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Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Titel: Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Spitzer
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oder Greenpeace, die nicht gerade für ihre Zimperlichkeit bekannt sind, verhalten sich auffallend tolerant gegenüber den Medien. Vielleicht liegt dies daran, dass sie diese für Publizität brauchen und damit als Verbündete betrachten, mit denen man es sich nicht verderben will. Wie auch immer: Ich sehe keine gesellschaftlich relevante Institution, die damit beschäftigt oder auch nur dazu geeignet wäre, den negativen Folgen digitaler Medien für unsere Gesundheit und unsere Bildung nachzugehen und auf diese aufmerksam zu machen.

Fazit
    »Stell dir vor, alle leiden an digitaler Demenz, und keiner merkt etwas!« Nur ein Zyniker wird meinen, dass es ja gar nicht anders sein könne, denn zum Wesen der Demenz gehöre es schließlich, dass man kritiklos ist, nicht mehr richtig denken kann und vor allem nicht mehr mitbekommt, was wirklich um einen herum geschieht. Gerade weil wir alle schon digital dement sind, bemerkt keiner etwas und protestiert vor allem auch keiner.
    Dem Zyniker entgegne ich: Die Lage ist zwar durchaus ernst, aber wäre sie schon hoffnungslos, hätte ich dieses Buch nicht geschrieben. Dieses Kapitel zeigt jedoch, dass gerade weil digitale Medien uns heute von früh bis spät und von der Wiege bis zur Bahre berieseln, es immer schwieriger wird, klar zu sehen, was sie mit uns anrichten. Politiker wollen oder können es nicht, Kirchen meinen, sie dürften es sich mit der jungen Generation nicht verderben, manche Professoren (Medienpädagogen) werden für das Gegenteil von wissenschaftlicher Aufklärung bezahlt, von öffentlichen Geldern finanzierte Institutionen für Beratung und Aufklärung klären nicht auf, sondern vernebeln und vertuschen, und die zuständigen Ministerien für Gesundheit und Bildung geben das Ganze in Auftrag. Sogar unabhängige und überparteiliche Kommissionen versagen völlig und verkommen zu Marktgeschrei und Lobbyismus. Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass sogar die Experten aus der internationalen medialen Privatwirtschaft nur etwa zur Hälfte die Auswirkungen der Medien bis zum Jahr 2020 positiv einschätzen. Im Gegensatz dazu fällt bei der Lektüre des Berichts der Enquete-Kommission »Internet und digitale Gesellschaft« des Deutschen Bundestags zum Thema Medienkompetenz das völlige Fehlen von Kritik auf. Wie kann dies geschehen?
    Ein medienkritischer Politiker wird von den Medien demontiert. Das wissen alle, und daher geschieht nichts. In diesem Zusammenhang verwundert insbesondere die Tatsache, dass gerade die politische Linke die Freiheit der Medien vehement verteidigt, obgleich digitale Medien nachweislich dazu beitragen, dass die Kinder aus einfachen sozialen Schichten noch geringere Chancen für Aufwärtsmobilität haben. Wir wissen, dass Kinder von Eltern mit geringem Einkommen und geringerer Bildung mehr fernsehen und mehr Computerspiele spielen, wohingegen Kinder wohlhabender Eltern eher ein Buch lesen. Dies müsste eigentlich Grund genug für Regierungsbündnisse von SPD und Grünen sein, den durch und durch unsozialen Auswirkungen der Medien Einhalt zu gebieten. Die Grünen könnten das Modell der Ökosteuer auf die Medien übertragen, denn letztlich geht es um den Preis negativer Auswirkungen von Produkten, den wir alle zahlen und der nicht ins Produkt eingepreist ist (der Wirtschaftsfachmann spricht von negativen Externalitäten ). Liberale könnten darauf hinweisen, dass es ihnen um die Freiheit des Individuums geht (nicht um die der Märkte) und dass diese Freiheit durch die Allgegenwart der digitalen Medien gefährdet ist, zumal sie sich sehr ungünstig auf die Fähigkeit zur Selbstbestimmung auswirkt. Und das konservative Lager mitsamt den Kirchen könnte sich auf die abendländischen Grundwerte wie Frieden, Nächstenliebe, Familie und Solidarität mit denen, die sie brauchen, besinnen, die sich wahrhaftig zu verteidigen lohnen. Im Grunde könnte es also einen Konsens aller politischen Kräfte geben, der drohenden digitalen Demenz entgegenzuwirken. Und jeder hätte einen Grund, sich an ihm zu beteiligen. Einzig die Piraten werden nicht mitmachen, denn anarchische Freibeuter bleiben eben lieber anonym und lehnen jegliche Regeln ab – auch wenn es um den Schutz von Kindern geht. Sie wollen Suchtmittel sowieso legalisieren und werden sich an einem politischen Konsens zur Eindämmung der negativen Auswirkungen digitaler Medien auf unsere Bildung, Gesundheit und damit unsere Gesellschaft nicht beteiligen. Die Vertreter aller anderen Parteien sollten

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