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Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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stahlhart, der andere ein verweichlichter Tagedieb, der zu seinem Glück reiche Eltern hatte. Rocklin ärgerte sich über den wenig schmeichelhaften Vergleich, mußte aber zugeben, daß er stimmte.
    Dann kam der Tag, an dem Jeff die Kupferminen inspizieren wollte, die vor kurzem mit großem Aufwand eröffnet worden waren, aber einen sehr geringen Ertrag abwarfen. An jenem Morgen suchte Rocklin vergebens nach Laraine. Als sie sich schließlich am Strand blicken ließ, wirkte sie bedrückt und unruhig. Es dauerte lange, bis er erfuhr, was sie quälte. Schließlich, als sie faul in den Wellen schaukelten, sprach sie es aus.
    »Leon, sie wollen deinen Bruder töten.«
    »Was? Wo? Wer?«
    »Heute nachmittag. In den Minen. Gestern wurde in den Barakken davon gesprochen.«
    Rocklin erblaßte. Die Aufregung schnürte ihm die Brust zusammen. Er zerrte das Mädchen an Land, und sie legten sich in den Sand. »Also was ist los?«
    »Er hat Unterschlagungen entdeckt. Ein halbes Dutzend Chefs haben die Firma bestohlen, und Jeff ist dahinter gekommen. Deshalb wollen sie den Hauptschaltkasten im Bergwerk präparieren. Fährt er in die Mine ein, kommt es zur Explosion. Man wird von einem Grubenunglück sprechen. Alle werden zutiefst verstört sein. Aber Jeff wird tot sein.«
    Rocklin war jede Lust auf Liebe vergangen. Er ließ Larraine liegen und stolperte in rasender Angst über den Strand. Jeff wollte gegen Mittag in die Mine einfahren. Und es war beinahe Mittag. Ihm blieb kaum noch Zeit, Jeff zu warnen. Außerdem würde Jeff ihm bestimmt nicht glauben.
    Rocklin bestellte einen Firmenwagen und fuhr zum Bergwerk. Er fuhr schlecht. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Und wenn Jeff wirklich getötet wurde? Vielleicht griff der Haß dann auch auf ihn, und sie räumten gleich beide Brüder aus dem Weg? Am besten, er fuhr zum Raumhafen und bestieg die erste abfliegende Maschine.
    Hau ab, so lange es noch möglich ist, dachte er. Rette deine eigene Haut. Jeff ist selbst an seinem Unglück schuld. Hätte er eben nicht geschnüffelt.
    Er wendete den Wagen und fuhr zehn Minuten lang in die Gegenrichtung, zum Flughafen. Dreimal wöchentlich gab es eine Maschine nach Dennison V, und heute war einer der Flugtage. Sein Name verschaffte ihm jederzeit eine Karte, und war er erst auf dem fünften Planeten gelandet, konnte er Kredit und eine Transportmöglichkeit bekommen, die ihn aus dem Bereich der grimmigen Grenzwelten trug. Er war jedoch noch keine fünf Meilen gefahren, als er neuerlich umdrehte. Er konnte Jeff nicht ungewarnt in den Tod laufen lassen.
    Zehn nach zwölf erreichte Rocklin das Bergwerk. Er fuhr durch das Haupttor. Als die Wachen ihn aufhalten wollten, fragte er: »Ist mein Bruder schon da?«
    »Jawohl, Mr. Rocklin. Ist vor fünf Minuten eingefahren.«
    Rocklin brach der Schweiß aus allen Poren. Vielleicht kam es genau dann zur Explosion, wenn er selbst im Stollen war? Oder der Stollen stürzte ein und schnitt ihm den Rückweg ab. Oder…
    »Gibt es unten ein Telefon?« fragte Rocklin. »Ich muß ihn sprechen.«
    Sie versuchten, ihn zu erreichen, aber Jeff war nicht zu finden. Unschlüssig ließ Rocklin mehrere Minuten verstreichen. Dann erklärte er, selbst in den Stollen einfahren zu wollen.
    Der Lift brachte ihn nach unten. Er erreichte den tiefsten Gang, wo die Schaltkästen standen. Er fragte nach Jeff. Die Leute wiesen stumm nach vorn.
    Er lief. In seiner Angst stolperte er. Er wich schweren Lasten aus und hetzte zum Universalschaltkasten. Dort endlich war Jeff. Rocklin sah ihn in seinem dunkelgrauen Overall vor dem Schaltkasten stehen. Der Stollen war hier von dicken grau-grünen Strebebalken gestützt. Rocklin kletterte näher.
    »Jeff! Nicht! Rühr den Schaltkasten nicht an…«, brüllte er.
    Die Explosion erschütterte den Stollen. Ein feuriger Luftstoß warf Rocklin zu Boden. Rund um Jeff schlugen die Flammen empor.
    Der Homunkulus nickte. »Und dabei ging dein Bruder zugrunde?«
    »Er war sofort tot«, sagte Rocklin heiser. »Ich kam mit Verbrennungen davon. Wie durch ein Wunder stürzte der Stollen nicht ein. Ende der Woche verließ ich den Planeten, ohne eine Zeugenaussage gemacht zu haben. Später wurden Teile der Bombe gefunden, aber ich glaube nicht, daß jemand verhaftet wurde.«
    »Und deshalb findest du keinen Frieden?«
    Rockling ballte die Fäuste und starrte auf seinen nachwachsenden kleinen Finger. Kaum hörbar murmelte er: »Ich habe meinen Bruder ermordet. Begreifst du denn nicht? Durch meine

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