Dieses unendliche Verlangen
etwas verstimmt. Sie schien recht dünnhäutig geworden zu sein. Früher hatte sie kein Problem gehabt, sich mit schwierigen Klienten ihrer Werbeagentur herumzuschlagen. Dafür war sie zu sehr Profi. Aber hier war es etwas anderes, hier nahm sie es persönlich. Natürlich war sie keine erfahrene Haushälterin, und daher überlegte sie sich, womit sie Zane wohl beeindrucken konnte.
Sie begann das Wohnzimmer zu reinigen, um sich abzulenken. Überall lagen Zeitschriften und schmutzige Wäsche herum, was sie daran erinnerte, dass sie dringend waschen musste. Aber ein Blick in die Waschküche und die Berge von Schmutzwäsche nahmen ihr den Mut.
Bevor sie sich ein Herz fasste und sich doch an die Wäsche machte, schaute sie noch einmal kurz in ihre neuen Räumlichkeiten. In dem Zimmer, das Zane schon fertig gestrichen hatte, standen ein rustikales Bett aus Pinienholz, ein Nachttisch und einige Kommoden. Allesamt hervorragend Tischlerarbeiten und außerdem sehr originell.
Zane fiel auf, dass sie die Möbel bewundernd betrachtete. “Die hat mein Bruder Cord gemacht.”
“Er ist sehr begabt. Im Moment herrscht eine große Nachfrage nach dieser Art von Möbeln.”
“Das hat er auch erzählt.”
“Es muss schön sein, wenn die ganze Familie in der Nähe lebt.”
“Hier draußen ist die Familie sehr wichtig.”
“Die Familie ist überall sehr wichtig”, verbesserte sie ihn vorsichtig.
Zane schaute gedankenverloren vor sich hin. “Ich … äh … habe den Zwillingen erzählt, dass wir ab heute Abend die ‘Zwillingszeit’ einführen werden.”
Tracy lächelte. “Das freut mich! Was haben sie gesagt?”
“Nicht viel. Aber Sie hätten mal ihre Gesichter sehen müssen.”
“Sie haben sich gefreut.”
“Oh ja. Und wie.” Ihre Blicke trafen sich. Es kam Tracy vor, als hätte sie einen elektrischen Schlag erhalten.
Mach dich nicht verrückt, befahl sie sich. Das sind nur die Entzugserscheinungen, weil sie keine Werbekampagne zu planen hatte, von Bucks Grillsoßen einmal abgesehen. So wenig Arbeit es auch war, so lenkte es sie doch von Zane ab.
“Ich muss wieder an die Arbeit”, bemerkte sie und ging zur Tür. “Soll ich meine Sachen gleich herunterholen?”
“Räumen Sie Ihre Sachen einfach ein, wenn Sie wollen. Der Farbgeruch sollte sich in ein, zwei Stunden verzogen haben.”
Also räumte sie erst einmal im Wohnzimmer auf. Zum ersten Mal fiel ihr der Teppich auf, ein grüner Fetzen, der wohl noch aus den Sechzigern stammte. Buck hatte ihr erzählt, dass der Fußboden im Haus aus furniertem Hartholz bestand, und Tracy hatte sich überlegt, ob es nicht besser wäre, den Teppich ganz herauszuwerfen. Sie stellte sich vor, wie das Zimmer wohl mit glänzenden Holzdielen und einigen indianischen Brücken aussehen würde.
Aber es war wohl noch zu früh, um Zanes Haus neu einzurichten. Es war schon genug, dass morgen die neuen Küchengeräte geliefert würden. Also räumte sie das Wohnzimmer auf und ging dann nach oben in ihr Zimmer. Viel Zeit zum Ausruhen hatte sie nicht, denn in einer knappen Stunde musste sie das Abendessen vorbereiten. Sollte sie ihnen wirklich schon wieder Spaghetti vorsetzen, obwohl das natürlich am einfachsten und schnellsten zu bewerkstelligen war?
Also nutze Tracy die verbleibende Zeit und begann, ihre Sachen für den Transport nach unten zusammenzustellen. Es war doch einiges mehr, als sie gedacht hatte. Sie war gerade dabei, einige große Schubladen herunterzutragen, als ihr Zane auf der Treppe entgegenkam.
“Geben Sie mir das”, ordnete er an und nahm ihr die Schubladen aus der Hand.
Er trug die Schubladen in ihr Zimmer und stellte sie auf dem Bett ab. Dabei fiel ein seidiges Etwas heraus, und Zane griff automatisch danach. Im nächsten Moment hielt er eine zart-rosa BH- und Slipkombination in der Hand und er starrte die zarten Stücke an, als ob es sich um eine giftige Schlange handeln würde.
Der Mann war doch verheiratet gewesen. Hatte er denn noch niemals Damenunterwäsche gesehen? Tracy nahm ihm die Dessous aus der Hand, und dabei berührten sich für den Bruchteil einer Sekunde ihre Finger. Wieder einmal glaubte sie, dass sie einen elektrischen Schlag bekommen hätte.
Jede Kleinigkeit gewann an Bedeutung, wenn sie mit Zane zusammen war. Sie sah ihn verwirrt an. Seine Augen waren sehr ausdrucksvoll, und allmählich lernte sie, seine Blicke zu deuten. Sie spürte, dass auch er die starke, gegenseitige Anziehung verspürte. Sie beherrschte seine Gedanken ebenso wie er
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