Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)
Soldaten sind die wahren Unruhestifter und es sind noch weitere auf dem Weg hierher. Das war nur eine Vorhut.«
Bei dieser Offenbarung schauten sich die beiden Anführer hektisch um. Gerth rief wild Befehle, um Kundschafter auszuschicken. Halprig versuchte, seine Leute marschbereit zu machen.
»Hört mir doch erst mal weiter zu«, seufzte Illwar.
»Nein!«, sagte Gerth. »Wir haben genug Zeit verplempert. Also gut, Halprig. Euer Unterschlupf ist näher als unsere Stadt. Bringen wir sie zu Gopolan.« Mit weiteren Gegnern im Rücken wurde Gerth deutlich gefügiger.
Die Gnome sammelten sich zum Abmarsch. Illwar seufzte erneut. Sie hätten ihnen wenigstens einen Schluck Wasser anbieten können, bevor es wieder weiterging. Aber Wasser suchte er ja sowieso in rauen Mengen. Je eher er es fand, desto besser.
41
Auf die Soldaten des Fürsten brannte die Sonne unerbittlich herab. Der Oberst konnte nicht so viel Wasser trinken, wie als Schweiß wieder in Bächen unter seine Rüstung floss. Er setzte den Wasserschlauch ab, verfluchte die gelbe Scheibe am Himmel und wischte sich dicke Tropfen von der Stirn.
»Warum zieht Ihr die Rüstung nicht aus, Ludewig?«
»Weil das unter meiner Würde wäre, Axarel! Soll ich die Soldaten vielleicht im Unterhemd herumkommandieren? Ich darf keine Schwäche zeigen. Ihre Entschlossenheit ziehen diese Leute aus meiner.«
»Wenn Ihr vor Hitze umfallt, wird das nicht sehr für Eure Entschlossenheit sprechen, oder?«
»Ach, Axarel, versteht Ihr so wenig von Führung? Wolltet Ihr etwa nackt neben diesen Männern kämpfen?«
»Zur Not auch das«, erwiderte sie unterkühlt.
Ludewig warf Ihr einen scharfen Seitenblick zu. »Hebt das lieber für den Fürsten auf.« Dann wandte er sich wieder ab und ging unter den funkelnden Augen der Hexe weiter.
* * *
Ludewig trottete hinter seinen Leuten her und verfluchte bei jedem Schritt den Nekromanten. Wie lang wollte der Feldwebel noch brauchen, um ihn aufzuspüren? Der Oberst vermisste Deutzen. Fähige Soldaten waren nun einmal rar gesät. Aber Verlusten nachzutrauern war eigentlich nicht seine Art. Er wurde wohl mit dem Alter sentimental.
»Oberst! Die Kundschafter melden einen Boten.«
Ludewig nickte knapp. Zu viel mehr konnte er sich momentan nicht aufraffen. Er brauchte entweder eine leichtere Rüstung, weniger Sonne oder ein gutes Pferd.
Der Oberst schnaufte durch und setzte sich auf einen Stein. »Wir hören uns erst mal an, was der Bote zu sagen hat«, erklärte er seinen Männern. Für den Boten hoffte er, dass er gute Nachrichten überbrachte.
Doch sobald er das abgehetzte Gesicht, des barfüßigen, nur in Baumwolle gekleideten Soldaten sah, wusste er, dass die Neuigkeiten alles andere als gut waren. Mit einem Ruck stand Ludewig wieder auf. »Was ist passiert?«, blaffte er den Unglücksboten an.
»Oberst!«, schnaufte dieser. »Ein Hinterhalt, Oberst!« Der Mann holte ein paarmal rasselnd Luft, bevor er weitersprach. »Sie haben uns mit einer Gnomenarmee aufgelauert. Der Feldwebel befahl den Angriff. Unsere Kampfkraft war dem ersten Dutzend klar überlegen, Oberst, aber dann …« Er keuchte.
»Was dann?« Ludewig nahm den Wicht und schüttelte ihn voller Ungeduld am Kragen.
»Hunderte, Oberst, es waren Hunderte. Nachschub. Hatte sich im Wald verborgen. Wir schlitzten sie auf, einen nach dem anderen. Aber für jeden Gefallenen kamen zwanzig nach. Es waren zu viele.«
»Wie geht der Feldwebel weiter vor?«
»Er ist gefallen, Oberst! Wie die meisten von uns. Drei von uns haben die Verfolgung aufgenommen, um die feindliche Armee nicht aus den Augen zu verlieren. Ich bin hierher gerannt zum Rapport. Die andren drei Überlebenden sind stark verletzt und benötigen Hilfe.« Der Soldat schnaufte nur noch. Er schwankte, hielt sich aber auf den Beinen.
Ludewig ignorierte ihn bereits. Der Blick des Obersts wurde glasig. Er starrte in die Richtung, aus welcher der Bote gekommen war. Gnome! Dieser Totenbeschwörer hatte ihm eine Falle gestellt. Er hasste es, auf fremdem Terrain zu kämpfen. Dem Rapport zufolge hatte er weitere vierzehn Mann verloren. Dieser Meuchler von Nekromant hatte sich zur Plage entwickelt.
»Das sind keine guten Neuigkeiten, Oberst«, schaltete sich Axarel ein. »Es sieht leider so aus, als wären Eure Männer mit der Verfolgung überfordert.«
Ludewig drehte sich zu ihr um mit Mord im Blick. Die Hexe hielt dem gelassen stand. Wäre sie nicht der Bettwärmer des Fürsten, der Oberst hätte sein Schwert gezogen und
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