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Dihati Qo – Die, die sind

Dihati Qo – Die, die sind

Titel: Dihati Qo – Die, die sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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eines der Fenster. Norak sah eine Gestalt in einem Kapuzenmantel, die sich von der Taverne zu einem der Nachbarhäuser stahl. Selbst das Dämmerlicht verbarg nicht die Strähne feuerroten Haars, die unbändig aus der Kapuze wogte. Tobin, der rote Herold.
    * * *
    Vermutlich hatte er in einem Hinterzimmer der Taverne gesessen und ihr Gespräch belauscht. Er hielt es wohl für angebracht, sich aus dem Staub zu machen. Eric und Norak befanden sich im nächsten Moment außerhalb der Taverne und bogen in die Gasse ein, durch die Tobin schlich. Die Gäste der Taverne folgten ihnen.
    »Werter Herr«, sprach Norak Tobin an, »könntet Ihr uns ein paar Minuten Eurer kostbaren Zeit borgen? Elgrim schickt uns.«
    Der rothaarige Mann blieb stehen und drehte sich zu Norak um. Er war hochgewachsen und mittleren Alters. Dunkle Augen in einem wettergegerbten Gesicht bohrten sich in die Noraks.
    »Elgrim?« Ungläubig starrte Tobin Norak an. »Wer seid Ihr? Was wollt Ihr von mir? Und woher kennt Ihr diesen Namen?«
    »Könnten wir das an einem lauschigeren Ort klären?«
    Tobin kniff die Augen zusammen. »Was gefällt Euch an diesem nicht?«
    Norak ließ seinen Blick über die im Dunkeln verborgenen Fenster der Gasse streifen. »Der Wind ist ein launisches Klatschweib. Man weiß nie, in welches Ohr er gerade flüstert.«
    »Warum sollte ich Euch an einen anderen, abgeschiedeneren Ort folgen? Damit Ihr unbemerkt ein Problem beseitigen könnt?«
    Norak deutete auf die Gäste der Wirtschaft, die hinter ihm standen. »Weil Eure Freunde für die Sicherheit sorgen werden. Und weil Eure Neugierde Euch sowieso dort hintreiben wird.«
    Der Herold lächelte. Ob schlussendlich seine Argumente, oder seine sanfte Stimme Tobin überzeugten, vermochte Norak nicht zu sagen.
    * * *
    Sie saßen zu dritt an einem Tisch in einem der Hinterzimmer der Taverne. Gefüllte Bierkrüge standen vor ihnen, was sehr zu Erics Wohlbehagen beitrug. Die anderen Gäste samt Wirt waren um den Tisch herum versammelt. Norak beendete gerade die Geschichte, welche die Ereignisse wiedergab, die sie hergeführt hatten. Stille breitete sich in dem kleinen Zimmer aus, und Tobin blickte nachdenklich drein.
    »Der Ring«, raunte Tobin. »Es geht nur um den Ring. Der Ring mit dessen Hilfe Poran den Frieden brachte. Leider war er nicht von Dauer.« Er starrte intensiv auf die gelbliche Flüssigkeit in seinem Krug. Er beobachtete ausgiebig, wie die letzten weißen Schaumreste in sich zusammenfielen, als verkündeten sie seine nahe Zukunft.
    »Ich kenne die Amme des Prinzen«, fuhr er schließlich fort. »Sie lebt in einer Hütte außerhalb des Dorfes. Dort wird sie von ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn gepflegt. Nach dem Tod des Königs dauerte es nicht lange und sie driftete in eine geistige Verwirrung ab, aus der sie nur schwer herauszuholen ist. Niemand weiß genau, was mit dem Ring oder dem Prinzen geschah, doch wenn jemand eine Antwort auf diese Frage geben kann, dann die Amme.«
    »Und warum hat sie bisher keiner gefragt? Den Aufenthaltsort des Prinzen und des Ringes zu kennen, könnte unsere Rettung sein.«
    Tobin lächelte müde. »Es haben schon einige versucht, glaubt mir. Doch wie gesagt, die Frau ist verwirrt. Es ist schwierig, zu ihr durchzukommen.« Tobin stockte und atmete hörbar durch die Zähne ein. »Um ehrlich zu sein, ist schwierig untertrieben. Es ist schlicht und ergreifend noch keinem gelungen. Sie behauptet sogar hin und wieder mit Eulen zu sprechen, so vernebelt ist die arme Frau.«
    »Eulen sind weise. Hör’ auf das, was sie sagen.« Alle Köpfe drehten sich zu Norak um. Diesem wurde bewusst, was er gerade gesagt hatte. Seine Wangen röteten sich. »Entschuldigt, aber das hat mein Großvater immer zu mir gesagt. Auch er war … hin und wieder ein wenig … wirr.«
    »Hin und wieder? Ein wenig?« Das kam von Eric und brachte ihm einen Seitenhieb in die Rippen ein. Norak funkelte ihn zornig an.
    »Das tut jetzt nichts zur Sache«, erklärte Tobin nachdenklich. »Eulen sind weise«, sagte er halblaut zu sich selbst. Dann richtete er seinen Oberkörper mit einem Ruck auf und fixierte die beiden. »Ich weiß, Ihr müsst wieder zurück, um Euren Leuten zu helfen, doch bedenkt, wie schwierig das im Moment werden dürfte.«
    Die beiden nickten. Vor ihrem inneren Auge stieg das Bild fünf toter Reiter empor.
    »Da Ihr diesen ersten Schritt bereits getan habt«, fuhr Tobin fort, »schlage ich vor, Ihr macht auch den zweiten. Lasst uns zu der Frau gehen. Da

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