja!« Z-Test, 1,4716; Signifikanzniveau, 0,0706**; das Krisenjahr wird mit t bezeichnet Die Teststatistik für die Übereinstimmung zweier Größen wird wie folgt berechnet:
a Die zusammengefasste Wahrscheinlichkeit einer Inlandsschuldenkrise ist definiert als Wahr-scheinlichkeit eines expliziten Zahlungsausfalls bei Inlandsschulden plus der Wahrscheinlichkeit einer Inflationskrise (das heißt eines inflationsbedingen Zahlungsausfalls). * Bezeichnet das Signifikanzniveau von 5 Prozent. ** Bezeichnet das Signifikanzniveau von 1 Prozent.
Die zugegebenermaßen sehr grobe erste Annäherung an diese Werte kann uns nicht von unserer zuvor geäußerten Überzeugung abbringen, dass inländische Schuldtitel oft von wichtigen politischen Stakeholdern in den Schuldnerländern gehalten werden und nicht immer leicht als nachrangige Schuldenverpflichtungen abgetan werden können – ein Punkt, den Allan Drazen hervorgehoben hat. 8
Tabelle 9.2 ermöglicht uns, einen systematischeren Blick auf die unterschiedliche Behandlung von in- und ausländischen Gläubigern im Verlauf der Zeit zu werfen. Sie bildet Musterdurchschnittswerte der Wahrscheinlichkeit von Zahlungsausfällen bei Inlands- und Auslandsschulden für den gesamten Zeitraum vom 1800 bis 2006 und zwei Teilphasen (bis 1939 und ab 1940) ab. Wie in den Anmerkungen zu dieser Tabelle erwähnt, war die Wahrscheinlichkeit, dass Inländer enteignet würden, in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg höher.
Zusammenfassung und Diskussion ausgewählter Fragestellungen
In den vergangenen Kapiteln haben wir einen umfassenden neuen, länderübergreifenden Datensatz über eine zentrale makroökonomische Variable vorgestellt, den Regierungen oft auf beeindruckende Weise vor den Blicken der Öffentlichkeit geschützt haben: die Inlandsstaatsschulden. Zudem haben wir den Versuch unternommen, einen länderübergreifenden internationalen Katalog an historischen Inlandsschuldenkrisen zu erarbeiten, der sich über 200 Jahre und 66 Länder erstreckt.
Diese Daten veranlassen uns zu der Vermutung, dass Forscher die empirische Literatur über die Tragfähigkeit von Auslandsstaatsschulden und die Anreize für Regierungen zur Auslösung einer Hoch- und Hyperinflation erneut aufgreifen müssen, und zwar unter Berücksichtigung der neu aufgedeckten Daten über Inlandsstaatsschulden und – wo möglich – unter Anwendung einer breiteren Definition der Regierungs- oder regierungsgarantierten Schulden. Wie sich Inlandsschulden auf die Inflation und auf die Auslandsschulden auswirken, hängt natürlich von der jeweiligen Zeit und den herrschenden Umständen ab. In einigen Fällen werden die Inlandsschulden einfach weginflationiert, in anderen Fällen bedienen Regierungen ihre Auslandsschulden nicht mehr.
Wie konnten die Inlandsstaatsschulden von Schwellen- und Transformationsländern zahlreichen Ökonomen aus dem Blickfeld geraten? Viele Forscher, die nur auf die Schwierigkeiten der Schwellen- und Transformationsländer achteten, in den von einer gewaltigen Inflation geplagten 1980er- und 1990er-Jahren Anleihen zu emittieren, glaubten einfach, niemand würde freiwillig einer skrupellosen Regierung eines Schwellen- oder Transformationslands Geld in Inlandswährung leihen. Gewiss würde niemand darauf vertrauen, dass eine solche Regierung der Versuchung widersteht, diese Schulden auf null zu inflationieren. Die logische Folge daraus war, dass auf Inlandswährung lautende Anleihen nicht existieren durften. Gewiss, einige Forscher haben diese Möglichkeit untersucht. Alesina und Tabellini zum Beispiel betrachteten einen theoretischen Fall, in dem die Inlandsschulden vor den Auslandsschulden bedient wurden. 9 Da es jedoch keine Daten gab und erst recht niemandem bewusst war, dass beinahe jedes
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