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Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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die bevorstehende Landung auf einem neuen Planeten von seiner inneren Zerrissenheit ab. Huyckman IV war ähnlich beschaffen wie die Erde. Er gehörte zur gewaltigen Kette der Interwelt-Ferien-Gesellschaft und war einer der wenigen Vergnügungsplaneten, den Rocklin noch nicht kannte.
    Der Himmel hing voller Sterne, die meisten Sterne hatten ihre eigenen Planetensysteme, und keine andere Rasse außer den Menschen verfügte über technisches Wissen. Nur eine Handvoll andere Geschöpfe durfte als vernunftbegabt angesprochen werden. Den Erdbewohnern standen dadurch Hunderte von Planeten zur Kolonisation zur Verfügung. Es gab mehr Planeten als Siedler. Deshalb hatte die Interwelt-Ferien-Gesellschaft die landschaftlich schönsten Planeten ausschließlich für Erholungszwecke erworben. Der Vertrag der Gesellschaft lautete auf zehn Jahre. Anschließend konnte der Planet im Bedarfsfall für nützlichere Zwecke verwendet werden.
    Huyckman IV war ein Juwel. Mit einem Durchmesser von fünfhundert Meilen zerfiel er in vier große Kontinente und mehrere ausgedehnte Inselgruppen. Die klimatischen Bedingungen reichten von brennender Wüste bis zum ewigen Eis. Ein Gebirgsstock, der mit seinen gewaltigen Gipfeln an den Himalaja erinnerte, bot die verlockendsten Klettermöglichkeiten der Milchstraße; ein unberührter Kontinent in der gemäßigten Zone präsentierte sich als unerschöpfliches Jagdrevier, und die lange Inselkette der östlichen Halbkugel lag inmitten fischreicher Meere. Manche der Tropenfische maßen bis zu dreißig Fuß. Es war ein faszinierender Planet und noch völlig unerschlossen. Auf der ganzen Welt gab es nur neun Hotels, aber flinke Düsenkopter brachten Jäger und Bergsteiger, die das Besondere liebten, schnellstens ans gewünschte Ziel.
    Rocklin und sein Begleiter legten die erste Rast im Hotel inmitten der Inselkette ein, die sich über tausend Meilen vom südlichsten Punkt des östlichen Kontinents ins Meer erstreckte. Das Raumboot brachte sie im Morgengrauen von ihrem Raumschiff auf einen schwarzen Sandstrand vulkanischen Ursprungs. Blaue glitzernde Wellen brachen sich donnernd am Strand und hinterließen eine beinahe leuchtende Gischt. Weit draußen erhob sich eine glühend rote Sonne am Horizont und warf ihre flammenden Strahlen aufs Meer. Die Luft duftete nach Salz. Hinter ihnen ragten hohe Palmen über zweihundert Fuß hoch, ehe sie sich zu Kronen verästelten. Und im Hintergrund stach vom steilen Felsufer das Hotel wie ein hochgereckter Finger in die Luft, eine kühne Konstruktion aus Glas und Mauerwerk.
    »Sieh dich um«, flüsterte Roy, »bei diesem Anblick muß man einfach gerne leben. Sagt dir das denn gar nichts?«
    »Ich habe Hunger. Wo gibt es Frühstück?«
    Sie mieteten sich im Hotel ein. Es hatte vierhundert Zimmer und war beinahe ausgebucht. Sie frühstückten auf ihrer Terrasse mit Meeresblick. Rocklin hüllte sich in mürrisches Schweigen.
    »Heute nachmittag wollen wir ein Boot mieten«, schlug Roy vor. »Wir fischen bis zum Einbruch der Nacht, dann kehren wir hierher zurück und – was ist los mit dir? Trotzt du?«
    »Ich habe schlechte Laune.«
    »Das sehe ich. Aber warum? Hör mal, vielleicht brauchst du eine Frau.« Der Homunkulus grinste verständnisinnig. »Ich rufe die Direktion an und laß dir eine aufs Zimmer schicken.«
    »Und du stehst daneben und siehst uns zu?«
    »Ich störe euch bestimmt nicht. Ich verstecke mich hinter einer Schranktür. Ich habe genügend Erfahrung in angewandtem Takt.«
    Rocklin schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Wenn du keine Lust hast…«
    »Kann ich dich denn niemals loswerden?« brüllte Rocklin wütend. »Vierundzwanzig Stunden täglich, und das nun schon wochenlang! Hör mal…« Er griff nach der violetten Hand seines Begleiters. »Du hast doch selbst gesagt, daß ich es gar nicht darauf anlege, mich zu töten. Könntest du nicht für kurze Zeit verschwinden? Sagen wir, zwei bis drei Tage? Nur daß ich mich wieder mal erinnere, wie es ist, allein zu sein.«
    »Ausgeschlossen.«
    »Soll ich denn den Rest meines Lebens als siamesischer Zwilling verbringen?«
    »Bis meine Dienstverpflichtung annulliert wird, die mich an dich bindet«, sagte Roy. »Tut mir leid. Ich habe nicht darum ersucht, dein Begleiter zu sein, aber man hat mich eigens zu diesem Zweck erschaffen.«
    »Ich werde noch verrückt. Falls ich es nicht schon bin.«
    »Es haben sich schon andere Leute an einen Dauerbegleiter gewöhnt.«
    Rocklin vergrub den Kopf in den Händen.

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