Dihati Qo – Die, die sind
stehen. »Er hat gesprochen?«
»Ja. Und gleich darauf ist der Diener erschienen.«
Die Mühlsteine in Erics Kopf ließen sich einen Moment Zeit, diesen Brocken einer Andeutung zu zerkleinern. »Augenblick! Langsam! Aus diesem Zusammenhang schließt Du jetzt was?«
»Ich weiß es nicht!«, gab Norak unwirsch zurück. »Aber ich glaube, es hat irgendwas miteinander zu tun. Du sagtest doch, der Diener wolle die Amme finden und …«
»Stopp! Das glaub’ ich nicht!« Erics Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten. »Sollen wir etwa unsere Leute im Stich lassen, um eine Amme zu suchen, die es vielleicht gar nicht mehr gibt? Nur weil Du einen Traum hattest, von dem keiner genau weiß, was er bedeuten soll? Falls er etwas bedeutet?«
Norak ließ den Kopf hängen. Eric hatte recht. Der Traum konnte völlig belanglos sein, aber das glaubte er nicht. Irgendetwas in seinem Inneren schrie ihn förmlich an, diese Träume ernst zu nehmen. Sie signalisierten Gefahr. Er war sich nicht sicher, ob sie vor einer Gefahr warnen sollten, oder ob die Träume selbst eine darstellten. Aber er musste dieser Sache auf den Grund gehen. »Hör zu, Eric …«
»Nein, Du hörst mir zu! Wir gehen und finden diesen Tobin. Danach machen wir uns auf den Heimweg, um unseren Leut…« Eric verstummte. Er lauschte dem Wind und sprang dann hinter einem Gebüsch in Deckung; Norak tat es ihm gleich.
»Was hörst Du?«, flüsterte Norak.
»Pferde«, war die gehauchte Antwort.
Ein leises Wiehern drang an Noraks Ohr. Sie befanden sich in den Ausläufern des Waldes. Hier standen vereinzelt Bäume, hier und da ein Strauch, aber nichts, was man als Dickicht bezeichnen konnte.
Fünfhundert Schritte vor ihnen befand sich ein Bach, den sie überqueren mussten. An diesem Bach hatte sich eine Gruppe von Bäumen zu einem Wäldchen formiert. Von dort kam das Wiehern. »Niemand, außer den Schergen des Fürsten besitzt in dieser Gegend Pferde.«
»Wie wahr, wie wahr«, stimmte Eric zu. »Das heißt, wir haben ein Problem.«
* * *
Sie beteten, dass der Wind nicht drehte und die Pferde Alarm schlugen. Sie pirschten sich an das Lager heran, jede Deckung nutzend, die sich ihnen bot. Sie mussten die Größe des Lagers ausspähen, bevor sie es umgehen konnten. Schließlich wollten sie die Reiter nicht beim Abendessen stören.
Eric hielt Norak an der Schulter fest und deutete nach rechts. Dort stand gerade eine Gestalt in einem schwarzen Kettenhemd vom Bach auf und ging nach links, Richtung Wäldchen. Sie hatten schwarze Reiter vor sich. Den Körperharnisch hatten sie zur Nachtruhe abgelegt. Das konnte in einem Kampf von Vorteil sein, aber auf einen Kampf wollten es die beiden nicht ankommen lassen.
Was sie beunruhigte, war das scheinbare Fehlen von Wachen. Dass sie keine sahen, hieß nicht, dass es keine gab. Allerdings mussten Wachen sie schon vorhin bemerkt haben. Wurden die schwarzen Reiter nachlässig, wenn ihr Herr und Meister nicht in der Nähe war? Oder waren sie einfach nur überheblich?
Fünf Pferde grasten im Schutze des Wäldchens. Es handelte sich um eine Vor- oder Nachhut. Weder die eine noch die andere Möglichkeit hatte eine beruhigende Wirkung auf Norak und Eric. Die Position eines Reiters kannten sie. Die anderen vier waren hoffentlich im Wäldchen.
* * *
Norak kroch voran, Eric im Abstand von einer Manneslänge hinter ihm. Norak hielt den Rücken des Söldners im Auge, der sich von ihnen wegbewegte.
»Wer bist Du denn?«, erscholl es über Norak. Verdammt! Zwei Reiter waren am Bach gewesen. Zu Noraks Leidwesen starrte der Nachzügler jetzt auf ihn herab. »Dir werd ich helfen, hier herumzuschleichen.« Er sprach’s und zog sein Schwert. Doch im nächsten Moment fehlte sein Kopf, und Erics Klinge war blutüberströmt.
»Was zum Teufel …« Der erste Reiter rannte zu ihnen zurück und riss das Schwert aus der Schneide. Er wollte Alarm geben. Doch der Dolch, der vorher in Erics Gürtel stak und jetzt die Kehle des Ritters perforierte, hinderte ihn daran. Dumpf fiel der Leichnam zu Boden. Eric und Norak tauschten einen wissenden Blick. Da waren’s nur noch drei.
Diese drei stürmten soeben aus dem Wäldchen heraus. Einer lief in einen Feuerball. Sein Schrei war kurz, bevor seine Lungen brannten. Norak sprang auf und rannte auf die anderen beiden zu, Eric hinterher. Ihre Gegner hoben im Laufen die Schwerter, beide zum Schlag bereit.
Kurz vor dem Zusammenstoß warf Norak sich zu Boden und rollte in ihre Beine. Die Reiter stolperten
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