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Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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sie hörte, wie er sie spöttisch anherrschte. Endlich brachen die Männer auf. Er kam in die Hütte und legte sich neben sie auf die Schlafmatte.
    »Was wollten sie?« fragte sie.
    »Über den Vulkan reden. Pläne machen.«
    »Haugan, glauben sie, daß ich an dem Ausbruch schuld bin?« fragte sie plötzlich.
    »Du? Weshalb denn?«
    »Der König hat eine Frau aus einer anderen Welt geheiratet. Vielleicht halten sie das für eine Sünde, die Verderben über die Dörfer bringt.«
    »Nein, sonst hätten sie die Heirat niemals gebilligt.«
    »Ich weiß, daß manche deiner Leute dagegen waren.«
    »Elena, wir alle müssen unsere Partner außerhalb unseres Dorfes suchen. Das ist Gesetz.«
    »Aber eine Frau von einer anderen Welt…«
    »Dein Kopf schwirrt von falschen Vorstellungen«, sagte er. »Hält man es auf deinem Planeten für ein böses Vorzeichen, wenn der König eine Fremde heiratet? Hier ist es nicht nur erlaubt, sondern sogar notwendig. Je fremder, desto besser. Und du bist besonders, fremdartig. Keiner macht dir einen Vorwurf wegen des brennenden Berges. Das schwöre ich dir, Elena.«
    Sie war nicht besänftigt. Insgeheim glaubte sie, daß die alten Priester sie für die drohende Katastrophe verantwortlich machten. Zwar hatte ihr keiner die leiseste Andeutung gemacht, aber sie wurde den Verdacht nicht los.
    In sanfter Frage griffen Haugans Hände nach ihr. Sie glitten über ihren Leib bis zum Ansatz ihrer Brüste, dann hinunter zu ihrem Schoß. Auf und ab über diesen brustlosen Rumpf, der ihm so wunderbar und aufreizend erschien. Sein Atem wurde lauter. Kurz darauf begann auch sie zu stöhnen. Seine kühle, trockene Haut streifte sie. Er drehte sich zu ihr, sie öffnete sich ihm, und er nahm sie, während von oben und unten das drohende Brummen des Berges klang.
    Hundertmal während der langen Nacht hatte Elena das Gefühl, von glühender Lava eingeschlossen zu sein.
    Am Morgen sah sie, daß der Lavastrom noch nicht in Bewegung geraten war. Aber der Krater spie in regelmäßigen Abständen Dampf und Felsbrocken aus. Eine dünne Rauchwolke hing über dem See. Der Aschenkegel auf dem Gipfel war seit dem letzten Nachmittag zumindest um zwölf Meter höher geworden. Er neigte sich drohend zur Seeseite. Gegen Mittag zerriß eine neuerliche Eruption die Kegelspitze. Zurück blieb ein hufeisenförmiger Rand. Der Schlackenregen ergoß sich bis zum oberen Waldrand. Der Wald selbst war von grauer Asche überzogen. Jeder Windstoß fegte den Staub ins Dorf.
    Die Dorfbewohner vom Goldenen Fluß setzten ihr gewohntes Leben fort.
    Die Männer fällten Bäume und höhlten sie zu Kanus aus. Die Frauen versorgten ihre Säuglinge. Die Kinder spielten. In der Ebene wurde die Ernte eingebracht. Niemand war beunruhigt. Haugan verbrachte den Großteil des Tages mit Priestern und Dorfältesten in den Verwaltungshütten am oberen Ende des Dorfes. Elena rechnete jeden Augenblick mit dem Räumungsbefehl, aber er wurde nicht ausgesprochen.
    An jenem Abend dunkelte es früh. Vor den Himmel hatte sich eine dicke Aschenschicht geschoben, die letzten Sonnenstrahlen kamen nicht mehr durch.
    In der Nacht fertigte Haugan Listen an, die er auf Baumrinde schrieb. Für Elena hatte er keine Zeit. Dauernd führte er flüsternde Gespräche. Endlich schien er begriffen zu haben, daß Eile not tat. Einzig er und sein Klüngel verrunzelter Priester schien sich über die zunehmende Stärke der Vulkanausbrüche Gedanken zu machen, und selbst ihnen war keine Unruhe anzumerken. Sie war die einzige, die sich fürchtete.
    Es war der dritte Morgen, seit das unterirdische Grollen und Zischen begonnen hatte. Die Sonne hing fahl über den Aschenschwaden. Alle fünf Minuten erfolgten kleinere Explosionen. Über dem Dorf lag eine zentimeterdicke Aschenschicht.
    »Komm mit mir baden, Elena«, sagte Haugan.
    Sie war froh, Gilgo zu verlassen und sich von dem grollenden Vulkan zu entfernen. Gemeinsam gingen sie durch die unteren Dörfer zum Seeufer. Sie waren beide rußig, obwohl sich an seinem glatten Körper weniger Asche festgesetzt hatte als an ihrem. Der See winkte einladend. Kaum aber hatte Elena das Wasser berührt, zuckte sie entsetzt vor seiner Hitze zurück.
    »Das kocht ja, Haugan!«
    »Noch nicht. Noch können wir darin baden.« Er watete in den See und winkte sie zu sich. Vorsichtig stieg sie nochmals ins seichte Wasser. In Japan hatte sie einmal ein Bad genommen, bei dem sie gedacht hatte, es würde sie verbrühen. Der See war zumindest ebenso heiß.

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