Diner des Grauens
besser zu fühlen: Ich kann dir versichern, dass er inzwischen schon tot ist.«
Er lächelte höhnisch. »Scheiße. Du bist wirklich viel zu gut, Mensch. Besser, ich schicke dich gleich in den endgü l tigen Tod, solange ich noch nah dran bin, statt es drauf ankommen zu lassen.«
Geister konnten Geistern normalerweise nichts anhaben. E k toplasma war unverwüstliche Materie. Aber Gil Wilson war kein gewöhnlicher Geist. Er zog den Dolch aus seiner Brust. Die schwarze Klinge strahlte voller Dunkelheit. Seine Gestalt verzerrte sich, als würde sie in einem Spi e gelkabinett reflektiert werden. Gliedmaßen schlängelten sich Cathy entgegen.
Ihre einzige Chance war, um ihr Leben zu rennen. Das Te n takel, das Gils Fuß gewesen war, schlang sich um ihren Kn ö chel. Sie fiel. Er zog sie zu sich heran, langsam und bedächtig, in ihrer Hilflosigkeit schwelgend.
»Gib auf, Mädchen, und ich machs schnell. Naja, nicht zu schnell.«
Cathy grub ihre Finger in den Boden. Es half nichts. Die g e staltlose, ölige Wolke bewegte sich über sie. Er schnitt ihr mit dem Dolch den Rücken hinunter. Es war ein obe r flächlicher Schnitt, gerade tief genug, dass ein Teil ihrer Seele herauss i ckern konnte. Ein winziges Stück von ihr verflog in den Äther. Sie schrie. Es war nicht nur der Schmerz. Eher die furchtbare Erkennntnis, dass ein Teil von ihr für immer fort war.
Gil drehte sie um, um ihr zuzuschauen, wie sie sich im T o deskampf wand. »Es ist lange her, seit ich das letzte Mal die Gelegenheit hatte, das zu tun, Cathy. Ich hatte völlig vergessen, was für ein Spaß es ist.«
Er würde sie nicht einfach töten. Lieber würde er sie dem endgültigen Tod ausliefern, einen Schnipsel ihrer Seele nach dem anderen. Er schlitzte ihr die Wange auf und inhalierte die entweichenden Strähnen.
»Hmmm. Ich frage mich, was das war. Vielleicht eine in E h ren gehaltene Erinnerung an die erste Liebe. Oder dein ekelhaft überentwickeltes Mitgefühl? Vielleicht sogar diese wertvollen Momente, in denen du mit deinem Vater Bas e ball gespielt hast. Hast nie gelernt, wie man diese ang e schnittenen Bälle schlägt, was?«
Ein Fetzen Hoffnung stieg in ihr auf. Er hatte ein Me s ser, ein Abbild von etwas, das in der Realität bedeutsam genug war, um es in der Geisteswelt zu materialisieren. Sie schloss die Augen und rief sich den Schläger ins Gedäc h tnis, den sie unzählige Stunden lang im Garten hinter dem Haus geschwungen hatte. Es war Jahre her, seit sie ihn in der Hand gehabt hatte, aber es war etwas, das sie nie ve r gessen würde. Gil Wilson, der sich in ihrem Leiden suhlte, bemerkte den Geisterschläger nicht, der sich in ihren Händen materialisierte.
Sie schwang ihn mit all der Kraft, die sie vom Boden aus aufbringen konnte. Sein Körper verformte sich unter dem Schlag. Mit einem Knurren rollte er von ihr herunter.
»Na so was, der Teufel soll mich holen, Cathy! Du scheinst ein paar Tricks aus unserer Vermischung aufg e schnappt zu haben! Ich bin beeindruckt!«
Sie stellte sich in Schlagposition. »Geh verdammt noch mal weg von mir!«
»Wie furchtbar Angst einflößend«, gurrte er. »Diese Waffe kann mich aber nicht wirklich verletzten. Es ist die falsche Art von Erinnerung. Und abgesehen davon hast du die Kraft nicht in dir.« Er hob den Dolch und glitt vorwärts.
Sie holte noch einmal aus. Der Schlag traf auf die scheinbar solide Schmiere seines Ektoplasmas. Er wackelte und ließ den Dolch fallen.
»Du gehst mir wirklich langsam auf den Sack!«, polterte er.
Cathy zog ihm den Schläger über. Sein Körper zerbarst zu grauem Schleim. Er kämpfte damit, seine Form wiede r zuerla n gen. Ein Klumpen mit Augen stieg auf, um sofort wieder ni e dergehämmert zu werden. Der Schleim schlug Blasen, als Gil versuchte, seine Sinne zurückzugewinnen. Sie schlug erneut zu, hielt ihn aber nur am Boden. Er hatte Recht. Sie konnte ihn nicht töten. Nicht mit ihrem Schl ä ger.
Sie schnappte sich den Dolch, der neben ihr lag. Die B e rü h rung verschaffte ihr einen kalten Schauer. Es war mehr als nur ein Messer. Es war die Verkörperung der gesamten Verdorbe n heit von Gil Wilsons Seele.
»Nur zu«, sagte Gil. »Du weißt, du willst es.«
Eine andere Stimme meldete sich in ihr. »Du hast keine Wahl. Du oder er. Tu es.«
Sie zögerte.
»Er sollte tot sein. Du korrigierst nur einen Fehler.«
Sie hatte niemals zuvor jemanden getötet. Selbst wenn er es verdiente, sie war nicht sicher, dass sie das konnte. Aber ve r dammt, sie
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