Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)
ihr den Schädel abgeschlagen. »Ihr könnt Euch gerne selbst an der Suche beteiligen, meine liebe Axarel«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Lasst Euch von der Welt Sorca nicht abhalten.«
Die Hexe betonte ihre auffällige Nase, indem sie die Augen zu Schlitzen verengte. Jeder andere außer Ludewig wäre vermutlich schon tot umgefallen. Aber man erwarb sich nicht Ludewigs Ruf, indem man sich von dem wachsweichen Blick einer Hexendirne einschüchtern ließ. Er verstand von dem ganzen Magiekram mit den Sprachen zu wenig, aber um der kleinen Hexe den notwendigen Stich in ihrer Selbstgefälligkeit zu verpassen, dafür langte es noch allemal.
Der Oberst wandte sich barsch zu dem Boten um. »Zeig uns den Weg!«
Der Mann schwankte und hätte sich lieber auf den Waldboden übergeben, als auch nur einen einzigen Schritt weiterzugehen. Aber er nickte nur ehrerbietig, drehte sich um und lief los.
42
Illwar und Xarna liefen hinter dem Haupttross der Gnomenpatrouille her. Eine Nachhut von etwa vierzig Gnomen befand sich hinter ihnen außerhalb ihrer Sichtweite. Ihnen direkt als Bewachung waren nur zehn Gnome zugeteilt. Der Anführer der kleinen Schar war eine Plaudertasche namens Eunach. Für einen Gnom war er ziemlich kräftig gebaut, dafür aber auch noch ein Stück kleiner als der Durchschnitt.
Illwar versuchte den Redeschwall des Gnomen so zu lenken, dass er ein paar Informationen herausfischen konnte. Wenn sie schon stundenlang nebeneinander hergehen mussten, konnte er die Zeit auch mit etwas Sinnvollem verbringen.
»Also«, resümierte Illwar das bereits gehörte, »Bondok wurde aufgeteilt zwischen Gopolan und diesem …«
»Retsetlee«, half Eunach weiter.
»Richtig. Gopolan herrscht über Bondok-Gopan und …«, stockte Illwar.
»Retsetlee«, soufflierte der Gnom abermals.
»… hat Bondok-Retsan unter sich. Trotz dieser Aufteilung scheint Ihr ja einigermaßen friedfertig miteinander umzugehen.«
»Mehr oder weniger«, stimmte der Gnom mürrisch zu.
»Wurde kein Krieg um die Aufteilung ausgefochten?«
»Vor der Aufteilung kam es zum Krieg! Aber der wurde nicht von den beiden geführt. Eigentlich wollten sie nur alles besser machen als ihre Vorgänger. Das Einzige was sie erreicht haben, ist einen offenen Konflikt zu vermeiden. Früher waren die beiden mal Freunde. Jetzt sprechen sie so gut wie nicht mehr miteinander. Heillos zerstritten.«
»Worum streiten sich Retsetlee und Gopolan?«
Eunach zuckte mit den Achseln. »Das weiß keiner so genau«, antwortete er resigniert. »Diese verdammten Götter«, fügte er seufzend hinzu.
»Götter?« Xarna legte interessiert die Stirn in Falten.
»Ach, ganz egal, ob sich die Götter einmischen oder wegbleiben, es geht ja doch alles schief!«
»Wie meint Ihr das?«, fragte Illwar.
»Als die Götter wegblieben – und sie blieben verdammt lange weg – hatten wir den Schelm und den Narren am Hals. Zwei magiebesessene Verrückte, von denen jeder alleine regieren wollte und die uns alle beinahe ins Unglück gestürzt hätten. Dann kam ein Gott vorbei und regelte diese Sache nach Gutdünken. Uns natürlich hat dabei nie jemand gefragt.«
»Was ist passiert?«, fragte Xarna und zählte dabei zum wiederholten Male ihre beiden Pfeile durch. Es wurden einfach nicht mehr.
»Er hat Retsetlee und Gopolan als Führer eingesetzt. Am Anfang war alles eitel Sonnenschein, aber wie immer, hatten sich die Mächtigen kurze Zeit später zerstritten. Nun ja, das Klima ist angenehmer geworden, jedenfalls im Sommer, und wir versuchen uns nicht direkt an die Gurgel zu gehen, aber meistens sind wir nur kurz davor es doch zu tun.«
Der kleine Mann schüttelte den Kopf und seufzte. »Immerhin leben wir nicht mehr in ausgedehnten Sümpfen oder Wüsten. Dafür ist die Gegend jetzt viel langweiliger! Diese verdammte Wasserkugel versucht immer, die Feuchtigkeit auf dem gleichen Niveau zu halten. Seid froh, dass Ihr nicht im Winter gekommen seid. Wenn die Seen zugefroren sind und nicht mehr genug Wasser verdunstet, solltet Ihr mal sehen, wie es hier schneit!«
»Wasserkugel?« Illwar wurde hellhörig, Xarna spitzte ihre diebischen Ohren.
»Ja, das verwünschte Ding! Hätten es die Götter nicht mitnehmen können? Dann hätten wir den verdammten Ärger wahrscheinlich gar nicht an der Backe!«
»Was ist so Besonderes an der Kugel?«, hakte Xarna nach.
»An der Kugel? Oh, nun ja, das blöde Ding speichert Wasser, oder gibt es frei, je nach Laune. Faszinierend ist es
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