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Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Dubhe. An ihrer Seite stand ein Mann vom Alpherez VII, auf dessen Stirn ein einziges geschliffenes Auge glitzerte.
    Die Prüfer hatten ihre Netze weit ausgelegt. Hollinrede erblickte einen anderen Terraner mit dunkler Haut und blitzenden Augen und einen Mann vom Deneb IX, stämmig und muskulös. Der sechste Prüfling war ein sich dauernd dehnendes und wieder verengendes Kügelchen von Spicas zehnter Welt; der siebente war Jolvar Hollinrede, Handelsvertreter von der Erde.
    Über ihnen hing ein rundes Diadem aus violettem Licht. Es erläuterte die Prüfungsbedingungen.
    »Jedem von euch wird eine charakteristische Farbe zugeteilt werden. Sie wird in dem Raum vor euch erscheinen, den eure Schwingungen erfüllen. Eure Aufgabe wird es sein, die sieben Farben zu einer einzigen zu verschmelzen. Habt ihr das erreicht, werdet ihr in uns aufgenommen.«
    »Darf ich mich nach dem Zweck erkundigen?« fragte Hollinrede kalt.
    »Das Wesen unserer Gesellschaft ist die Harmonie – völlige Übereinstimmung zwischen uns allen und innere Harmonie zwischen jenen Gruppen, die zum selben Zeitpunkt aufgenommen werden. Wenn ihr sieben unfähig seid, auch nur diese innere Harmonie zu erzielen, bleibt euch natürlich der größere Gleichklang von uns allen unerreichbar – und ihr werdet abgelehnt.«
    Obwohl einige seiner Mitbewerber bereits ungeduldig die Stirn runzelten, sagte Hollinrede: »Wir werden also als Einheit beurteilt? Als Gesamtheit?«
    »Ja und nein«, antwortete die Stimme. »Und nun zur Prüfung.«
    Verwundert sah Hollinrede eine Farbe aus seinem Arm schießen, die vor ihm hängen blieb – eine pechschwarze Lache, dunkler als die Finsternis des Weltraums. Seine erste Reaktion war Entsetzen. Dann begriff er, daß er die Farbe dirigieren und bewegen konnte.
    Er blickte sich um. Vor jedem seiner Gefährten schwebte eine Farbwolke. Bei dem Riesen von Fondelfor war sie rot, bei dem Mädchen von Dubhe orange. Der Alpherazianer starrte in eine schäumende Masse tiefen Gelbs, dem Irdischen entsprach Grün, dem Spicaner strahlendes Violett, dem Denebianer Perlgrau.
    Hollinrede fixierte seinen schwarzen Klecks. Über ihm hauchte eine Stimme: »Martis Farbe wäre blau gewesen. Die Strahlung ist verletzt worden.«
    Achselzuckend tat er die Worte ab und schoß sein Schwarz in die Mitte seiner Gefährten, die einen Kreis gebildet hatten. Zur selben Zeit lenkten auch die anderen ihre Farben zur Mitte.
    Die Farben prallten aufeinander, drehten sich im Kreise, schienen Funken zu versprühen. Sie begannen, in einem schwebenden Lichtbogen zu wirbeln.
    Hollinrede wartete atemlos und beobachtete die anderen. Seine schwarze Farbe schien im Gegensatz zu den anderen sechs zu stehen. Rot, orange, gelb, grün, violett. Das Perlgrau des Denebianers schien alle anderen Farben innig zu umfangen – mit Ausnahme von Hollinredes Farbe. Das Schwarz hing abseits.
    Erstaunt sah er, wie sich das Orange der Elfe langsam verfärbte.
    Das Mädchen selbst stand mit geschlossenen Augen reglos da. Ihr Leib war nun ganz nackt. Schweiß drang aus ihren Poren. Und ihr Orange näherte sich dem Grau des Denebianers an.
    Die anderen folgten nach. Einer nach dem anderen; sobald sie ihre Prüfungsfarben in der Gewalt hatten. Zuerst schloß sich der Spicaner an, dann der Alpherazianer.
    Warum kann ich das nicht? dachte Hollinrede aufgebracht.
    Er versuchte mit aller Macht, seine Farbe zu verändern, aber sie blieb, wie sie war. Die anderen flossen ineinander und wirbelten im Kreis. Die vorherrschende Schattierung war grau, aber es war nicht das Grau des Denebianers, sondern eine andere Note, die ins Weißliche spielte. Ungeduldig verdoppelte er seine Anstrengung. Der Erfolg der Gruppe hing davon ab, daß es ihm gelang, sein störrisches Schwarz mit den restlichen Farben zu verschmelzen.
    »Das Schwarz bleibt isoliert«, sagte jemand neben ihm.
    »Wir verlieren, wenn sich das Schwarz nicht anschließt.«
    Sein schwarzer Streifen hob sich nun schroff von der immer milchiger werdenden Farbe der anderen ab. Bis auf sein Schwarz war keine der ursprünglichen Schattierungen mehr vorhanden. Der Schweiß lief über seinen Körper. Ihm war klar, daß er das einzige Hindernis für den erfolgreichen Prüfungsabschluß aller war.
    »Das Schwarz vereinigt sich noch immer nicht mit uns«, sagte eine aufgeregte Stimme.
    »Schwarz ist die Farbe des Bösen«, sagte eine andere.
    »Schwarz ist überhaupt keine Farbe. Schwarz ist das Fehlen jeder Farbe, genau wie Weiß die Summe aller Farben

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