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Diesseits vom Paradies

Diesseits vom Paradies

Titel: Diesseits vom Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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Hintergrund ein Mann herumlärmte und einer aus seiner Gesellschaft mit ihm stritt.
    »Der Typ, mit dem ich hier bin, ist ein verdammter Idiot«, vertraute ihm die Blauäugige an. »Ich kann ihn nicht leiden. Ich will lieber mit dir nach Hause gehen.«
    »Bist betrunken?«, fragte Amory unter Aufbietung allen Scharfsinns.
    Sie nickte kokett.
    »Geh mit ihm nach Hause«, riet er ihr dringlich. »Er hat dich schließlich hergebracht.«
    In diesem Moment machte sich der lärmende Mann im Hintergrund von denen los, die ihn aufhalten wollten, und kam auf sie zu.
    »Was fällt Ihnen ein!«, begann er wutschnaubend. »Ich hab das Mädchen mit hergebracht, und Sie mischen sich da ein!«
    Amory betrachtete ihn kalt, während das Mädchen sich fester an ihn klammerte.
    [295] »Lassen Sie gefälligst mein Mädchen los!«, tobte der Mann.
    Amory versuchte, seinen Augen einen drohenden Ausdruck zu geben.
    »Gehen Sie zum Teufel!«, befahl er schließlich und wandte seine Aufmerksamkeit dem Mädchen zu.
    »Liebe auf ’n ersten Blick«, sagte er.
    »Ich liebe dich«, hauchte sie und schmiegte sich eng an ihn. Sie hatte wirklich schöne Augen.
    Irgendjemand beugte sich herüber und flüsterte Amory ins Ohr.
    »Das ist doch Margaret Diamond. Sie ist betrunken, und der Bursche hier hat sie mitgebracht. Lass sie lieber los.«
    »Dann soll er sich um sie kümmern!«, schrie Amory wütend. »Ich bin doch nicht von der Heilsarmee, oder? Oder?«
    »Lass sie los!«
    »Sie hat sich doch an mich gehängt, verdammt! Lass sie hängen!«
    Die Menschenansammlung um den Tisch wurde immer größer. Einen Moment lang drohte das Ganze auszuarten, doch dann bog ein schnittiger Kellner Margaret Diamonds Finger einzeln zurück, bis sie Amory losließ – worauf sie dem Kellner voller Wut eine Ohrfeige verpasste und ihrem tobenden ursprünglichen Begleiter um den Hals fiel.
    »Lieber Gott!«, rief Amory.
    »Gehen wir!«
    »Komm, die Taxis werden rar!«
    »Kellner, die Rechnung.«
    »Komm, Amory. Deine Romanze ist vorbei.«
    Amory lachte.
    [296] »Du weißt ja gar nicht, wie recht du hast. Keinen Schimmer hast du. Das is’ ja der Mist.«
    Amory und die Arbeitsprobleme
    Zwei Tage später klopfte er vormittags an die Tür des Direktors von Bascome & Barlows Werbeagentur.
    »Herein!«
    Amory betrat schwankend den Raum.
    »Morgen, Mr. Barlow.«
    Mr. Barlow setzte zur besseren Prüfung die Brille auf und ließ den Mund ein wenig offen stehen, damit er besser zuhören konnte.
    »Nun, Mr. Blaine. Sie haben sich etliche Tage nicht blicken lassen.«
    »Nein«, sagte Amory, »ich kündige.«
    »Na – na – das ist…«
    »Mir gefällt es hier nicht.«
    »Das tut mir leid. Ich fand unser Verhältnis bisher eigentlich ganz – eh – erfreulich. Sie schienen sehr hart zu arbeiten – vielleicht ein bisschen zu viel Hang zu ausgefallenen Texten –«
    »Ich hab’s einfach satt«, unterbrach Amory ihn rüde. »Es ist mir verdammt gleichgültig, ob Harebells Mehl besser ist als jedes andere. Tatsächlich hab ich’s nie probiert. Deswegen bin ich’s leid, den Leuten was zu erzählen – oh, ich weiß schon, ich hab was getrunken…«
    Mr. Barlows Gesichtsausdruck erstarrte bei manchen besonders harten Ausdrücken.
    [297] »Sie haben sich um eine Stelle beworben –«
    Amory brachte ihn mit einem Wink zum Schweigen.
    »Außerdem finde ich, dass ich saumäßig unterbezahlt bin. Fünfunddreißig Dollar die Woche – weniger als ein guter Zimmermann.«
    »Sie hatten gerade erst angefangen. Sie haben vorher noch nie gearbeitet«, sagte Mr. Barlow kühl.
    »Aber es hat zehntausend Dollar gekostet, mich so zu erziehen, dass ich Ihnen Ihr Dreckszeug da schreiben kann. Außerdem, was die Dienstjahre angeht, Sie haben hier Stenographen, denen Sie seit fünf Jahren fünfzehn Dollar die Woche zahlen.«
    »Ich werde darüber nicht mit Ihnen diskutieren, Sir«, sagte Mr. Barlow und erhob sich.
    »Ich auch nicht. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich kündige.«
    Sie blieben kurz stehen und sahen sich ungerührt an, dann drehte Amory sich um und verließ das Büro.
    Kleine Ruhepause
    Vier Tage später kehrte er endlich in das Apartment zurück. Tom war mit einer Buchrezension für The New Democracy beschäftigt, bei der er als Redakteur arbeitete.
    Sie sahen sich einen Augenblick schweigend an.
    »Na?«
    »Na?«
    »Um Himmels willen, Amory – wo hast du das blaue Auge her – und diesen Kiefer?«
    [298] Amory lachte.
    »Das ist noch gar nichts.«
    Er streifte den Mantel ab

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