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Diesseits vom Paradies

Diesseits vom Paradies

Titel: Diesseits vom Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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für ihn wohl eher typische Verhaltensweise, in der das Mädchen der Spiegel für seine innere Verfassung war. Rosalind hatte mehr als nur leidenschaftliche Anbetung in ihm erweckt; er empfand eine tiefe, unvergängliche Zuneigung zu Rosalind.
    Doch war das Ganze gegen Ende hin mit so viel Dramatik und Tragik verbunden, was in dem ausufernden Alptraum seiner dreiwöchigen Sauftour gipfelte, dass seine Gefühle einfach erschöpft waren. Die Menschen und Umgebungen, an die er sich als kühl und gelassen oder wundervoll künstlich erinnerte, schienen ihm eine Zuflucht zu verheißen. Er schrieb eine zynische Story, in der das Begräbnis seines Vaters vorkam, und schickte sie an ein Magazin, was einen Scheck über sechzig Dollar und die Bitte um mehr in dieser Art zur Folge hatte. Dies schmeichelte seiner Eitelkeit, inspirierte ihn jedoch zu keinem weiteren Versuch.
    Er las enorm viel. Ein Porträt des Künstlers als junger Mann verwirrte und deprimierte ihn; Joan and Peter und The Undying Fire riefen sein aufmerksames Interesse [302] hervor; und durch einen Kritiker namens Mencken entdeckte er zu seinem Erstaunen einige ausgezeichnete amerikanische Romane: Vandover and the Brute, The Damnation of Theron Ware und Jennie Gerhardt. Mackenzie, Chesterton, Galsworthy und Bennett waren in seiner Wertschätzung von scharfsinnigen, lebensprühenden Genies zu lediglich angenehm zerstreuenden Zeitgenossen herabgesunken. Shaws distanzierte Klarheit und bestechende Konsequenz und die wundervoll berauschten Versuche von H. G. Wells, den Schlüssel romantischen Ebenmaßes in das sperrige Schloss der Wahrheit einzupassen, waren die Einzigen, die seine gespannte Aufmerksamkeit gewannen.
    Gern hätte er Monsignore Darcy wiedergesehen, dem er nach seiner Landung geschrieben hatte, ohne jedoch eine Antwort zu erhalten; außerdem wusste er, dass ein Besuch bei Monsignore unvermeidlich die Geschichte von Rosalind beinhalten musste, und bei dem Gedanken, sie noch einmal wiederholen zu müssen, überlief es ihn vor Schrecken eiskalt.
    Auf seiner Suche nach gelassenen Menschen fiel ihm Mrs. Lawrence wieder ein, eine sehr intelligente, sehr würdevolle Dame, die zur katholischen Kirche konvertiert und eine große Verehrerin von Monsignore war.
    Eines Tages rief er sie an. Ja, sie erinnerte sich genau an ihn; nein, Monsignore war nicht in der Stadt, sondern in Boston, soweit sie wusste; er hatte versprochen, zum Dinner zu kommen, wenn er wieder da war. Ob Amory nicht zum Lunch kommen wolle?
    »Ich dachte, ich sollte einiges nachholen, Mrs. Lawrence«, sagte er vieldeutig, als er dort eintraf.
    [303] »Monsignore war letzte Woche erst hier«, sagte Mrs. Lawrence bedauernd. »Er wollte Sie furchtbar gern sehen, aber er hatte Ihre Adresse zu Hause vergessen.«
    »Hat er gedacht, ich wäre dem Bolschewismus verfallen?«, fragte Amory interessiert.
    »Oh, er macht sich augenblicklich schreckliche Sorgen.«
    »Worum?«
    »Um die irische Republik. Seiner Meinung nach fehlt es ihr an Würde.«
    »So?«
    »Er ist nach Boston gefahren, als der irische Präsident dort eintraf, und er war sehr bekümmert, weil die Leute vom Empfangskomitee unbedingt ihre Arme um den Präsidenten legen wollten, als sie im Auto fuhren.«
    »Das kann ich ihm nicht verübeln.«
    »Was war für Sie das Beeindruckendste, als Sie bei der Armee waren? Sie sehen um einiges älter aus.«
    »Das rührt von einer anderen, verheerenderen Schlacht«, erwiderte er und lächelte dabei wider Willen. »Aber die Armee – mal überlegen – ja, ich habe entdeckt, dass physischer Mut zum Großteil von der physischen Verfassung abhängt, in der ein Mann sich befindet. Ich weiß jetzt, dass ich so tapfer bin wie jeder andere – das hat mir früher immer Sorgen gemacht.«
    »Was noch?«
    »Die Vorstellung, dass die Menschen alles ertragen können, wenn sie sich einmal daran gewöhnt haben, und dann die Tatsache, dass ich in der Psychologieprüfung eine gute Note bekommen habe.«
    Mrs. Lawrence lachte. Amory fand es überaus [304] entspannend, in diesem ruhigen Haus am Riverside Drive zu sein, abseits vom dichtgedrängten New York, wo man das Gefühl hatte, dass viele Menschen auf kleinem Raum große Mengen Atem verströmen… Mrs. Lawrence erinnerte ihn entfernt an Beatrice, nicht im Temperament, doch in ihrer vollkommenen Anmut und Würde. Das Haus, die Einrichtung, die Art, wie das Essen serviert wurde, standen in immensem Kontrast zu dem, was er in den großen Häusern auf Long Island

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