Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)
fühlte sich dabei nicht wohl, aber er hatte vor, sie dieser Hoffnung zu berauben. In diesem Fall heiligte der Zweck die Mittel.
Die Ketzerin gab ihm stumm und lächelnd recht.
12
Es klopfte. ’te Kall schaute von einer uralten Magieschriftrolle auf, die er gerade an seinem Schreibtisch in der Bibliothek entzifferte. Eine Störung war ihm jetzt höchst unwillkommen, aber er hatte Axarel aufgetragen, ihn über jeden Schritt auf dem Laufenden zu halten. »Herein!«, forderte er knapp.
Die mächtige Eichentür schwang auf und seine Beraterin trat ein. »Sie erreichen die Stadt. Bis jetzt war die Lage ruhig. Trotzdem habe ich vorsorglich Verstärkung zusammengezogen. Die Beobachter sind postiert.«
’te Kall nickte. Axarel machte hervorragende Arbeit und es war ihr bestimmt lästig, den alten Mann über jede Kleinigkeit zu informieren, aber das kümmerte den Magier nicht. Der Gebieter wollte informiert werden, also hatte sie dieser Aufforderung nachzukommen. Sie kannte ihre Pflichten. Axarel verbeugte sich und schloss die Tür hinter sich.
’te Kall legte die Schriftrolle beiseite. Jetzt würde es sich entscheiden. Kargendein. Es war keine sehr große Stadt, aber wenn etwas Größeres im Busch war, dann hatten die Aufwiegler bestimmt dort Männer versammelt, um Tratsch und Gerüchte von den Soldaten der Festung aufzuschnappen. Wenn es diese Hetzer gab, würde Ludewig sie aufspüren.
Er zog wieder den Mundwinkel nach oben, wie immer, wenn ihm etwas nicht passte. Dann atmete er hörbar aus und widmete sich wieder seinen Studien.
13
»Da ist noch eine.«
Illwar folgte Xarnas ausgestreckter Hand und musste lächeln. »Nur, weil Du stiehlst wie eine, musst Du noch lange nicht jede Einzelne am Himmel aufspüren.«
»Aber ist das nicht merkwürdig? Es sind so viele. Das ist doch sonst nicht der Fall.«
Illwar hatte sich noch nie große Gedanken über Vögel im Allgemeinen gemacht, schon gar nicht über Elstern im Besonderen. Vielleicht sollte er mal versuchen, eine wiederzuerwecken. Er zuckte die Achseln. »Was können Vögel schon ausrichten. Ludewig kommt heute. Darauf sollten wir uns konzentrieren. Ich hoffe, Du bist mit Deinem Bogen, den Du Dir besorgt hast, so gut, wie Du behauptest. Denk dran, die Leute sind an wichtigen Stellen gepanzert.«
»Keine Sorge. Bei dreißig Mann wird schon einer dabei sein, der mir eine verletzliche Stelle präsentiert. Wobei mir der Oberst natürlich am liebsten wäre.« Sie lächelte Illwar verschwörerisch an. Im selben Moment hörte sie hinter sich ein Rascheln und sie zuckte zusammen. Beide Dolche gezückt, wirbelte sie herum. Eine Elster flog über die beiden hinweg. Xarna stieß die angehaltene Luft aus.
»Na, ich hoffe, Du lässt Dich nachher nicht genauso ins Bockshorn jagen«, lachte Illwar. »Nervös?«
Xarna schüttelte sich. »Ich weiß auch nicht. Aber diese Elstern …«
»Heute Nacht, als Du den Bogen entliehen hast, hatte Dich die Eule auch beinahe zu Tode erschreckt.«
»Das war was anderes. Ich dachte, sie verrät unsere Position.«
»Normalerweise kommunizieren Vögel nicht mit Menschen.«
Xarna schaute skeptisch zum Himmel, wo sich zwei Elstern umkreisten. »Da wäre ich mir gar nicht so sicher.«
Illwar schüttelte den Kopf. »Los komm. Es wird Zeit.«
* * *
Das Tor stand offen. Alles andere wäre eine Provokation gewesen. Einen Großteil der Stadtwache hatte der Bürgermeister als Ehrenformation antreten lassen. Er dachte sich, dass dies am unauffälligsten war, um eine Kompanie schwerbewaffneter Männer zu verstecken. Positioniere sie am besten genau vor den Augen des Gegners und er wird sie gar nicht sehen. Jedenfalls hoffte er das.
* * *
Die Staubwolke legte sich langsam, als die Patrouille in eine langsamere Gangart überging. Ludewig schaute verächtlich auf die Wachen auf der Mauer. Keine kampferprobten Männer. Waschlappen, denen man eine Pike in die Hand gedrückt hatte. Wozu die dort oben auf der Mauer auch immer gut sein sollten.
Er ritt mit seinen Leuten durch das Tor und auf das Begrüßungskomitee zu. Er fragte sich kurz, ob er Befehl geben sollte, über sie hinweg zu galoppieren, entschloss sich dann aber dagegen. Es mussten Obere der Stadtverwaltung dabei sein und diese wollte er schließlich befragen.
* * *
Der Bürgermeister straffte sich. Jetzt kam es drauf an. Die ganze Nacht durch hatte er seine Ansprache vor dem Spiegel einstudiert. Seine Frau hatte sich am Ende mehr Sorgen um ihn, als um die Ankunft Ludewigs gemacht.
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