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Diner des Grauens

Diner des Grauens

Titel: Diner des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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in seiner Seite. »Machen Sie weiter. Fragen Sie mich alles, was Sie wollen.«
    »Also, Kreuze machen Ihnen wirklich nichts aus?«
    »Mir persönlich nicht. Ich habe andere getroffen, denen sie schon was ausmachten. Aber ich bin Atheist.« Er untersuchte das Loch, das er gegraben hatte. »Schätze, es ist nicht da.«
    »Warum glauben Sie, es sei da?«
    »Es muss der östlichste Kaktus sein.«
    »Das ist nicht der östlichste Kaktus. Es ist der da dr ü ben.«
    Earl blinzelte in die Richtung, in die sie deutete. Er hätte schwören können, dass das hier Osten war, aber andere r seits war sein Orientierungssinn schon immer unzuverlä s sig gew e sen.
    »Danke.«
    Ungefähr dreißig Zentimeter tief neben dem echten ös t lic h sten Kaktus vergraben fand er, wonach er gesucht hatte. Es war eine billige Tasche, gefüllt mit seltsamen und exotischen Objekten. Der Beutel war ein Fetisch der schwarzen Magie, der Kanal, durch den dunkle Mächte in den Friedhof kamen. Jetzt, da er ausgegraben war, würden aus diesem speziellen Friedhof keine Zombies mehr ko m men.
    »Oh, das«, sagte Cathy.
    »Sie wussten davon?«
    »Klar. Ich habe den Kerl gesehen, der es vergraben hat.«
    »Wie sah er aus?«
    »Ich erinnere mich nicht genau. Damals saß ich an me i nem Grab und hatte keine Lust, aufzustehen und genauer hinz u schauen. Ich glaube, es war ein Kind. Vielleicht sechzehn, siebzehn Jahre alt.«
    »Wie lang ist das her?«
    »Eine Weile. Ich weiß nicht genau. Ich habe irgendwie mein Zeitgefühl verloren.«
    Das war verständlich. Geister sind zeitlose Wesen.
    »Bis später.«
    »Sie gehen? Jetzt schon?«
    »Ich hab gefunden, was ich suchte.« Er ließ den Inhalt des Beutels klappern.
    »Können Sie nicht noch ein kleines bisschen länger bleiben?«
    »Ich muss wirklich gehen. Ich habe noch ein paar S a chen zu erledigen.«
    »Oh. Na gut. Kann ich Sie um einen letzten Gefallen bitten, bevor Sie gehen? Darf ich Sie berühren? Ich habe schon seit Jahren niemanden mehr berührt. Nur ein Hä n dedruck.«
    Er streckte seine Hand aus.
    Vorsichtig, fast ehrfürchtig, legte sie ihre Hand in seine und drückte sanft. Ihre ektoplasmische Haut fühlte sich kühl an. Earl fand es nicht so abstoßend wie sonst. Er ließ den Moment etwas länger dauern, als er gewollt hätte, bevor er sich wieder befreite.
    »Wissen Sie, es ist so lange her, seit ich das getan habe, dass ich ganz vergessen hatte, wie es sich anfühlt.«
    »Also, wie gesagt, ich hab noch was zu erledigen.«
    »Werde ich Sie wiedersehen?«
    »Ja. Wie wärs mit morgen Abend?« Seine Antwort übe r raschte ihn.
    Mit großen Augen strahlte sie ihn an. »Wirklich?«
    Er grinste zurück. »Ja, klar.«
    »Das ist toll!« Sie sprang auf ihn zu und schlang ihre Arme fest um ihn.
    Earl stieß sie nicht weg. Noch überkam ihn der Drang d a nach.
    Sie ließ ihn los. Ihre Wangen erbleichten in einem gei s terha f ten Erröten. »Dann sehe ich Sie also morgen.«
    Er konnte ihr nicht in die Augen schauen. Stattdessen blickte er auf seine scharrenden Füße.
    »Ja. Morgen.«
    Earl wusste nicht, warum er dieses Versprechen abgeg e ben hatte. Und was noch unerklärlicher war: Er wusste nicht, wa r um er vorhatte, es zu halten.

ACHT
    Die Hupe plärrte.
    Tammy schnappte sich ihren Rucksack, sprang von der Couch und steuerte auf die Tür zu. »Das ist mein Fahrer.«
    »Einen Moment noch, junge Dame«, krächzte ihr Vater. »Es ist acht Uhr. Wo willst du um diese Zeit noch hin?«
    »Chad und ich lernen zusammen.«
    Ihre Mutter sprach, ohne vom Strickzeug aufzublicken. »Viel Spaß, Liebes.«
    »Jetzt warte mal einen Augenblick. Warum könnt ihr nicht hier lernen? Stimmt irgendetwas nicht mit diesem Haus? Schämst du dich für deine Eltern?«
    »Nein, Paps.«
    »Achte auf deinen Tonfall, Mädchen!«
    »Entschuldige, Paps.«
    Ein Geräusch lenkte ihn vorübergehend ab. Er schrie den Fernseher an.
    »Ach Sam, lass das Kind doch gehen.«
    Er lehnte sich in seinem abgeschabten, quietschenden Leh n stuhl zurück. »Hast du dein Mathebuch dabei?«
    »Ja«, seufzte Tammy.
    Er schnaubte.
    Sie zog das Buch aus dem Rucksack, damit er es sehen kon n te.
    Draußen hupte es noch einmal.
    »Um halb zwölf bist du zu Hause.«
    »Ja, Paps.«
    »Tammy, ich meine es ernst.«
    Eisige Kälte kroch in ihre Stimme. »Ja, Sir.«
    »Viel Spaß, Liebes«, sagte ihre Mutter zwischen dem unau f hörlichen Stricknadelklappern.
    Auf dem Weg nach draußen achtete Tammy darauf, die T ür zu knallen, da sie wusste, wie sehr es ihren

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