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Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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sondern nur nachtschwarze Finsternis, die ihren Niederschlag in der Religion eines Volkes fand, das zum Selbstmord bereit war. Sie taumelte und wäre beinahe gestürzt. Haugan stützte sie. Sie spähte in den schwarzen Tunnel, durch den sich das Seewasser in rasender Schnelligkeit ins Berginnere ergoß, um gegen das zürnende Magma zu branden und den Lavastrom zu entfesseln. Von Furcht gepackt, wollte sie fliehen, aber er hielt sie mühelos fest. In diesem Augenblick empfand sie seine Haut als abstoßend fremdartig.
    Sobald sie sich beruhigt hatte, ließ er sie frei.
    »Wir gehen jetzt zurück ins Dorf«, sagte er.
    »Um uns den Flüchtenden anzuschließen?«
    »Nein. Der König bleibt in seinem Dorf.«
    Sie eilten über den Hang. Verschwommen wurde Elena sich über den Rhythmus des Geschehens klar: die beiden Vulkane, die abwechselnd besiedelt wurden, Untergang einer Hälfte des Volkes, während die andere fliehen durfte, Aufbau des neuen Dorfes, während das alte untergeht, die zyklische Zeremonie der Reinigung, vielleicht ein Mittel gegen Übervölkerung, die rituelle Opferung des Königs, das bewußte Auslösen des Vulkanausbruchs. Kein Wunder, daß der andere Berg unbesiedelt war. Unter seinen bewaldeten Hängen lagen die Ruinen unzähliger Dörfer früherer Generationen. Jetzt sollte ein neues Dorf entstehen. Auslegungen und Theorien wirbelten durch ihren Kopf. Aber sie fand keinen Schlüssel. Es war Selbstmord!
    Sie betraten das Dorf Hulgo und eilten nach Largo weiter. Geruhsam und furchtlos strömten die Flüchtlinge an ihnen vorbei. Wer zum Bleiben verurteilt war, lächelte und winkte dem König zu. Ein schreckliches Beben kam aus dem Vulkan und erschütterte die Insel.
    »Siehst du?« sagte Haugan. »Es hat nichts mit dir zu tun, Elena. Du hast keinen Fluch auf mein Volk geladen. Für uns ist das eine Gnade.«
    »Eine Gnade? Im Feuer umzukommen?«
    Sie erreichten Haugans Hütte. Dort erwarteten ihn die Dorfältesten. Sie sahen erfreut aus.
    »So will es die Überlieferung. Geh jetzt, Elena. Rette dich. Noch ist es Zeit.«
    Ihre Augen weiteten sich entsetzt. Sie verstand kaum, was um sie geschah. Sie war in eine Umwelt geraten, die nicht menschlichen Ursprungs war. Haugan hatte recht. Diese Leute waren ihr fremd und mußten es immer bleiben. Sie kam aus einer anderen Welt. Sie hatte versucht, sich dieser Welt anzugleichen, aber es war bei der oberflächlichen Geste geblieben.
    Und doch war sie seine Frau.
    Die Sonne hatte sich verdunkelt, obwohl es erst Mittag war. Die Insel ächzte. Elena stellte sich vor, wie sie plötzlich nackt von der Lava begraben wurde. Die Priester beteten leise.
    Eine Stichflamme schoß zum Himmel.
    Vondik und seine Schwestern rannten aufgeregt und begeistert vorbei. »Jetzt kommen die feurigen Steine!« riefen sie. »Bald werden wir ihn sehen!« Sie liefen weiter, aber nicht, um zu fliehen.
    Vor Elena taten sich geistige Abgründe auf, die sie nicht verstehen konnte. Nur eines sah sie, woran sie sich klammerte: daß diese Leute jetzt ihr Volk waren und ihre Überlieferung auch für sie gelten mußte. War das ihre letzte Daseinslüge? Oder war sie zum ersten- und auch letztenmal aufrichtig? Sie wußte es nicht. Und es war ihr einerlei.
    »Gehst du?« fragte Haugan.
    »Wie könnte ich dich verlassen?« entgegnete sie.
    Sie umarmte ihren Mann. In dieser Stellung erwartete Elena die Nacht des Feuers.

 
Die Mittelstation
    Rückblickend sah Alfieri ein, daß man ein Leben lassen mußte, um ein anderes zu gewinnen. Im Augenblick aber lag ihm nur daran zu überleben. Für tiefschürfende Erkenntnisse hatte er keine Zeit. Er war Yuomo dal fuoco in bocca, der Mann mit Feuer im Mund. Der Krebs zerfraß ihm die Kehle. Durch den Vokalcorder konnte er sich wohl verständlich machen, aber bald schon mußte das brennende Feuer seinen Lebensnerv erfassen, und dann war es aus mit Franco Alfieri. Diese Vorstellung war ihm unerträglich. Deshalb hatte er im Fokus Hilfe gesucht.
    Das nötige Geld hatte er. Das war eine der Voraussetzungen, um diese Pforte zu den Welten benutzen zu dürfen. Der Fokus war kein Wohltätigkeitsverein. So oft die Kammer geöffnet wurde, betrug der Stromverbrauch drei Millionen Kilowatt. Diese Menge genügte für die Versorgung einer mittelgroßen Stadt. Aber Alfieri war bereit, jeden Betrag zu bezahlen. Sein Geld konnte ihm nicht mehr lange helfen, es sei denn, die Wesen hinter dem Fokus gaben ihm sein Leben wieder.
    »Stellen Sie sich auf diese Platte«, unterwies ihn

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