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Diesseits Des Mondes

Diesseits Des Mondes

Titel: Diesseits Des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asta Scheib
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dachte, dass sie wahrscheinlich erst ein Kind haben müsste, um zu lieben.
     
    Im Number Six sah Sharon erst einmal nur Männer, eigentlich nur Köpfe und die auch wieder nur als helle Flecken im Dunkel der Bar. Helle Flecken, entwederder Bühne zugewandt oder einem Whisky oder einem anderen hellen Flecken neben sich. Es war fast Mitternacht, alle Plätze schienen besetzt.
    Der dunkle Raum war ohne Fenster. Natürlich, niemand wollte hinausschauen, dies war eine Festung. Sharon hatte keine Vorstellung von dem, was sie erwartete, sie nahm nur Gerüche wahr, einen schwer deutbaren Dunst, der alle Wahrheit zu vernebeln schien.
    Als Friedrich und Sharon sich an die Bar stellten, die linker Hand die Wand einnahm, bot ein Mann Sharon seinen Barhocker an. Es war der Weißhaarige aus der El-Al-Maschine, der Sharon seine Karte gegeben hatte, der Anwalt Ferdinand Dietl. Auf einen Wink von ihm bekam auch Friedrich einen Sitzplatz. Aus dem Dämmer tauchte der Geschäftsführer auf und fragte nach den Wünschen. Seine Devotheit war kalt. Ihm, dem Zuhälter in der dritten Generation, machte keiner was vor. Er kannte sie, die kleinen Fretter und die wirklich dicken Fische. Er wollte von allen dasselbe. Vorsehen musste er sich vor Leuten wie dem Dietl. Der kannte die Gesetze, die er, Felngruber, scheute. Scheuen musste. Daher bemühte er sich, zu Dietl eine Art kumpelhafter Feindschaft aufrechtzuerhalten.
    Dietl zeigte deutlich seine Bewunderung für Friedrich. Er kannte sich aus in der Malerei des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts, die Friedrichs Familie gesammelt hatte. Er kannte auch die zahlreichen Stiftungen des Hauses. Der Geschäftsführer begnügte sich mit anerkennendem Nicken. Ihm war gleichgültig, woher die Leute ihr Geld nahmen, wenn sie nur welches hatten und gewillt waren, es in Etablissementswie dem, das er führte, auszugeben. Der Doktor Dietl, dem das Haus gehörte, dem er Pacht zahlen musste, der zog ihm die Haut ab.
    Sharon schaute auf die Bühne, wo jetzt ein blondes Mädchen die langen Beine abwechselnd in die Höhe warf, wobei sie jedem Bein immer beglückwünschend nachzuschauen schien. Freundlich verabschiedete sie sich auch von ihrem fast sportlich anmutenden Seidenhemd, dem breiten Gürtel, dem Büstenhalter und dem Höschen aus Glitzerleder. Das Mädchen hatte jetzt nur noch die Freundlichkeit am Leib. Nackt schickte sie nochmals ihre Beine gen Himmel und dann trat sie ab, um nach kurzem Lichtwechsel Christin Platz zu machen, die in einem hautengen Abendkleid auftrat, das eine Art spanischen Rüschenrock hatte, der sich beim Tanzen dann als rüschenbesetzte Hosenbeine erwies. Die trug sie noch, als das Bikinihöschen schon gefallen war.
    Sharon wusste von Christin, dass sie während des Tanzens nichts empfand außer den eigenen Herzschlag. Dass sie ihren Körper in einer Hülle trug, keinerlei Intimität kannte mit den anderen, die sie ansahen oder auch nicht ansahen. Sharon versuchte beim Auftritt Christins die in ihrer Nähe sitzenden Männer zu beobachten. Weder Friedrich noch Dietl geschweige denn der Geschäftsführer hatten einen Blick für die Bühne, und auch auf den Gesichtern der Männer konnte Sharon kein großes Interesse oder gar Gier entdecken. Eine Atmosphäre des Banalen. Sharon meinte sogar, Desinfektionsmittel zu riechen. Zuerst hatte ich Magenschmerzen, hatte Christin gesagt, dauernd musste ich auf den Lokus. Ich glaube, in der Woche vor meinem ersten Auftritt habe ich sechsPfund abgenommen. Jeden Tag eines. Obwohl mein Geld so knapp war, hab ich mir diese Perücke gekauft, 800   Mark, aber ohne die hätte ich mich überhaupt nicht rausgetraut auf die Bühne. Stell dir vor, da sitzt einer drin, der mich kennt. Ich will das nicht wegen Pablo. Und dann war es so weit, und ich habe mich auf meinen Auftritt konzentriert und auf den Bewegungsablauf, den ich mit Bill einstudiert hatte, nur darauf habe ich mich konzentriert, gesehen habe ich niemanden. Und ich hab mich gefühlt wie als Kind, wo du dir die Augen zugehalten hast und überzeugt warst, dass dich niemand sieht. So sicher habe ich mich unter der Perücke gefühlt, ohne die Perücke würde ich niemals auftreten. Ich bin eben Vanessa, nicht Christin, es ist gar nicht so schlimm, vor allem nicht, wenn die anderen Mädchen noch nüchtern sind. Nur wenn sie sich betrinken und hysterisch werden, dann gibt es Krach, das ist manchmal nicht zum Aushalten. Da verteilt der Felngruber auch Ohrfeigen. Ich halte mich da raus. Ekelhaft

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