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Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Titel: Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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Ludewigs hob sich langsam in Richtung des antwortenden Soldaten. Er war der Anführer der zweiten Truppe, die Deutzen gebildet hatte, um die Katakomben schneller zu durchkämmen. Der Mann war abgehetzt, rang nach Luft und lehnte erschöpft an der Wand. Unter Ludewigs Blick richtete er sich sofort wieder auf und riss sich zusammen. Er wusste, von seinen nächsten Worten hing sein Leben ab. »Wir finden sie, Herr Oberst!« Er versuchte, so viel Gewissheit wie nur irgend möglich in diese Worte zu legen. Um dem Oberst keine Gelegenheit zu lassen, einen Exekutionsbefehl auf seinen Kopf auszusprechen, brüllte er gleich den umstehenden Soldaten zu, wo und wie sie die Verfolgung aufzunehmen hatten.
    Ludewig richtete seinen Blick wieder nach unten. Deutzens leere Augen starrten die Wand an. Ludewig war nicht der Typ, der schnell Freundschaften schloss, schon gar nicht in den unteren Offiziersrängen. Aber Deutzen war ihm in den letzten Tagen ans Herz gewachsen. Er erkannte einen guten Offizier, wenn er einen sah. Er hatte sich sogar überlegt, Deutzen für die höheren Dienstgrade vorzuschlagen. Jetzt war er tot. Mit ihm die vier Mann seiner Gruppe. Einer davon sogar fürchterlich entstellt. Was waren das nur für Bestien, die sie jagten?
    Ein Brüllen durchfuhr die Gänge, dass alle Soldaten sichtbar zusammenzuckten. Es hielt mehrere Sekunden an, bis es zu einem leisen Knurren abklang. Ludewigs Kehlkopf fühlte sich wund an, so dass er auch das Knurren einstellte. Langsam kehrte seine normale Gesichtsfarbe wieder zurück. Er rammte sein Schwert in die Scheide und kniete sich neben seinen gefallenen Feldwebel. Zart, fast väterlich schloss er ihm die Augen und bettete seine toten Hände auf dem Brustpanzer. Dann richtete er sich wieder auf, zog sein Schwert, knirschte mit den Zähnen und nahm die Verfolgung auf.

21
    Illwar klatschte entkräftet gegen den rauen Stein der Mauer. Sein Puls versuchte seinen Kopf zu sprengen und seine Lungen brannten, als hätte man ihm tausend glühende Eisenstäbe hineingerammt. Das Stampfen der Stiefel hinter ihnen wurde lauter, das von rechts auch.
    »Sie sind überall!« Xarna stemmte die Hände auf die Oberschenkel und versuchte wieder zu Atem zu kommen. »Wo kommen die nur alle her?« Verzweiflung sprang aus ihren Augen Illwar an.
    Der schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.« Er hielt sich die Seite und fühlte sich außerstande weiterzurennen. »Wir müssen sie irgendwie abschütteln, Xarna. Du kennst Dich hier besser aus als sie.«
    Die Ketzerin bewegte kraftlos den Kopf hin und her. »Wir sind lange aus dem Bereich raus, in dem ich mich auskenne.« Illwar verzog das Gesicht. Dies war eine Offenbarung, auf die er hätte verzichten können. Seine Schmerzen nahmen zu. Die Schritte kamen näher. »Nach links!«
    Widerwillig setzten sich beide in Bewegung. Es war die reinste Treibjagd. Aus welchen Gründen auch immer, aber die Soldaten hatten es auf die beiden abgesehen. Illwar war am Ende seiner Kräfte. Er hielt sich unentwegt die linke Seite. Reine Angst ließ ihn weitertorkeln.
    Xarna hatte mehr Übung, was Hetzjagden anging. Aber auch ihre Reserven bauten sich rapide ab. Stolpernd verharrten sie an einer Kreuzung, an der sie in drei verschiedenen Richtungen weitergehen konnten. »Welchen Gang?«, keuchte Illwar.
    Xarnas Augen hetzten die drei Gänge ab und in umgekehrter Reihenfolge wieder zurück. Sie sahen alle gleich aus, aus keinem hörten sie sich nähernde Schritte. Im Gegensatz zu dem Gang, aus dem sie gerade gekommen waren. »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht!«, schrie sie schon fast hysterisch.
    »Still!«, gebot Illwar, obwohl das lauteste Geräusch sein Atem war. Er schloss die Augen. »Hörst Du das auch?«
    »Was soll ich hören?« Das Klicken von Stiefeln auf harten Stein hinter ihnen, ja, das hörte sie, schon die ganze verdammte Zeit. Verärgert drehte sie den Kopf und da … es war ein vertrauter Laut. »Es ist eine Eule!«, stieß sie hervor. Illwar nickte. Noch einmal erklang der Ruf, diesmal deutlicher. »Das kam von rechts.« Ohne ein weiteres Wort, ihre Schmerzen ignorierend, sprinteten beide den rechten Korridor entlang. An der nächsten Abzweigung sahen sie die Eule, wie sie den linken Gang durchflog und im Dunkeln verschwand. Sie hetzten hinterher.
    Sie rannten weiter. Sie wussten nicht, woher sie die neue Kraft hatten, immer weiter durch das verwinkelte Labyrinth unterhalb von Kargendein zu laufen und sie hatten schon lange die

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