Dieses unendliche Verlangen
ihre, er stand ebenso im Bann der Sinnlichkeit wie sie.
Doch dann blinzelte er kurz, und der Zauber war gebrochen. “Was gibt es heute Abend zu essen?”
“Wie wär’s mit Spaghetti? Ich könnte natürlich auch meine Spezialität machen. Shrimps de Jonghe, das heißt, wenn Sie Shrimps in der Gefriertruhe haben.”
“Shrimps sind nicht gerade typische Cowboynahrung.”
“Sie sind aber sehr gesund.”
“Sie wollen doch nicht etwa unsere Essgewohnheiten verändern, oder?”
“Es reicht mir schon, wenn ich Lucky dazu bringen kann, zum Mundabwischen die Serviette und nicht ihren Ärmel zu benutzen.”
“Schön. Ich dachte schon, Sie wollten uns diese neumodischen Yuppiegerichte servieren. Sie wissen schon, irgendein merkwürdiges Etwas auf einem riesigen Teller mit drei Spritzern Soße dazu.”
“Sie sind wohl kein Freund der französischen Küche, oder?”
“Ich bevorzuge Hausmannskost.”
“Aber nur, weil Sie noch nie Crème brulée gekostet haben.” Bei dem Gedanken an diese Nachspeise fuhr sie sich unwillkürlich mit der Zunge über die Lippen.
Zane schien das nicht zu beeindrucken. “Das ist auch nur Pudding mit einer Zuckerkruste. Meinen Sie denn, ich hätte noch nie in einem französischen Restaurant gegessen? Ich war in Seattle auf dem College, und da gibt es jede Menge französische Restaurants. Nun schauen Sie nicht so schockiert drein. Haben Sie etwa gedacht, dass ich immer nur hier auf der Ranch gelebt habe?”
“Ich weiß nicht, was ich denken soll.” Das war die Wahrheit. Immer wenn sie glaubte, Zane durchschaut zu haben, gelang es ihm, sie aus der Fassung zu bringen. Tracy war sich nicht sicher, ob sie sich darüber ärgern sollte oder nicht.
Am nächsten Tag war Zane aus irgendeinem Grund schlecht gelaunt. Dafür wurden die neuen Küchengeräte problemlos angeliefert. So mochte sie ihr momentanes Leben – problemlos.
Aber es sollte nicht dabei bleiben. Die Spaghetti vom letzten Abend waren ein Erfolg gewesen, aber leider misslangen ihr am nächsten Morgen die Eier. Es war allerdings auch das letzte Mal gewesen, dass sie auf dem alten Herd hatte kochen müssen. Da der neue Herd noch nicht angeschlossen war, hatte sie zum Mittagessen Thunfischsandwiches gemacht und lernen müssen, dass Cowboys keinen Thunfisch mochten. Jedenfalls nicht die Cowboys von der Best-Ranch.
Nachdem die Geräte erst einmal aufgestellt und angeschlossen waren, musste sie Zane unbedingt zeigen, wie großartig die Küche nun aussah. Sobald er das Haus betrat, schnappte sie sich ihn und zerrte ihn in die Küche.
“Sehen Sie doch!”
“Was?”, fragte er, als sie ihn zur Spüle zog.
“Na alles.” Sie breitete die Arme aus, um ihm zu bedeuten, dass sie die ganze Küche meinte. Alles glitzerte und glänzte, besonders der neue, weiße Herd und die Geschirrspülmaschine. Sie stellte sich hin, als wäre sie in einer Spielshow. “Ein selbstreinigender Backofen, elektronisch gesteuerte Brenner. Die Geschirrspülmaschine reinigt sogar Pfannen und Töpfe. Jetzt kann ich endlich auch meine Kochutensilien unterstellen, die ich aus Chicago mitgebracht habe. Ich bin recht gut ausgerüstet. Hier ist die Salatschleuder und dieses Teil hier nenne ich persönlich eine Teigpistole. Zum Verzieren von Plätzchen.”
“Normalerweise benutzen wir Pistolen hier nur, um Haushälterinnen, die nicht kochen können, zu erschießen.”
Da sie von seinen ständigen Nörgeleien die Nase voll hatte, steckte sich Tracy die Daumen in die Ohren und wackelte mit den Fingern.
Er blickte sie erstaunt an.
“Das haben mir die Kinder beigebracht”, erklärte sie ihm gelassen. “Seien Sie froh, dass ich Ihnen keinen Honig über den Kopf geschüttet habe. Das hätten die beiden heute Morgen fast mit mir gemacht. Sie hatten einen Eimer voller Honig oben auf der Tür platziert.”
Zane war sprachlos. Außerdem stellte er sich gerade vor, wie sie mit Honig beschmiert aussehen würde.
“Sie haben mir aber versichert, dass die Honig-Installation noch aus der Zeit stammte, als sie mich unbedingt loswerden wollten. Ich schätze, es war eine Art Test, und ich habe ihn bestanden. Seit Sie ihnen versprochen haben, mehr Zeit mit ihnen zu verbringen, ist alles viel einfacher geworden. Die beiden entwickeln sich sogar außerordentlich gut, so gesehen.”
“So gesehen?”
“Ja, wenn man bedenkt, dass es sich um die Best-Zwillinge handelt. Den Schrecken aller Kaufleute und Haushälterinnen.”
Zane lachte.
Sie lächelte ihm erfreut zu.
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