Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)
gewürfelt.«
»Es geht um den Ring, Xarna, begreif das doch. Ohne ihn ist alles verloren. Mit ihm sind wir gerettet. Der Fürst hat ihn. Ich kann ihn ihm wegnehmen. Mit Deiner Hilfe, Xarna, mit Deiner Hilfe.«
»Wie soll ich das machen?«
»Hilf mir Wasser zu finden.« Er deutete auf das Portal. »Dort, hinter dieser Tür.«
Xarna sah sich im Raum um, da sie nicht wusste, wie sie antworten sollte. »Die Pergamente, die Bücher«, sagte sie, »geben die keine Antwort?«
»Die Schriftrollen sind unvollständig, sie erzählen nicht alles.« Xarnas scharfer Blick schnitt durch seinen Vorwand. Illwar blies die Luft aus. »Gut. Wie Du willst. Manche dieser Schriftstücke sprechen von einer anderen Welt. Frag mich nicht, wie sie aussieht, oder wo sie ist. Aber es soll Durchgänge dazu geben.«
»Eine andere Welt? «
Illwar nickte. »Ich weiß, wie sich das anhört. Aber Du wolltest wissen, was in den Papieren steht. Warum glaubst Du wohl, bin ich bisher nicht hindurchgegangen?«
Xarna schüttelte leicht den Kopf. »Und diese Dihati-Sache?«
»Ich kenne die Prophezeiung, hatte aber vorher von diesem Begriff nichts gehört, obwohl er natürlich gut passt. ›Dihati Qo‹ bedeutet ›Hüter der Quelle‹ und genau das müssen wir tun: Den Ring hüten. Er ist die Quelle der Macht.«
»Gut«, sagte Xarna. »Es gibt da einen Ring, der magisch ist, richtig?«
Illwar nickte. »Sehr mächtig!«
»Wir müssen ihn dem Fürsten abluchsen, das habe ich auch verstanden. Aber was ist das mit ›wir sind die, die sein werden‹ und nach uns kommen welche, die bereits waren?«
Illwar schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Jedenfalls nicht genau. Aber ich fühle, dass es richtig ist.«
»Du fühlst?«
»Xarna, bitte!« Illwar strich mit den Händen über sein Gesicht, hielt sie vor seinen Mund und pustete hinein, um sich zu beruhigen. Irgendwo da draußen waren Soldaten, die ihn umbringen wollten und er stritt mit einer Diebin. Außerdem war es kühl in der Höhle und ihm fröstelte. »Lass es mich so erklären«, startete er einen neuen Anlauf »Zeit spielt eine wichtige Rolle in der Magie. Manche Zauberer können die Zeit sogar manipulieren.«
»So etwas Ähnliches hattest Du schon beim Dorf angedeutet.«
»Ja. Es kann durchaus sein, dass diese merkwürdige Formulierung einen Sinn ergibt. Auch wenn wir beide ihn nicht verstehen. Schau her!« Er ging zu einem Regal und zog eine Schriftrolle heraus. »Hier zum Beispiel wird die ›Qomra Wig’ke‹ beschrieben.«
Xarna schaute auf das Pergament, obwohl sie es nicht lesen konnte. »Qomra Wig’ke?«
»Ja, die Kammer der Ewigkeit. Eine Kammer auf dem Berg Gishalta, dem Versammlungsort der mächtigsten zwölf Magier. Eine Zeitkammer.«
»Eine Zeitkammer? Was ist das?«
Illwar zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht genau. Aber die Zeit steht dort still. Oder bewegt sich rückwärts, oder, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Zeit … existiert dort gar nicht.«
»Eine Kammer, die keine Zeit enthält?«
Illwar wusste nicht was größer war: ihre aufgerissenen Augen oder ihr offenstehender Mund. »Schau mich nicht so an!«, war alles, was er als Abwehr sagen konnte. »Ich verstehe diese Dinge selbst nicht. Aber sie stehen in diesen Schriften. Die Wiedererweckung habe ich auch aus diesen Rollen und Büchern gelernt. Ist das vielleicht weniger glaubwürdig?«
Xarna klappte ihren Mund zu. Der Punkt ging an ihn. Sie blickte in Richtung Ausgang. Momentan waren keine Soldaten zu sehen. Das hatte aber nichts zu heißen. Sie drehte sich um und betrachtete das Portal. Ein Schauder lief über ihren Rücken. Sollte sie das wirklich wagen? Mit dem Vertrauen konnte man es auch übertreiben. Andererseits, wollte sie lieber Ludewig in die Hände fallen?
Sie atmete hörbar aus und drehte sich zu Illwar um. »Also gut. Lass es uns hinter uns bringen.« Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und schritt auf das Portal zu.
Illwar war im ersten Moment viel zu perplex, um ihr zu folgen. Dann schüttelte er seinen Kopf, schnappte seinen Stab und lief hinter ihr her. Doch kurz vor dem Portal blieb sie stehen.
»Da liegt ein Hund«, sagte sie.
Illwar stöhnte erschreckt auf. Den Hund hatte er ganz vergessen. Er umrundete Xarna und blickte auf das Tier. Es lag reglos vor dem Portal. Er kniete sich hin und strich über die leblose Flanke des Hundes. »Nicht genug Wasser«, dachte er sich. »Vielleicht beim nächsten Versuch.«
Xarna legte ihrem Hexer eine Hand auf die Schulter. Er sah
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