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Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Titel: Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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aus, als könnte er ein wenig Trost gebrauchen. Er legte seine Hand auf die ihre und drückte sie. Dann stand er auf und schritt durch das Portal.

34
    »Wo sind diese verdammten Bastarde?« Ludewig brüllte vor Wut und Ohnmacht. Sie hielten ihn zum Narren. Ihn, Ludewig, Oberst des Fürsten. Diese elenden Strauchdiebe hatte es irgendwie geschafft, seinen Hinterhalt zu umgehen. Er ließ systematisch jeden verfluchten Gebirgspfad absuchen, aber sie waren nicht zu finden.
    Ludewig knirschte mit den Zähnen. Er hasste es, seine Unzulänglichkeit vor dem Fürsten zuzugeben, aber er fürchtete sich nicht davor. Er brauchte magische Unterstützung. Etwas war faul an dieser Verfolgung, es stank sogar ganz gewaltig. Ein gutes Dutzend Pferde lag zu Tode geritten in der Steppe. Ebenso tot waren die zwei Soldaten im nächsten Dorf. Ihre Kameraden hatten nichts gehört, nichts gesehen und niemanden gestellt. Sie waren zu spät eingetroffen. Zu spät – immer dasselbe. Wann immer ein Trupp Soldaten auftauchte, fanden sie nur noch die Leichen in der Ecke gestapelt. Er hatte es so satt! Es musste aufhören.
    »Oberst!« Ludewig drehte sich zu dem Sprecher um. Sie durchkämmten die Felsen und einer seiner Männer erwies sich nutzloser als der andere. Wie vermisste er Deutzen! Er hätte nicht gedacht, dass ihm ein Feldwebel in so kurzer Zeit ans Herz wachsen konnte, aber Deutzen war ganz eindeutig ein Mann mit Format gewesen. Nicht so, wie dieser unfähige Haufen. »Was gibt es?«, blaffte er den rapportierenden Soldaten an.
    »Oberst«, wiederholte der Mann sichtlich eingeschüchtert, »es nähern sich Pferde aus Richtung der Festung. Es ist die Hexe, Oberst.«
    Axarel! Endlich! So musste er niemanden schicken, um nach Unterstützung zu fragen. Die durchtriebene Hexe hatte es auch so gemerkt. »Führt sie zu mir! Und nennt sie nicht Hexe! Sie hat schon aus geringeren Gründen, Leute in Kröten verwandelt.«
    Der Soldat schluckte und nickte knapp. Danach entfernte er sich wieder, leise mit seinem Schicksal hadernd.
    * * *
    »Dort!« Axarel wies mit gebieterischer Hand auf die Felswand. »Dort ist die Höhle.«
    Keiner der umstehenden Soldaten wagte ein Wort der Erwiderung. Die meisten sahen verlegen auf ihre Füße. Ludewig studierte die Felswand sehr eingehend. Entweder die Hexe war übergeschnappt, oder irgendetwas entging ihm. »Axarel, ich erwähne das nur ungern, aber ich sehe beim besten Willen nicht mehr, als nackten Fels.«
    Die kleine Angeberin verzog ihren Mund zu ihrem selbstgefälligen Hexenlächeln. »Die Höhle ist getarnt, mein lieber Oberst. Deshalb konntet Ihr sie nicht finden. Es gibt allerdings einen einfachen Trick, das Trugbild zu überlisten, jetzt wo wir wissen, wo es ist.«
    »Und der wäre?« Eigentlich hatte der Oberst das Gefühl, dass er es gar nicht so genau wissen wollte.
    »Wir müssen unsere Augen schließen.«
    »Bitte?«
    Axarel lachte. »Ja, Ludewig, Ihr habt richtig gehört. Mit geschlossenen Augen gehen wir durch den Fels hindurch.«
    Jetzt erkannte es Ludewig klarer als jede Kristallkugel. Sie war übergeschnappt!

35
    Sie schirmten mit den Armen die zusammengekniffenen Augen ab. Blinzelnd erhaschten sie die ersten Eindrücke im schmerzenden Licht der Sonne. Diese Intensität an Helligkeit waren sie nicht gewohnt. Die Augen immer noch beschattet, sahen sich die Ketzerin und der Nekromant in ihrer neuen Umgebung um.
    Sie standen in einem Garten. Leicht verwildert zwar, aber in einer Farbenpracht, dass auch diese in ihren Augen weh tat. Illwar sah sich die roten, gelben und blauen Blüten an. Keine dieser Blumen hatte er bisher zu Gesicht bekommen. Er musste bei ihrem Anblick lächeln. Er schloss die schmerzenden Augen und sog die verschwenderische Vielfalt der Düfte gierig mit der Nase ein. Neben sich hörte er Xarna jauchzen.
    »Das ist ja unglaublich!«, rief sie aus. »Und Du hast Dich nicht getraut hierhin zu gehen?« Sie blickte in sein gespielt gekränktes Gesicht und musste lachen.
    Sie sahen sich im Garten um. Er war zum Verlieben schön. Ein elegantes Haus erhob sich wenige Längen vor ihnen. Geflutet vom Licht der hellen Sonne sah es genauso lebensfroh aus wie der dazugehörige Garten.
    Als sie ihren Rundblick beendet hatten, starrten sie wieder auf das Portal, aus dem sie gerade gekommen waren. Vielleicht sollten sie nicht zu viel Zeit damit verschwenden, die Umgebung zu bewundern. Sie wussten nicht, wie lange der Tarnzauber sie noch schützte. Es war besser mehrere Meilen zwischen

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