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DIESES MAL IST ALLES ANDERS

DIESES MAL IST ALLES ANDERS

Titel: DIESES MAL IST ALLES ANDERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARMEN M. REINHART , KENNETH S. ROGOFF
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Zeitraum von 1976 bis 1985 im Schnitt 4,9 Prozent des BIP betrug und in der Zeit von 1996 bis 2005 auf 7,5 Prozent anstieg. 29 In seinem Aufsatz vertritt Philippon die These, dieser Zuwachs sei nicht nachhaltig und ein Rückgang von mindestens 1 Prozent des BIP sei wahrscheinlich. Im Anschluss an die Subprime-Krise ist der Finanzsektor in den Jahren 2008 und 2009 tatsächlich noch wesentlich deutlicher geschrumpft. Das explosionsartige Wachstum des Finanzdienstleistungssektors vor einer Bankenkrise und die Implosion nach der Krise sind ebenfalls weder neu noch ein US-spezifisches Phänomen.
    Abbildung 10.3 zeigt die Zahl der Banken in den USA im Vorfeld und nach der Großen Depression. Möglicherweise erstreckte sich die Aktien- und Immobilienblase auch auf die Zahl der Finanzinstitute. Ein derartiger Anstieg der Zahl an Finanzinstituten im Vorfeld einer Krise und ihr drastischer Rückgang nach der Krise sind auch in anderen Bankenkrisen zu beobachten gewesen – vor allem in Fällen, in denen der Krise eine Finanzliberalisierung vorausging.

    Abbildung 10.3 Die Zahl der Banken in den USA, 1900–1945
    Quelle: Carter et al. (2006).
    Überlegungen zum fiskalischen Vermächtnis von Finanzkrisen
    Bei der Betrachtung der fiskalischen und wachstumsbezogenen Konsequenzen von Bankenkrisen stellen wir ebenfalls überraschende Parallelen zwischen entwickelten und aufstrebenden Ökonomien fest. Insbesondere unsere Analyse der fiskalischen Konsequenzen markiert eine deutliche Abkehr von der bisherigen Literatur, die sich fast ausschließlich auf die kalkulierten »Rettungskosten« für die Regierung konzentriert hat, die sich – wie wir aufzeigen werden – extrem schwierig messen lassen. Stattdessen fokussieren wir auf die fiskalischen Kosten für die Regierung, vor allem den gewaltigen Anstieg der Verschuldung, der auf Bankenkrisen folgt. Das tun wir, indem wir aus dem umfassenden neuen länderübergreifenden Datensatz die jährliche Inlandsverschuldung ziehen, die den Recherchen für dieses Buch zugrunde liegt – Daten, die wir in vorhergehenden Kapiteln bereits ausführlich beleuchtet haben. Anhand dieser Daten zeigen wir den bemerkenswerten Anstieg der Staatsverschuldung im Anschluss an eine Krise auf.
    Das schwer fassbare Konzept der Rettungskosten
    Wie erwähnt, konzentriert sich ein Großteil der Literatur über Bankenkrisen auf die Schätzung der gesamten fiskalischen Kosten von staatlichen Rettungsmaßnahmen (siehe zum Beispiel Frydls hervorragende Diskussion zu diesem Thema sowie verschiedene von der Norges Bank veröffentlichte Beiträge). 30 Diese Schätzungen variieren je nach Studie allerdings ganz beträchtlich, abhängig von der verwendeten Methodologie. In Bezug auf den Aspekt Zeit variieren sie sogar noch stärker, abhängig von der Länge des Horizonts, der bei der Berechnung der fiskalischen Auswirkungen der Krise verwendet wurde – ein Punkt, den Frydl betonte. 31
    Tabelle 10.9 zeigt die Ober- und Untergrenzen der geschätzten Kosten von Rettungsmaßnahmen für einige der bekannteren Bankenkrisen in entwickelten und aufstrebenden Ökonomien in beinahe allen Regionen. Die Diskrepanzen zwischen den einzelnen Werten sind enorm und in einigen Fällen atemberaubend. Bei den »Big Five«-Krisen in entwickelten Ökonomien nach dem Zweiten Weltkrieg betragen diese Unterschiede beispielsweise in Japan und Spanien 16 beziehungsweise 11 Prozent des BIP. Wenn diese Kosten über einen längeren Zeithorizont nach der Krise berechnet werden, ergibt sich – so Vale – ein noch merkwürdigeres Bild bei den höheren Schätzwerten; es zeigt, dass die norwegische Regierung mit der Krisenbewältigung sogar einen kleinen Gewinn realisierte, der sich aus dem späteren Verkauf von Anteilen an den verstaatlichten Banken ergab. 32
    Im Folgenden argumentieren wir, dass dieser beinahe universelle Fokus auf undurchsichtige Berechnungen von Rettungskosten sowohl fehlgeleitet als auch unvollständig ist. Fehlgeleitet, weil es keinen breiten Konsens über die Richtlinien zur Berechnung dieser Schätzwerte gibt. Und unvollständig, weil die fiskalischen Konsequenzen von Bankenkrisen weit über die unmittelbaren Rettungskosten hinausreichen. Diese Konsequenzen ergeben sich hauptsächlich aus den deutlich negativen Auswirkungen, welche die Krise auf die Staatseinnahmen (in fast allen Fällen) hat, sowie der Tatsache, dass die fiskalpolitische Reaktion auf die Krise in einigen Fällen auch substanzielle steuerliche Anreizpakete

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