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Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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»Wieviel kostest du überhaupt?«
    »Hundert Dollar im Tag.«
    »Die scheuen keine Kosten, um mich bespitzeln zu lassen«, ächzte Rocklin.
    »Daran bist du selber schuld. Deine Eltern wünschen, daß du lebst. Und ein gesunder, ausgeglichener junger Millionär bist.«
    »Ich zahle dir zweihundertfünfzig pro Tag, wenn du mich allein läßt.«
    »Was sollte ich mit dem Geld anfangen?« fragte der Homunkulus lachend. »Komm schon. Gehen wir an die Luft. Bewegung wird uns beiden gut tun.«
    In der Hotelhalle ließ Roy sie für ein Fischerboot vormerken. Rocklin wartete gereizt und wütend. Er hatte es satt, dauernd beschattet zu werden. Ständig wiederholte er im Geiste, daß er seine Selbstmordabsichten überwunden hätte und alles nichts weiter als ein böser Traum sei. Obwohl es ihm noch an Ausgeglichenheit fehlte, war er seit seinem ersten Selbstmordversuch bedeutend reifer geworden. Dazu hatte die kalte Nüchternheit des Homunkulus sehr viel beigetragen. Die Schleier seines Selbstmitleids waren zerrissen.
    Aber das half ihm alles nichts. Sein Begleiter wich nicht von seiner Seite.
    Lebenslänglich? Warum nicht? Seine Eltern würden niemals begreifen, daß der Homunkulus überflüssig geworden war. In ihren Augen blieb er immer der labile Bursche, auf den kein Verlaß war und den man dauernd vor sich selbst schützen mußte. Also würde der Retortenmensch auch weiterhin jeden seiner Schritte überwachen, um mit übernatürlicher Schnelligkeit auf das erste Anzeichen eines selbstmörderischen Impulses zu reagieren.
    »Möchten Sie ein Boot für zwei?« fragte der Empfangshomunkulus. »Oder möchten Sie sich lieber einer Gruppe anschließen?«
    »Zwei, denke ich«, sagte Roy.
    »Nein, eine Gruppe ist mir lieber«, mischte Rocklin sich ein. Die Vorstellung, einen ganzen Tag allein mit Roy zu verbringen, war ihm unerträglich. Er brauchte Abwechslung.
    »In einer Stunde bricht eine vierköpfige Gruppe auf. Wenn Sie wollen, teile ich Sie dort zu. Es sind alles sehr interessante Leute.«
    »Einverstanden«, sagte Rocklin.
    Sie schlenderten zum Strand, um die anderen Teilnehmer kennenzulernen. Rocklin sah, daß es sich um zwei Paare handelte. Beim Näherkommen erkannte er allerdings, daß es sich bei einem Paar entweder um Vater und Tochter oder um eine Ehe zwischen Mai und Dezember handeln mußte.
    Vater und Tochter erwies sich als richtiger Tip. Das Mädchen war etwa achtzehn Jahre alt, rothaarig, hatte eine zarte braungebrannte Haut und einen aufgesprühten Badeanzug, der Rocklins Hormonhaushalt durcheinander brachte. Nacktheit störte ihn nicht halb so sehr wie diese aufreizend bemalte Nacktheit, die seit kurzem Mode geworden war, besonders bei jungen Mädchen.
    »Ich heiße Terry Ravenhurst«, sagte das Mädchen. Sie neigte dazu, nach Art der Kolonialbewohner manche Silben zu verschlucken. »Mein Vater, Harold Ravenhurst. Ich bin auf Maturareise und finde alles herrlich!«
    »Leon Rocklin«, sagte er gemessen. »Und mein Begleiter, Roy.«
    »Angenehm«, sagte Ravenhurst. Er gab zuerst Rocklin die Hand, dann dem Homunkulus. Begleiter aus der Retorte wurden von jedermann kommentarlos akzeptiert. Es wäre ganau so taktlos gewesen, nach der Notwendigkeit eines Begleiters zu fragen, wie offen auf ein körperliches Gebrechen hinzuweisen.
    »Ree Gardner«, sagte der andere Mann knapp. »Dorna, meine Frau.
    Wir sind von Hammermill IX.«
    »Ich bin von der Erde«, sagte Rocklin.
    »Dorthin fliegen wir nächsten Monat«, sprudelte Terry Ravenhurst aufgeregt hervor. »Ich war noch nie auf der Erde. Wir leben auf Dornall II. Das ist mein erster außerplanetarischer Trip!«
    Sie ist noch ein Kind, fand Rocklin. Ein schönes Kind mit dem Körper einer reifen Frau. Mit seinen sechsundzwanzig Jahren kam er sich neben ihr unsagbar alt vor. Der Anblick des Mädchens, dessen einzige Bekleidung in dem moleküldicken, glitzernden Anstrich bestand, erweckte Gefühle in ihm, und er seufzte. In Gegenwart ihres Vaters etwas bei ihr zu erreichen, war schwierig genug, aber die Anwesenheit Homunkulus’ machte es überhaupt unmöglich.
    Er setzte sich auf die Kante eines im Sand liegenden Ruderbootes und wartete auf das Eintreffen ihres Kutters.
    Es war ein schmuckes Schiff von dreißig Fuß Länge, das von Robotern bedient wurde. Die sechs Fahrgäste stiegen ein. Mit leise summenden Turbinen schoß das Schiff aufs Meer. In der Ferne hingen schwere Wolken über dem Wasser. Terry Ravenhurst stand neben dem Steuer und beobachtete das Radarauge,

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