Dietz, William C. - Mass Effect 4 - Blendwerk
Kahlee zwang sich zu einem Lächeln. „Ja, natürlich.“
„Aber Sie müssen mir versprechen“, sagte T’Loak, „dass Sie Gillian einsperren, wenn ich sie an Sie ausliefere. Sollten Sie das nicht tun oder Gillian Ihnen entkommen, werde ich sehr ungehalten.“
„Das würden wir natürlich gern vermeiden“, antwortete Anderson trocken.
„Dann sorgen Sie dafür, dass Sie Ihren Teil unseres Abkommens erfüllen.“ T’Loak schaute Anderson und Kahlee durchdringend an. „Darf ich Ihnen jetzt einen Drink spendieren?“
ELF
Auf Omega
Gillian war beeindruckt von der Leichtigkeit, mit der die Straßengang den Cerberusagenten, der ihnen gefolgt war, abgeschüttelt hatte. Hatte er sich ihnen wegen ihres Vaters an die Fersen geheftet? Das war durchaus möglich, obwohl Gillian sich nicht erklären konnte, was der Unbekannte damit zu gewinnen hoffte. Sie selbst hatte keinen Zugriff auf geheime Informationen. Wenn die Biotiker es schafften, diesen Mann namens Leng aufzuspüren, konnte Gillian vielleicht einen Vorteil aus der Situation ziehen.
Bevor sie diese Möglichkeit weiterverfolgen konnte, war es notwendig, mit dem Biotischen Untergrund klarzukommen, der sie als Mitglied gewinnen wollte. Zumindest behauptete Cory Kim das. Aber wollte Gillian zu einem Teil dieser Organisation werden? Leider hatte sie nicht viele Alternativen, da sie sich verstecken musste. Diese Überlegungen beschäftigten sie, während sie Kim durch die surreale Stadtlandschaft von Omega folgte.
Der falsche Sonnenschein verblasste immer mehr, da ein Computer die Beleuchtung herunterfuhr. Dies diente dem Wohlbefinden der Völker, die tagbeziehungsweise nachaktiv waren und den Wechsel zwischen Helligkeit und Dunkelheit benötigten, um ausreichend Erholung zu finden. Als sie einem alten Kanal in westlicher Richtung folgten, begannen allerlei Lichter und Schilder zu blinken. Es gab Schatten, die den Jägern als Deckung dienten. Gillian wusste das, und ihre Besorgnis nahm weiter zu.
Währenddessen erzählte Kim ihr fröhlich alles Mögliche. Die meisten ihrer Geschichten handelten von Nicks Heldentaten. Die Gefahren, die überall auf sie lauerten, schien sie zu ignorieren. Gillian fand das ausgesprochen merkwürdig, bis drei Schlägertypen unvermittelt vor ihnen auftauchten. Sie verstellten ihnen den Weg, und der mittlere, ein Turianer mit einer leichten Panzerung und einem Sturmgewehr, ergriff das Wort. „Guten Abend, meine Damen! Wir sammeln Spenden für einen guten Zweck, nämlich für uns selbst.“
Der Batarianer und der Mensch kicherten laut. Offenbar hielten sie die Worte ihres Kumpanen für sehr witzig. „Ich nehme den vieräugigen Joker rechts. Du kümmerst dich um die anderen. Machen wir sie fertig“, raunte Kim ihrer Begleiterin zu.
Nachdem sie ihre biotischen Fähigkeiten im Afterlife unter Beweis gestellt hatte, war Gillian zuversichtlich, den Befehl ausführen zu können, und sammelte bereits die notwendige Energie. Sie hob die Hände und pflückte ihre Ziele förmlich vom Boden. Als der Mensch wieder zu Boden stürzte, prallte er hart mit den Füßen auf. Er stieß einen gellenden Schmerzensschrei aus, da seine Knöchel mit einem lauten knackenden Geräusch brachen. Währenddessen feuerte der Turianer eine Salve in die Luft und landete einen Sekundenbruchteil später mit dem Rücken auf der Erde. Nachdem er kurz den Kopf geschüttelt hatte, um wieder klar zu sehen, versuchte er sich aufzurappeln, doch Kim ließ den Batarianer genau auf ihn herabfallen. Eine Schockwelle folgte und setzte die beiden außer Gefecht.
Kim spuckte verächtlich auf den Leib des Batarianers und ging kopfschüttelnd an den erfolglosen Angreifern vorbei. Es war diese offene Missachtung, die Gillian abstieß und zugleich erregte. Kahlee Sanders und Hendel Mitra hatten sie gelehrt, ihre biotischen Fähigkeiten zu verbergen, um von der Gesellschaft akzeptiert zu werden. Jemanden wie Kim zu sehen, die ihre Talente offen, ja sogar voller Stolz einsetzte, erschien ihr nun wie eine Offenbarung. Plötzlich erkannte sie, dass die anderen Angst vor ihr haben sollten und nicht sie vor den anderen.
Die Nacht war beinahe hereingebrochen, als die beiden Frauen vor einem arg ramponierten Stahltor innehielten. Außerirdische Symbole waren in die Farbe geritzt und schienen sehr alt zu sein. Ein Mensch und eine Asari lehnten neben dem Tor an der Wand, und trotz ihrer lässigen Haltung wusste Gillian sofort, dass sie dort Wache standen. Die Asari betätigte
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