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Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ich könnte. Mir sagt nur der Geschmack gewisser Getränke zu.«
    »Wie blasiert du manchmal sprichst. Trotzdem ist es nur die alte Geschichte vom Fuchs und den sauren Trauben. Ich wette, du würdest dein linkes Ohr für das Erlebnis geben, einmal betrunken zu sein. Was du dafür geben würdest, einmal mit einer Frau schlafen zu können, will ich gar nicht wissen.«
    »Du vergißt, daß ich kein Mensch bin«, berichtigte der Begleiter ihn sofort. »Eure Triebe und Wunschvorstellungen sind mir fremd. Ich bin mit meinem Zustand völlig zufrieden.«
    »Aber es gibt gewisse Freuden im Leben, die sämtliche Unzulänglichkeiten unserer Beschaffenheit aufwiegen…«
    »Wenn dir das Leben soviel wert ist, warum willst du es dann unbedingt wegwerfen?« fiel Roy ihm ins Wort.
    Rocklins Miene verfinsterte sich. »Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun.«
    »O doch. Sex und Alkohol sind dir ungemein wichtig. Für einen Toten aber ist es damit vorbei.« Roy neigte sich vor und sah ihn forschend an. »Komm raus aus dem Fuchsbau, Mann. Warum willst du denn unbedingt Schluß machen?«
    »Darüber möchte ich nicht sprechen.«
    »Aber ich«, sagte der Begleiter. »Schließlich werde ich die nächsten sechzig Jahre mit dir verbringen. Da will ich wissen, was mich erwartet. Warum haßt du dich so sehr?«
    Rocklin betrachtete seinen Martini. »Sagen wir, weil ich eine Gelegenheit verpaßte. Und das bedaure ich so, daß ich nicht weiterleben will.«
    »Erzähle.«
    »Nein.«
    »Muß ich dir die Wahrheit in der Hypnose entreißen?«
    »Das würdest du niemals tun«, sagte Rocklin.
    »Aber sicher. Skrupel sind mir fremd, und meine Neugier ist jetzt erwacht. Ich habe zwar keine Geschlechtsdrüsen, aber dafür ist meine Neugierde um so stärker ausgeprägt. Also, wie lautet die Geschichte? Du hast sie mir viel zu lange vorenthalten.«
    Rocklin drückte die Daumen müde gegen die Augen, legte die Hände über die Ohren und umklammerte seinen Kopf, als wollte er herausquetschen, was ihn schmerzte. Schließlich sagte er: »Also gut. Wahrscheinlich ist es höchste Zeit, daß ich endlich darüber rede. Aber du mußt mir versprechen, es niemandem zu erzählen, am wenigsten meinen Eltern.«
    »Abgemacht.«
    Es war vor einem Jahr gewesen. Rocklin machte Ferien auf Dennison VII, einer Welt irdischer Beschaffenheit, wo die Firma seiner Eltern mehrere Plantagen besaß. Angeblich kontrollierte er den Geschäftsgang, aber der eigentliche Zweck seines Aufenthalts war die Erholung. Der Großteil von Dennison VII lag in einer tropischen Zone, und es gab anmutige, zarte Eingeborenenmädchen, die beinahe nackt waren und noch das Wenige abstreiften, um im warmen Meer zu schwimmen. Rocklin hatte am Ufer gestanden und einer gewissen Laraine nachgesehen, deren Vater als Aufseher auf der Rocklinfarm arbeitete. Ihr braungebrannter, appetitlicher Körper glitt durch die Wellen. Da zog auch er sich aus und holte sie ein. Ihre Lippen schmeckten salzig, sie hatte einen aufregenden Körper, und der Strand war leer.
    Es gab viele Mädchen wie Laraine. Die Eingeborenen brauten aus einer aromatischen Wurzel einen trüben Likör, und der Himmel war blau, die Sonne heiß. So vergingen drei Monate. Und dann landete Rocklins Bruder Jeff.
    Jeff war neunundzwanzig und drei Jahre älter als Rocklin. Jeff war auch der rechtmäßige Erbe des ausgedehnten Rocklin-Besitzes. Groß, braungebrannt und kräftig sah er wohl genauso gut aus wie sein Bruder, ohne jedoch dessen Schwächen zu teilen. Jeff war Geschäftsmann. Jeff war seines Vaters Sohn. Die Brüder hatten wenig Kontakt miteinander. Von allen Anfang an war es beschlossene Sache, daß Jeff viel arbeiten und die Firma übernehmen würde, während Leon ein bequemes Nichtstuerdasein führen und niemand in die Quere kommen sollte.
    »Was willst du hier?« fragte Rocklin, als Jeff auf Dennison VII landete. »Spionierst du mir nach?«
    »Dir nicht«, sagte Jeff, dem es nicht dafür stand, die Verachtung vor seinem jüngeren Bruder zu verbergen. »Ich will den Direktoren auf die Finger sehen. Du bist dazu nicht geeignet. Der Besitz wird schlecht geführt.«
    Also begann Jeff, die Leute zu kontrollieren. Er nahm sich die Männer vor, zitierte Angestellte in sein Büro und zog sie zur Rechenschaft. Rocklin beobachtete seinen Bruder von weitem. Jeffs Tüchtigkeit und seine Fähigkeit, sich Gehorsam zu verschaffen, schüchterten ihn ein. Außerdem hörte er, was über die beiden grundverschiedenen Brüder getuschelt wurde. Jeff sei

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