Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Titel: Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Spitzer
Vom Netzwerk:
deutlich, worum es sich bei diesem Herrn ganz offensichtlich handelt: einen Lobbyisten der Killerspiele-Industrie.
    Es ist ein Skandal, dass öffentliche Gelder dafür verwendet werden, Software auszuzeichnen, die die junge Generation zur Gewalt anleiten, dass Politiker und Pädagogen zu Marktschreiern verkommen und dass – über alle Parteien hinweg – eine völlige Immunität gegenüber den wissenschaftlich nachgewiesenen Erkenntnissen besteht. Die politische Linke gibt sich gern fortschrittlich und ist daher für neue Medien; die Liberalen wollen wirtschaftliche Freiheit und sind damit prinzipiell gegen Regeln oder gar Verbote; und das konservative Lager repräsentiert die gewinnemachende Industrie und möchte andererseits sein Image als »Hort des Traditionsbewusstseins« bekämpfen und biedert sich damit ebenfalls bei den Medien an. Das i-Tüpfelchen der politischen Aussichtslosigkeit des in diesem Buch vertretenen Standpunkts bildet die hierzulande einzige neue politische Kraft, die Piraten. Sie huldigen den digitalen Medien, der Anonymität und der grenzenlosen Freiheit jedes Einzelnen in und mit ihnen. Damit ist eines klar: Von der Politik, ganz gleich welche Partei, darf man nicht erwarten, dass irgendetwas geschieht.

Ballerspiele für Eltern und Lehrer
    In seiner Eigenschaft als Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen übernahm Armin Laschet die Schirmherrschaft über das bundesweite Projekt Eltern-LAN, einem von Spieleherstellern und der Bundeszentrale für politische Bildung ins Leben gerufenen Projekt zur Förderung der Spielekompetenz speziell von Eltern und Lehrern für die Spiele Truckmania forever, Counter-Strike und Warcraft III.
    In seinem Geleitwort schreibt der Minister (und ich konnte nicht anders, als ein paar kurze Kommentare in Klammern einzuschieben): »Bildschirmspiele sind inzwischen ein wichtiger Bestandteil der Jugendkultur geworden.« (Das stimmt, leider.) »Eltern und Pädagogen können diese Faszination nicht immer nachvollziehen.« (Das stimmt auch.) »Oft mangelt es an Wissen und eigenen Erfahrungen mit virtuellen Spielwelten.« (Ja, glücklicherweise wissen Eltern und Lehrer etwas Besseres mit ihrer Zeit anzufangen, als mit virtuellen Autos auf virtuellen Pisten zu rasen oder virtuelle Terroristen oder Kriegsgegner virtuell abzuschlachten. An dieser Stelle beginnt nun die mit Steuergeldern bezahlte Propaganda.) »Aus dieser Unkenntnis erwachsen Vorurteile und Unsicherheiten, wie die neuen Spielformen die Entwicklung der Heranwachsenden beeinflussen. Auch die Informationsmedien sorgen hier nicht immer für Klarheit: Häufig wird betont, wie negativ sich Computerspiele auf die Entwicklung von Kindern auswirken. Gleichzeitig werden aber auch die Chancen für den Erwerb wichtiger Schlüsselqualifikationen hervorgehoben […] eine sachgerechte und sensible Diskussion über Computerspiele [ist] für den konstruktiven Dialog zwischen den Generationen extrem wichtig.« [354]  
    Dieser – vom Minister unterschriebene – Text ist in seiner Verdrehung von Tatsachen kaum zu überbieten. Ebenso wenig, wie Eltern Rauschdrogen einnehmen sollten, um zu wissen, wie schädlich diese sind, müssen sie selbst ballern, um zu wissen, was das mit ihren Kindern macht. Vor allem die Mütter sehen und spüren dies täglich. Man hat daher auch keine Vorurteile, sondern ein klares Urteil, wie negativ sich das auf die Kinder auswirkt – nicht zuletzt, weil die Wissenschaft dies immer wieder und sehr klar nachgewiesen hat. Wer hier behauptet, es bestünden Unklarheiten, lügt und vernebelt bewusst.
    Wer nicht ballert, der verpasse Chancen auf Schlüsselqualifikationen. Welche sollen das sein, Herr Minister? Computerspiele machen dick, dumm, gewalttätig und stumpfen ab. Als sechsfacher Vater weiß ich, wie schwierig es manchmal sein kann, seinen Kindern Grenzen zu setzen. Wer das aber nicht kann oder nicht will, der ist kein guter Vater und keine gute Mutter. Eltern wissen, dass ihre Dreijährigen nicht das Frontalhirn besitzen, das es ihnen erlaubt, mit Süßigkeiten »vernünftig« umzugehen. Wenn sie das Beste für ihr Kind wollen, müssen sie Beschränkungen besprechen, einführen und durchsetzen, wenn es nicht anders geht auch gegen den Willen des Kindes. Mit Computerspielen ist das nicht anders. Sachgerecht diskutiert wird hier gar nichts.
    Sogar Nichtregierungsorganisationen (Non-Government-Organizations, NGOs) wie Amnesty International

Weitere Kostenlose Bücher