Dimension 12
an Bord. Reisende der ganzen Galaxis benützten Wega als Umschlaghafen, wenn sie zur Erde flogen.
Aufmerksam las sie die Namen.
Grigori-James, Josef, Mike. Rückflug zur Erde nach längerem Aufenthalt auf Alpharaz IV, Sitz 21 – 22.
Brüder auf gemeinsamer Urlaubsreise, dachte sie. Wie nett. Aber drei Mann auf zwei Plätzen? Merkwürdig.
Xfooz, Nartoosh. Heimathafen Sirius VII. Erster Besuch der Erde. Sitz 23.
Dellamon, Thogral. Heimathafen Prokyon V. Geschäftsreise zur Erde. Sitz 25.
Und so weiter. Ans Ende der Liste hatte die Chefstewardeß die Bemerkung gekritzelt:
Sei höflich, heiter und zuvorkommend. Erschrick nicht vor Fremdlingen. Vor allem aber betrachte sie nicht, als wären sie Würmer oder Kröten – selbst wenn einige es tatsächlich sind. Würmer oder nicht, sie sind immerhin Fluggäste.
Vielleicht sind auch Irdische an Bord. Sie hegen keine Farbvorurteile gegen hübsche Wegabewohnerinnen mit blauer Haut.
Nur Mut und viel Vergnügen. Die Rückreise wird dann eine Kleinigkeit sein.
Hoffentlich, dachte Milissa inbrünstig. Sie setzte sich in eine Ecke der Kabine und zählte die Sekunden bis zum Start.
Die Stasisgeneratoren hoben die »Magnus« leicht wie eine Feder von Wega II ab. Captain Brilon befahl Milissa, sich den Passagieren vorzustellen. Sie rückte ihr Käppi zurecht, strich ihre Uniform glatt und stieß die irisierende automatische Tür auf, die Mannschaft und Passagiere trennte.
Der Passagierraum war etwa hundert Fuß lang. Zu beiden Seiten war er mit riesigen Aussichtsfenstern versehen. Die fünfzig Passagiere drehten sich wie ein Mann um und sahen ihr entgegen.
Sie unterdrückte einen leichten Aufschrei. Alle erdenklichen Formen und Gestalten waren hier vertreten. Und was war das in der Mitte der Sitzreihen?
»Hallo«, sagte sie mit mühsamer Munterkeit. »Ich heiße Milissa Kleirn und begleite sie auf diesem Flug als Ihre Stewardeß. Sie befinden sich in der ›König Magnus‹, dem vierten Raumschiff der Wega-Linie. Die Reise von Wega II nach Sol III wird drei Tage, sieben Stunden und ein paar Minuten dauern. Unser Flugkapitän heißt Alib Brilon. Wir befinden uns bereits im freien Flug und damit unterwegs zur Erde. Ich beantworte Ihnen gerne alle Ihre Fragen, mit Ausnahme der rein technischen. Diese müßte ich an den Captain weiterleiten. Wenn sie Zeitschriften oder sonst etwas wünschen, drücken Sie bitte auf den Knopf neben Ihrem Sitz. Vielen Dank.«
Na also, dachte sie. So schlimm war das gar nicht.
Und dann leuchtete die Signallampe auf. Sie drückte auf gut Glück auf einen Knopf. Eine Stimme sagte: »Hier ist Mike Grigori, Site 22. Möchten Sie nicht zu einem kleinen Schwatz zu mir kommen?«
Sie überlegte. Die Chefstewardeß hätte sie vor den eigenwilligen Irdischen gewarnt. Anderseits war es die erste Bitte, die art sie herangetragen wurde, und außerdem klang Mike Grigoris Stimme sehr sympathisch. Freundlich lächelnd schritt sie zwischen den Sitzreihen durch.
Mike Grigori saß neben seinen beiden Brüdern. Als sie näher kam, streckte er einen Arm aus und winkte sie mit gekrümmtem Zeigefinger zu sich.
»Sie sind Mr. Grigori?«
»Ich bin Mike. Darf ich Ihnen meine Brüder vorstellen, James und Josef. Burschen, das ist Miß Kleirn, die Stewardeß.«
»Angenehm«, sagte Milissa, Langsam erstarb ihr Lächeln. Gewaltsam zauberte sie es wieder hervor.
Zwischen den Brüdern bestand eine gewisse Familienähnlichkeit. Jetzt begriff sie auch, weshalb sie nur zwei Sitzplätze brauchten.
Sie besaßen zusammen nur einen einzigen Körper.
»Der dort ist Jim«, sagte Mike und deutete auf den Kopf ganz links. »Er ist sozusagen Gelehrter. Nicht wahr, Jim?«
Der Kopf namens Jim drehte sich würdevoll um und musterte Milissa mit Hilfe eines Vergrößerungsglases, das er wie ein Monokel ans Auge hielt. Er trug einen nach oben gezwirbelten Schnurrbart. Mike, der bedeutend jünger und lebhafter aussah, war glatt rasiert und hatte kurz geschorenes Haar.
»Und das ist Josef«, sagte Mike und nickte dem mittleren Kopf zu. »Schreibt sich mit F am Ende und nicht mit Ph. In diesem Punkt ist er sehr empfindlich. Früher einmal hieß er schlicht und einfach Joe, aber jetzt ist ihm nichts mehr gut genug.«
Josef machte einen hochmütigen Eindruck. Das Haar klebte pomadig an seinem Schädel und seine Nase sah leicht himmelwärts. Unbeweglich starrte er vor sich hin, als sei er in tiefe Meditation versunken. Seine Begrüßung beschränkte er auf ein gemurmeltes:
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