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Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Titel: Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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schlechte Angewohnheit. Was willst Du mit der Leiche jetzt machen?«
    »Du hilfst mir, sie in die Gasse zu ziehen.«
    Xarna hob schwungvoll eine Augenbraue. Sie warf einen Blick zurück zur Gasse und dann wieder zu Illwar. »Ist das Dein Ernst?«
    »Ja.«
    »Warum frage ich überhaupt?«
    »Weiß nicht.«
    Xarna schüttelte den Kopf. Um sie herum schlugen sich die Leute die Köpfe ein und sie diskutierte mit einem offensichtlichen Irren. Worauf hatte sie sich nur eingelassen. »Vielleicht sollten wir ihm die Rüstung ablegen. Dann wär’s einfacher.«
    »Aber dann bringt er uns auch nichts mehr nachher.«
    »Nachher?«
    »Wenn wir in der Gasse sind, wirst Du verstehen. Komm schon, alleine schaffe ich es nicht. Die Rüstung ist zu schwer.«
    »Sag mal, wovon rede ich eigentlich die ganze Zeit? Ziehen wir ihm die Rüstung aus.«
    Illwar bewegte den Kopf von links nach rechts ganz so, wie man es bei einem begriffsstutzigen Kind tut. Er nahm das Schwert, welches neben dem Soldaten lag und schob es ihm in die Scheide, was das Gewicht noch zusätzlich erhöhte. »Komm schon, hilf mir«, war alles, was er erwiderte.
    * * *
    Gemeinsam schleiften sie den schweren Körper Richtung Gasse. Ihr Rückweg sollte aber nicht genauso ereignislos bleiben, wie der Hinweg. Sie kreuzten zwei Duellanten. Ein Bürger der Stadt wehrte sich verzweifelt gegen einen Soldaten der Patrouille. Der Soldat trieb ihn vor sich her und der Bürger fiel im Rückwärtsgehen über den Leichnam. Der Soldat hatte leichtes Spiel und rammte sein Schwert tief in die Eigenweide seines Opfers. Er drehte es einen Viertelkreis und riss es wieder heraus. Blut und Gewebefetzen spritzten in Illwars und Xarnas Gesicht. Der Soldat atmete schwer, drehte sich in ihre Richtung und studierte die Gesichter der beiden Leichenfledderer. Er blickte lange und intensiv auf die beiden. Illwar hielt dem Blick stand und deutete mit seinem Kopf ein leichtes Nicken an. Der Soldat erwiderte das Nicken kurz und ruckartig, dann wandte er sich ab und suchte sich neue Beute.
    Xarna stieß die angehaltene Luft aus. Das Blut klebte auf ihrem Gesicht und ihr Magen wusste nicht, ob er an Ort und Stelle bleiben wollte. »Warum hat er uns nicht getötet?«
    Illwar blickte in ihre Richtung, als wollte er eine Antwort geben, doch er hatte keine parat. Statt dessen schaute er wieder auf den Leichnam und begann zu ziehen.
    * * *
    Xarnas Brust hob und senkte sich stoßweise. Sie stützte die Arme auf die Knie, um wieder zu Atem zu kommen. Sie nahm ihren Bogen wahr, den sie achtlos in den Dreck geworfen hatte. Sie schnaufte noch einmal durch, schnappte sich den Bogen und legte einen neuen Pfeil auf. Die erste Nase, die in der Gasse herumschnüffeln wollte, würde sie durchbohren.
    Illwar hatte unterdessen die Wasserschläuche wieder an sich gerissen. Er schloss die Augen, um sich zu konzentrieren. Er roch Blut und Urin. Ein Aroma, das sich über die Gasse gelegt hatte. Er atmete aus und öffnete seine strahlendblauen Augen. Es würde gelingen. Es musste!
    Xarna versuchte hektisch die beiden Enden der Gasse und ihren Hexenmeister, denn dafür hielt sie Illwar, im Auge zu behalten. Illwar öffnete einen Wasserschlauch. Xarna leckte ihre Lippen. Etwas zu trinken konnte sie jetzt auch vertragen. Doch statt den Schlauch anzusetzen, goss Illwar das kostbare Nass über das Gesicht der Leiche. Danach über den Brustpanzer, wo es einfach abperlte und dann über die Beine. Unter dem Soldaten bildete sich schon eine Pfütze. Xarna wollte schon protestieren, warum Illwar das gute Wasser verschwendete, doch es verschlug ihr die Sprache, als Illwar einen weiteren Schlauch öffnete und dessen Inhalt in den Mund des toten Reiters einflößte. Er murmelte dabei irgendeine unverständliche Litanei und malte obskure Zeichen auf Stirn und Wangen des Dahingeschiedenen. Danach balsamierte er dessen Hände, zog die Stiefel des Toten aus und verfuhr mit den Füßen ebenso.
    Xarna war sich in diesem Moment sicher, dass sie einen schweren Fehler begangen hatte. Sie hatte auf einen Geistesgestörten gehört. Sie überlegte, ob sie den Pfeil auf ihrer Sehne nicht Illwar durch den Kopf treiben sollte, um sich dann schnellstmöglich aus dem Staub zu machen. Er wusch einem Toten die Füße! Mit teurem Wasser! Welches sie für ihn gestohlen hatte!
    Während Xarna noch mit sich rang, von wem momentan die größte Bedrohung ausging, den nicht sichtbaren Gegnern vor und hinter der Gasse, oder dem Wahnsinnigen in der Gasse, riss

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