Diner des Grauens
machen. Sie drehte sich langsam um. Grauer, kalkiger Puder bedeckte ihr ausdrucksloses Gesicht.
Er fuhr zu dem zierlichen Mädchen herum. »Du bist es!«
»Hast lang genug gebraucht, um das herauszufinden.«
Sie warf ein kleines Fläschchen vor seine Füße. Es ze r spli t terte und entließ tausend koboldhafte Dämonen in die Küche. Das wirbelnde Gewimmel von Grün, Braun und Rot bedeckte ihn in einem summenden , schnatternden Schwarm. Die Kobolde waren nur so groß wie Pferdebre m sen, hielten ihn aber in Schach. Unter Aufbietung jedes Gramms an Kraft taumelte er einen Schritt vorwärts.
Im Diner waren die Stimmen der alten Götter überwält i gend. Tammys Augen verdunkelten sich zu schwarzen Löchern. Sie griff sich ein Nudelholz von der Theke und ließ es träge kre i sen.
Duke arbeitete sich weitere fünfzehn Zentimeter vor. Kobo l de schrien und lösten sich in Rauchwölkchen auf.
Sie grinste. Ihr Mund verbreiterte sich weiter, als ihr G e sicht es zuließ. Und ihre Wangen dehnten sich zum Au s gleich. »Du hast es versaut, Duke. Ich hätte dir das Hirn rausgevögelt. Tja, ich schätze, ich kann nicht alles haben. Noch nicht jedenfalls.«
Dukes rechter Unterarm befreite sich. Ein paar Kobolde explodierten. Andere wurden quer durch die Küche g e schleudert. Duke zermalmte ein paar mit einem weiteren mühevollen Stampfen unter seinen Füßen.
Tammy ließ das Nudelholz los. Anstatt zu fallen, schwebte es in der Luft. Sie kreiste mit ihrem Finger im Uhrzeigersinn. Das Nudelholz drehte sich langsam. Sie wackelte mit einem zweiten Finger und es verschwamm wirbelnd über ihrem Kopf.
»Ich will das eigentlich nicht tun, Duke. Warum bist du also kein guter Junge und hörst auf, dich zu wehren. Sonst muss ich dir wehtun.« Sie klatschte in die Hände. Das Nudelholz schwirrte los und verpasste ihm einen flüchtigen Schlag auf die Stirn. »Ich mag dich. Ich will dich nicht töten müssen.«
Dukes Körper spannte sich. In dem zum Scheitern veru r tei l ten Kampf, ihn zurückzuhalten, tauchten scharenweise Kobolde auf.
»Wie du willst.«
Das Nudelholz flitzte zu schnell durch die Luft, um ihm fo l gen zu können, und schlug immer und immer wieder auf Dukes Schädel ein. Knochen knirschten unter Holz. Duke widerstand dem Bombardement sehr viel besser als ein einfacher Sterbl i cher. Es dauerte eine ganze Minute, bis seine Knie einknickten. Und dann noch eine weitere Min u te, um ihn zu Boden zu bekommen. Selbst als er sich nicht mehr bewegte und das Blut eine Pfütze um seinen eing e schlagenen Schädel bildete, ließ Tammy das Nudelholz noch ein Dutzend Mal zuschlagen. Nur, um sicherzugehen. Der glänzend rote Schläger rollte in kleinen Kreisen herum.
»Kann ich dein Telefon benutzen?«, fragte Tammy.
Loretta starrte ins Nichts, sich des blutigen Durcheina n ders in ihrer Küche anscheinend nicht bewusst. In Wir k lichkeit war sie sich dessen sehr wohl bewusst, aber der Staub des Wachen Schlafes sorgte dafür, dass sie nichts unternehmen konnte.
Tammy kniff Loretta in die Wange. »Danke.«
Sie rief Chad an, um ihm zu sagen, dass sie ihn heute Abend brauchen würde. Er kam mit einer lahmen Ausrede daher, von wegen er müsse noch ein Englisch-Referat fertig schreiben. Der Idiot verlor die Nerven. Sie war zwar nicht überrascht, er war für ihre Pläne aber unverzichtbar. Es gab keine Opferung ohne Opfer. Statt ihm das zu erkl ä ren, sagte sie ihm, dass sie sehr unglücklich sein würde, wenn er nicht bis sechs auftauchte und erzählte ihm von all den gemeinen Dingen, die eine Hoheprie s terin der alten Götter tun konnte, wenn sie sehr unglücklich war. Das genügte, um ihn zu überzeugen.
Earls Koffer zu finden war nicht schwer. Er lag in einem u n ruhigen Schlaf. Napoleon hob seinen halben Kopf und knurrte sie an. Er konnte sie nicht davon abhalten, einen Pfahl in das Herz des Vampirs zu treiben. Earls Augenlider öffneten sich flatternd und ein schwaches Keuchen entwich seiner Kehle.
Tammy verbrachte ein paar Minuten mit der Überl e gung, ob sie ihn vollends alle machen sollte. Sie entschied, es nicht zu tun, nur für den Fall, dass sich Duke nicht verhielt, wie sie es erwartete. Es war immer nützlich, einen Plan B zu haben.
Sie ging zurück in die Küche und setzte sich neben D u kes Kadaver. Napoleon blieb ihr auf den Fersen und bellte und jaulte ihre Knöchel an. Sie versuchte, ihn zu ignori e ren, aber ihre Geduld schwand. Sie warf einen Geisterblitz nach dem Hund, der winselnd
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