Dieses unendliche Verlangen
scheint, dass der Ruf der Zwillinge ihnen vorauseilt.”
“Vielleicht werden Sie sie zähmen können”, meinte Reno.
“Das könnte sein. Ich bin genauso stur wie die beiden.”
“Diese Sturheit haben sie von Zane geerbt.”
“Das habe ich schon vermutet. Er hat mir erzählt, dass er Schwierigkeiten hat, eine Haushälterin zu behalten.” Tracy dachte, dass er das allerdings ein bisschen spät erwähnt hatte.
“Ja, die Zwillinge benehmen sich wie kleine Teufel, obwohl sie aussehen wie Engel. Sehen Sie, während wir uns hier unterhalten, hat Lucky Ihre Schnürsenkel zusammengebunden.”
Tracy blickte nach unten und stellte fest, dass er recht hatte. Anscheinend hatte sie noch einiges zu lernen, wenn sie mit den Kindern fertig werden wollte.
Als Tracy einen Supermarkt in Kendall gefunden hatte, wo die Zwillinge noch nicht so bekannt waren und deshalb auch kein Hausverbot hatten, war es schon fünf Uhr nachmittags. Kendall hatte tatsächlich zwei Ampeln, und jede davon blieb fünf Minuten lang rot, während Tracy hinter dem Steuer immer wütender wurde. Sie würde bestimmt nicht rechtzeitig auf die Ranch zurückkommen, um das Dinner zu kochen.
“Sie fahren zu schnell”, verkündete Lucky zehn Minuten später und pikte Tracy mit einem Finger in die rechte Schulter. “Das werde ich Pa sagen.”
“Wenn du das tust, gibt es den Rest der Woche Brokkoli zum Dinner.”
Tracy begab sich damit auf das Niveau der Zwillinge herab, was eigentlich keine gute Verhandlungstaktik war, aber sie war müde und hungrig. Als sie gekocht hatte, hatte sie selbst nichts gegessen, und das bedeutete, dass sie den ganzen Tag noch nichts in den Magen bekommen hatte, abgesehen von einem Müsliriegel, den sie im Koffer gehabt hatte.
Die Drohung mit dem Brokkoli schien zu wirken, denn die Zwillinge schwiegen. Aber es blieb nicht lange friedlich. Gleich darauf ertönte eine Polizeisirene.
“Ich habe Ihnen ja gesagt, dass Sie zu schnell fahren”, stellte Lucky schadenfroh fest.
Die Polizistin aus Kendall war nicht annähernd so charmant wie Reno. Sie beschuldigte Tracy, die Geschwindigkeitsbeschränkung um neun Meilen pro Stunde überschritten zu haben und außerdem mit einem kaputten Rücklicht zu fahren. Dass der Pick-up nicht Tracy gehörte, interessierte sie überhaupt nicht.
“Das war Sally”, erklärte Lucky, als die Polizistin wieder fort war. “Sie ist mal mit Pa ausgegangen.”
“Sie stellt ihm auch Strafzettel aus.”
Tracy hatte vor, Zane gehörig die Leviten zu lesen, weil er sie ohne Rücklicht losgeschickt hatte. Es spielte keine Rolle, dass es Buck gewesen war, der ihr gesagt hatte, sie könnte den Pick-up benutzen, und dass Zane es für keine gute Idee gehalten hatte, dass sie nach Bliss fuhr. Alles, was für Tracy zählte, war, dass Zane ein Mann war, der bewirkte, dass ihre Hand prickelte, ganz zu schweigen vom Rest ihres Körpers, und das ausgerechnet jetzt, wo sie mit Männern nichts zu tun haben wollte.
Tracys schlechte Laune ließ ein bisschen nach, als sie sich dem Ranchhaus näherte und gegrillte Rippchen roch. Ihr lief das Wasser im Mund zusammen, und sie folgte dem Duft bis hinters Haus. Dort fand sie Buck vor. Er trug eine große weiße Schürze, die ihm von den Schultern bis zu den Knien reichte, und beugte sich über den Grill. Mit der großen Fleischzange ging er ungefähr so um wie ein berühmter Revolverheld mit seinem Colt. Er wirbelte sie herum, bevor er sie wieder da hinsteckte, wo sie hingehörte.
“Wird das genauso gut schmecken, wie es riecht?”, fragte Tracy.
“Zum Teufel, es schmeckt sogar noch besser, als es riecht.” Buck schmunzelte.
Er hatte recht. Es waren die besten Rippchen, die Tracy je gegessen hatte, und das sagte sie ihm auch.
“Das Geheimnis ist die Soße”, vertraute er ihr an. “Es ist ein altes Familienrezept.”
Tracy nahm sich noch mehr. “Ich verstehe nicht, warum Sie eine Köchin brauchen, wenn Sie selbst so etwas Gutes zustande bringen.”
“Seine Rippchen sind toll”, räumte Zane ein. “Aber das ist das Einzige, was er kann.”
So was kannte Tracy. Ihr Repertoire bestand nur aus Shrimps mit Pasta.
“Sie sollten die Soße in Flaschen abfüllen und verkaufen”, meinte sie, während sie sich die Finger ableckte.
“Pa, du starrst Tracy ja an”, beschuldigte Lucky ihren Vater.
Tracy wandte den Kopf und stellte fest, dass Zanes Gesicht jetzt fast genauso rot war wie die Soße.
“Tust du das deshalb, weil sie einen Strafzettel bekommen
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