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Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Titel: Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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Alles musste sitzen. Er musste rausfinden, was der Oberst vorhatte. Hier und jetzt, mit der Stadtwache ringsum konnten sie Ludewig und seine dreißig Mann abwehren. Später wäre der Oberst bei einem so großen Auflauf der Miliz viel zu misstrauisch geworden.
    * * *
    Ludewig hob die Hand und die Patrouille kam zum Stehen. Er ritt zusammen mit Deutzen auf die wichtigtuerische Gestalt in der Mitte der Straße zu, die so aussah, als würde sie jeden Moment unter sich pissen.
    »So einen Empfang kriegen wir normalerweise nicht«, raunte Deutzen seinem Oberst ins Ohr.
    »Ehre, wem Ehre gebührt.« Ludewig grinste über beide Backen. Allerdings sah er dabei aus wie ein Wolf – ein Wolf, der ein fettes Schaf ausgemacht hatte wohlgemerkt. Sein Festmahl war serviert, doch selbst Ludewig war noch nicht bewusst, wie groß es werden würde. Von der mühsam einstudierten Rede des Schafes sollte er kein Wort zu hören bekommen.
    Er zügelte gerade sein Pferd, um dem Bürgermeister seine Verachtung kundzutun, als ein heftiges Zischen seine Wange kratzte. Wut schoss in Ludewigs Kopf und färbte seine Fratze rot. Er wusste was das war. Sofort riss er sein Schwert aus der Scheide und ließ sein Pferd einen Kreis tänzeln, um sich Überblick zu verschaffen. Das, was er sah, gehörte zu den Dingen, die seinen Tag so richtig verderben konnten. Ein Mann unter seiner Führung war getroffen – heimtückisch aus dem Hinterhalt. Der Pfeil steckte mitten im Gesicht des Soldaten. Er hatte die Nase zertrümmert und war ins Gehirn eingedrungen. Wie ein nasser Sack fiel der Mann vom Pferd.
    »Ausschwärmen!«, war alles, was Ludewig brüllen musste, um Kargendein in einen Vorort der Hölle zu verwandeln.

14
    Volmar war Bürgermeister dieser bescheidenen Stadt und er bildete sich ein, ein guter zu sein. Er bereitete sich auf alle seine Aufgaben gewissenhaft vor und versuchte immer Güte, Anstand und Moral nach außen zu repräsentieren. Er musste stets den Eindruck vermitteln, den Problemen der Stadt gewachsen, höflich zu seinen Bürgern und vorbildlich im guten Benehmen zu sein.
    Daher war es unverantwortlich und höchst ungesittet in der jetzigen Situation seinen Mund so weit offenstehen zu lassen, als versuchte sein Unterkiefer, das Pflaster zu berühren. Außerdem konnte er mit seiner wohlfeilen Rhetorik nur Fetzen wie »Aber, aber …« und andere unverständliche Laute stammeln. Völlig die Contenance verlor er, als Ludewig mit geübter Hand seinen Schädel von den Schultern trennte und sein Blut die Ratsherren neben ihm benetzte. Nicht, dass sie großes Aufsehen darum gemacht hätten. Man wusste ja, was sich gehörte.
    Die Stadtwache behielt einen einigermaßen kühlen Kopf, obwohl nichts so ablief, wie ursprünglich vorgesehen war. Während Ludewigs Soldaten in die Menge sprengten und alles abschlachteten, was sich nicht zu wehren wusste (und das waren die wenigsten) schlossen sie das Tor, damit keiner zur Festung reiten und Verstärkung holen konnte. Die Miliz auf der Mauer sprang nach unten und rammte ihre langen Piken in die Hälse und Bäuche der Pferde. Dafür langte ihre Ausbildung.
    Jeder Soldat der Patrouille war zehnmal besser ausgebildet als die Miliz der Stadt. Auch ohne Pferde schnitten sie sich durch die Reihen, aber sie waren deutlich in der Unterzahl. »Formiert Euch!«, brüllte Deutzen. Er hatte achtzehn Mann um sich versammelt und ließ sie einen Kreis bilden, Schilde nach vorne. Sie waren von allen Seiten von Milizionären eingekesselt. Der Oberst und fünf weitere Soldaten waren noch beritten und entfernten sich von ihnen in ihrem eigenen Scharmützel. Deutzen war sich nur am Rande des Wahnsinns bewusst, den diese Bürger eingingen. Er fragte sich nur, warum er nicht von Anfang an mit so etwas gerechnet hatte. Aber er hatte schlicht und ergreifend noch nie auf so etwas vorbereitet sein müssen. Er wusste, dass er aus dieser Umklammerung nicht ohne fremde Hilfe wieder herauskam. Aber er hatte ein paar gute Ideen, der Bürgerwehr große Verluste beizubringen.
    Ludewig schlug und hackte links und rechts, hinten und vorne. Sein Pferd hatte eine hervorragende Ausbildung und folgte jeder Drehung. Er trat einem widerwärtigen Bauern den Absatz ins Gesicht und hielt nach einem Ausweg Ausschau. Dieser stinkende Haufen von Trotteln hatte tatsächlich gewagt, ihm eine Falle zu stellen. Unglaublich! Wie dumm konnten diese Leute sein? Der Fürst würde es erfahren, so oder so. Spätestens dann musste Kargendein aus den

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