Dietz, William C. - Mass Effect 4 - Blendwerk
einen Schalter, woraufhin das Tor rumpelnd nach oben glitt und den Weg in den darunterliegenden Stollen freigab.
Die Art, wie die Wachen sie anblickten, war Gillian unangenehm. Kim führte sie in den Stollen hinein und fuhr das Tor wieder hinunter. „Warum haben die beiden mich so angestarrt?“
„Du bist berühmt“, antwortete Kim, während sie über zwei zum Teil von Erde bedeckte Schienen durch den breiten, schwach erleuchteten Stollen schritt. „Hier auf Omega bist du in aller Munde, nach dem, was du im Afterlife angestellt hast. Du bist ein Paradebeispiel für die Überlegenheit der Biotiker.“
Gillian, die sich stets eher als Freak denn als von allen geachtete Biotikerin empfunden hatte, riss überrascht die Augen auf.
Drei staubige Gyrocycles standen an der rechten Seite des Stollen, ebenso wie ein offener Wagen und ein beschädigter Waggon. Nach weiteren dreißig Metern endete der Stollen abrupt vor einer bewachten breiten Tür, die offenbar erst vor Kurzem eingesetzt worden war. Obwohl die schwer bewaffneten Biotikerwachen Kim kannten, musste sie einen Augenscan absolvieren. Gillian wurde gebeten, ihre Taschen zu entleeren und sich mit gespreizten Beinen und hoch erhobenen Händen an die Wand zu stellen. Ein lautes Piepen ertönte, als die Wache ihr Gerät über ihre Brust führte. Sie blickte auf das Terminal, das neben ihr stand. „Der Edelstein ist ein Datenspeichergerät. Bitte legen Sie ihn ab.“
Gillian war verwirrt. „Er ist was ? “
Die Wache ignorierte ihre Frage. „Gestatten Sie uns, das Speichergerät nach Schadprogrammen zu durchsuchen?“
Gillian blickte Kim an und wieder zurück zu den Wachen. „Ja, natürlich. Warum nicht? Ehrlich … Ich hatte keine Ahnung, dass der Stein ein Speichergerät ist.“
Die Wache ergriff den Edelstein, legte ihn in eine Öffnung auf dem Terminal und las die Worte, die auf dem Bildschirm auftauchten: „Keine Verschlüsselung. Keine Schadprogramme. Sie dürfen das Ding mit reinnehmen.“
Der Edelstein wurde seiner Besitzerin wieder ausgehändigt. Gillian steckte ihn und die Kette in eine ihrer Taschen und nahm sich vor, sich den Inhalt des Speichergeräts anzusehen, sobald sie die Zeit und die Gelegenheit dazu fand. „Der Stein war ein Geschenk meines Vaters“, sagte sie an Kim gewandt. „Ich hatte keine Ahnung, dass er eine Nachricht enthält.“
Kim lächelte. „Wie nett. Dann kannst du dich ja auf etwas freuen. Komm, man erwartet uns bereits.“
Sie passierten den Kontrollpunkt und begaben sich in den Bereich, der sich hinter der Tür auftat. Er war um einiges beeindruckender als die stillgelegte Mine, die Gillian erwartet hatte. Aus dem harten Fels war eine sphärenähnliche riesige Höhle mit einem völlig ebenen Boden geschaffen worden. Die Wände waren mit symmetrisch angeordneten Löchern überzogen. Gillian blickte sich aufmerksam um und bemerkte, dass ein ständiges Kommen und Gehen herrschte.
Ein kuppelförmiges Gebäude stand in der Mitte der Höhle, auf das Kim nun zusteuerte. Es sah aus, als wäre es von einem anderen Volk erbaut worden war als den Baumeistern der Höhle. Doch dessen war Gillian sich nicht sicher. „Wir glauben, dass die Originalhöhle als Nest diente“, sagte Kim. „Nicht, dass das von Bedeutung wäre. Das Wichtigste ist, dass wir hier sicher sind – zumindest so sicher, wie etwas auf diesem Scheißhaufen sein kann. Das ehemalige Hotel, in dem wir vorher gewohnt haben, war okay, aber als wir das hier entdeckt haben, sind wir sofort umgezogen. Dank des Geldes, das wir T’Loak gestohlen haben, konnten wir das Ganze bar bezahlen.“ Da war sie wieder, diese Unerschrockenheit, diese Zuversicht und diese Kraft, die Kim ausstrahlte. Gillian war beeindruckt.
Das Gebäude vor ihr bestand lediglich aus einem weit ausladenden Dach, das von gewaltigen Säulen getragen wurde. Augenscheinlich wurde es für größere Zusammenkünfte und als Kantine und Küche genutzt. Etwa fünfzehn Leute saßen dort und wandten sich neugierig um, als Kim ihre Begleiterin durch die Anlage führte. Plötzlich erklang eine männliche Stimme. „Gillian! Ich bin’s, Nick!“
Gillian wandte sich um und sah eine vertraute Gestalt auf sich zukommen. Nick erschien ihr größer, als sie ihn in Erinnerung hatte, und seine rechte Schulter war bandagiert. An seinem Gürtel trug er zwei Pistolen. Ja, so kannte sie ihn, ebenso wie das breite Grinsen.
„Verdammt, Mädchen, es tut gut, dich zu sehen.“ Nick drückte ihr einen Kuss auf die
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