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Diktator

Diktator

Titel: Diktator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Regierungsgeschäfte zu übernehmen. Sie ziehen es vor, die Stadt durch Sie zu verwalten, durch die angemessene lokale Instanz. Verstehen Sie? Es gibt eine Menge zu tun; das ist Ihnen sicher bewusst. Die Wiederherstellung des Hafens, so klein er ist, hat höchste Priorität. Und die Beschlagnahmung der Fischereiflotte.«
    »Um Nachschub an Land zu bringen«, vermutete Burdon.
    »Ganz recht. Wir schätzen, dass in den ersten Tagen der Besatzung neuntausend Tonnen pro Tag vom Kontinent eingeführt werden müssen – meist über die größeren Häfen, aber Hastings wird ebenfalls eine Rolle spielen.«
    Sie mussten verzweifelt sein, wenn sie auf einen winzigen Hafen wie Hastings angewiesen waren. Und George wusste zufällig, dass die Fischer am Stade, wie sie den Kiesstrand nannten, bereits die Winden sabotiert hatten, mit denen sie ihre Boote auf den stark abschüssigen Strand ziehen konnten.
    »Danach müssen wir die Bedürfnisse der Zivilbevölkerung ins Auge fassen. Die Wiederherstellung der Lebensmittelversorgung zum Beispiel, begleitet von einem angemessenen Rationierungssystem. Wasser, Strom, Gas. Wir gehen davon aus, dass viele Bürger, die aufs Land geflohen sind, bald zurückkehren werden. Darauf müssen wir uns vorbereiten. Und so weiter.

    Der erste Schritt bei all dem besteht darin, Informationen zu sammeln. So machen die Deutschen das immer: Alles ist ordentlich, alles von Grund auf legal. Also. Gibt es hier Unterlagen von Volkszählungen? Und dann wäre da natürlich auch noch das Ausweissystem. Wir brauchen eine Akte für jeden Einwohner, der momentan in der Stadt ist.«
    George funkelte sie an. »Wozu? Arbeitstrupps? Ihr sucht nach Juden, stimmt’s?«
    »George «, fauchte Harry.
    Julia blieb stehen und drehte sich zu George um. »Josef hatte recht. Sie sind wirklich ein streitsüchtiger Bursche, was, Constable?«
    Und sie trat näher auf ihn zu, durchbrach eine ungreifbare Abstandsgrenze. Die polierten Knöpfe ihrer Uniform streiften seine Brust, und er roch ihren frischen Atem und einen Duft wie von Äpfeln um ihre Haare. Fast hätte er zu zittern begonnen. Er war zwanzig Jahre älter als sie; er hätte ihr Vater sein können; sie war der Inbegriff dessen, was er verabscheute, bei den Engländern ebenso wie bei den Deutschen. Aber bei Gott, sie erzeugte eine Hitze in seinen Lenden, die er seit langem nicht mehr verspürt hatte.
    Julia wusste genau, was sie bei ihm auslöste. Sie lachte ihm ins Gesicht. »Ich glaube, es wird Spaß machen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, Constable – George, nicht wahr? –, ja, wirklich.« Glücklicherweise trat sie zurück. »Aber momentan besteht Ihre Aufgabe darin, mir einen Kaffee zu holen.«
    Ein dumpfes Grollen ertönte, und das Gebäude erbebte.
George drehte sich um. Ein gewaltiger Schatten zog an der halb offenen Tür vorbei. Irgendwo jubelte ein Deutscher. Dann ein weiterer Schatten, ein weiteres Dröhnen eines Motors, und noch einer.
    »Das ist die zweite Welle«, sagte Julia. »Sie landen überall an der Küste. Panzer, George! Panzer auf englischem Boden. Jetzt wird es lustig. Kommen Sie, wir haben zu tun. Als Erstes müssen wir Arbeitstrupps aufstellen, die Schutt aus der Stadt bringen, um die Krater auf den Start- und Landebahnen der Flugplätze zu füllen …« Sie stolzierte davon.
    »Machen Sie sich nichts draus«, sagte Harry leise. »Denken Sie an Churchill und die verdammten Yanks. Gehen wir und füllen wir ihre Formulare aus, hm?«

XXVIII
    Ein paar Kilometer nördlich von Battle hielt der Bus auf dem Randstreifen. Sie hatten gerade eine Abzweigung passiert; Mary hatte keine rechte Vorstellung, wo sie sich befanden.
    Eine Gruppe von Leuten wartete neben der Straße, Frauen mit Kindern, einige Männer, alles in allem vielleicht ein Dutzend Personen. Ein Mann saß im Rollstuhl. Mary erspähte eine WAAF-Uniform in der Gruppe. Offenbar weitere Fahrgäste. Zwei deutsche Soldaten, fast noch Kinder, standen äußerst gelangweilt bei ihnen.
    Der Soldat auf dem Beifahrersitz stieg aus und sprach mit seinen Kameraden draußen. Sie diskutierten; Mary sah, dass die Soldaten draußen einen schweren Tornister dabeihatten, der ein Feldfunkgerät enthalten musste. Dann rief der Beifahrer dem Fahrer etwas zu. Dieser stand auf und drehte sich zu den Fahrgästen um. »Raus«, sagte er. Sein Englisch war nahezu unverständlich. »Aus Bus. Comprenez? Äh, verstehn?«
    Einer der jungen Männer vorne ergriff das Wort. »Warum, zum Teufel? Wir sollen aus eurer Zone

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