Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
dann wollte ich wenigstens entsprechende Literatur lesen. Deshalb ließ ich mir das Heft auf meinem Planeten besorgen.«
    »Da haben Sie die Erklärung. Beachten Sie doch das Datum, Mr. Dellamon! Diese Geschichte ist eine reine Erfindung! Sie entstand hundert Jahre, bevor die Verbindung zwischen Erde und Prokyon überhaupt hergestellt war!«
    »Aber – Erfindung – verstehe nicht…«
    Dem Fremden schien ein Schlaganfall zu drohen. Milissa wünschte sich sehnlichst wieder zu ihrem Pendelverkehr zurück. Diese Fremden konnten wirklich fürchterlich empfindlich sein!
    »Verzeihen Sie«, sagte ein pelziges, purpurrotes Wesen vom Sitz gegenüber. »Dürfte ich mir das Heft mal ansehen?«
    »Hier«, sagte der aufgebrachte Fremde und warf es ihm hin.
    Das rote Wesen sah sich das Heft genau an und lächelte entzückt. »Das ist genau die Nummer, die mir fehlt! Würden Sie fünfhundert Kredit dafür nehmen?«
    »Fünfhundert…« Die Augenstiele hörten auf zu beben und senkten sich, was vermutlich Freude bedeuten sollte. »Sagen wir fünf-fünfzig und das Heft gehört Ihnen!«
    Eine Klippe um die andere, dachte Milissa finster. Sie waren zwei Tage von Wega entfernt und mußten noch einen Tag fliegen, ehe die Erde in Sicht kam. Wenn die Reise noch lange dauerte, verlor sie den Verstand.
    Am Ende des ersten Tages war es zwischen den drei Brüdern Grigori schließlich doch zu Tätlichkeiten gekommen. Sie waren von ihrem Sitz gesprungen, kollerten durch den Gang und beschimpften sich in einem Dutzend verschiedener Sprachen. Josef behielt eine Zeitlang die Oberhand. Er lehnte sich zurück und stieß die Schädel seiner Brüder zusammen. Die beiden waren aber doch stärker als er, und es erging ihm ziemlich übel, bis Milissa zwei Besatzungsmitglieder gefunden hatte, die der Prügelei ein Ende setzten.
    Dann gab es das wurmartige Geschöpf von Albireo III, das überraschend im Begriff stand, Sporen zu bilden. Sie tat es auch und ergoß eine Flut ihrer eingekapselten Nachkommenschaft in den Passagierraum. Sie entschuldigte sich zwar wiederholt und half Milissa dabei, die Sporen einzusammeln, aber der Zwischenfall war doch recht unerfreulich.
    Die nächste Krise lösten die Brüder Grekla von Deneb Kaitos I aus, Greklaner führen ein ganz eigenartiges Sexualleben, wie Milissa entdecken mußte. Den Großteil ihres Lebens verbringen sie als Neutra, entwickeln jedoch in regelmäßigen Zeitabständen – etwa alle zehn Jahre – Geschlechtsmerkmale. Dann müssen sie sich fortpflanzen, und zwar möglichst rasch. Einer der Brüder verwandelte sich unvermittelt in einen Mann, der andere in eine Frau, worüber sie selbst ungemein überrascht, konsterniert und schließlich entzückt waren. Die spitzen Schreie eines puritanischen Wesens von Fomalhaut V erregten Milissas Aufmerksamkeit. Mit knapper Not konnte sie die Greklaner noch rechtzeitig in einen Waschraum bugsieren. Eine Stunde später kehrten sie mit der Nachricht zurück, daß sie ihren geschlechtslosen Zustand wieder angenommen hätten und ihren Sprößling Milissa nennen wollten, was allerdings ein schwacher Trost für ihre angegriffenen Nerven war.
    Nie wieder, beschloß Milissa mit einem Blick auf die mannigfaltigen Daseinsformen im Passagierraum. Sobald ich diesen Flug überstanden habe, lasse ich mich wieder zum Lokalverkehr versetzen.
    Elf Stunden noch bis zur Erde. Sie hoffte, bis dahin noch im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte zu bleiben.
    Am letzten Abend wurde tiefgekühlter Spargel serviert. Das war ein schwerer taktischer Fehler. Drei Pflanzenwesen von Mirach IX beschuldigten die Wega-Linie, dem Kannibalismus Vorschub zu leisten, und marschierten verletzt aus dem Speisesaal. Milissa ging ihnen nach. Den drei Wesen war speiübel geworden. Sie drohten mit Klage. Jetzt erst fiel Milissa auf, daß die Mirachianer unheimlich stark an Spargelstangen erinnerten. Offenbar hatte keiner der Köche die Ähnlichkeit bemerkt.
    Eine Reptiloidfamilie von Algenib warf sich auf einen eidechsenartigen Bewohner des Altair II. Milissa mußte die letzten Reste ihres angeschlagenen Schlichtungstalents zusammenkratzen, um die ineinander Verschlungenen zu trennen und sie zu bewegen, sich doch wieder auf ihre Sitze zu begeben.
    Sie zählte die Stunden. Sie zählte die Minuten. Und endlich zählte sie die Sekunden.
    »Erde in Sicht.« ertönte es aus dem Kontrollraum.
    Sie trat vor die Passagiere, um die traditionellen Abschiedsworte zu sprechen. Ruhig, fast benommen, dankte sie ihnen für

Weitere Kostenlose Bücher