Diner des Grauens
zusa m men in Ewi g keit. Oder du kannst mir helfen, dich selbst befreien und mit Earl fliehen.«
So einfach war es nicht. Wenn sie ihn hinausließ, bede u tete dies das Ende der Welt. Es würde keinen Ort mehr geben, an den sie und Earl fliehen konnten.
»Aber wenn du mich hier festhältst, wird Tammy die Zer e monie trotzdem vollenden. Du hast die Wahl. Ich kann dich nicht zwingen. So oder so wird die Welt untergehen. Auf meine Art kannst du zumindest noch ein paar wertvo l le Stunden mit deinem Geliebten verbringen. Wer weiß? Du könntest ihn sogar noch rechtzeitig warnen, um mich zu stoppen.« Er lachte. »Aussichtslos, aber du kannst es gern versuchen.«
Sie suchte nach anderen Lösungen, aber keine erschien. Das war wohl der einzige Weg. Der einzige Weg, die Welt zu retten. Der einzige Weg, Earl zu retten. Und sie musste sich selbst eingestehen, dass er der wahre Grund dafür war, dass sie es überhaupt in Erwägung zog. Sie war zu lange allein gewesen. Ob es nun selbstsüchtig war oder nicht, sie musste es vers u chen.
»Okay, was soll ich tun?«
»Noch nicht. Tammy passt auf. Aber bald.«
In der Dunkelheit ihres Gefängnisses grinste Gil Wilson breit und körperlos.
»Bald.«
SIEBENUNDZWANZIG
Earl verbrachte den Rest der Nacht auf dem leeren Frie d hof. Hector hatte ihm keine Antworten auf seine Fragen, was pa s siert war, geben können. Er hatte Earl versichert, dass er der Sache auf den Grund gehen würde, aber Earl hatte nicht viel Hoffnung. Er saß mit einem Sixpack auf Cathys Grab und tat sich selber Leid. Es waren Zeiten wie diese, in denen er es wirklich vermisste, sich betrinken zu können.
Ungefähr eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang kam Duke auf den Friedhof gelatscht.
»Ich würde dir ein Bier anbieten, aber das hier ist mein let z tes.« Earl öffnete es knackend. Der warme Alkohol schäumte und lief ihm über die Hände. »Scheiße.«
»Hat Hector dir erzählt, was passiert ist?«, fragte Duke.
»Nö. Sagte nur, sie könnte schließlich doch noch auf die nächste Ebene weitergegangen sein.«
»Hat er gesagt, warum?«
»Sagte, er wüsste es nicht. Hat mir aber auch gesagt, es läge wahrscheinlich nicht daran, dass ich etwas falsch gemacht hätte.«
Earl hielt Duke die Dose hin. Duke winkte ab.
»Nein, danke. Und wie gehts dir jetzt?«
»Mir? Ganz toll. Ich hab gerade meine Freundin umge b racht, das ist alles. Wie solls mir da gehen?«
»Wenn Hector sagt, dass es nicht deine Schuld ist, dann isses das auch nicht.«
»Ach, das ist doch Scheißgelaber. Ich habs versaut, D u ke. Sie war das Beste, was mir je begegnet ist und ich habs ve r saut.«
Earl warf die halb volle Aluminiumdose nach dem Mond. Sie wirbelte herum, verspritzte Bier und hing eine ganze Weile in der Luft, bevor sie schließlich auf die Erde zurückfiel.
»Ich habe totale Scheiße gebaut.«
»So schlimm isses auch nicht«, bot Duke an.
»Klar, natürlich nicht!«
Earl wischte sich einen einsamen Tropfen Feuchtigkeit ab, der es geschafft hatte, sich aus seinen eingetrockneten Träne n kanälen hervorzukämpfen.
»Tut mir Leid, Duke. Ich bin nicht sauer auf dich, aber du verstehst es einfach nicht. Du weißt nicht, wie es ist, ich zu sein. Jeder mag dich. Oder zumindest mögen sie dich nicht nicht.«
»Die Leute mögen dich, Earl.«
»Nein, die Leute gewöhnen sich an mich.« Er lachte bi t ter in sich hinein. »Das ist nicht dasselbe. Aber das macht nichts, ehrlich. Ich bin daran gewöhnt. Nicht mal meine Mom mochte mich. Und mein Dad hat mich für einen wertlosen Haufen Kuhscheiße gehalten. Hat er mir auf seinem Sterbebett gesagt. Hat mich zu sich hergezogen und es mir ins Ohr geflüstert, kurz bevor er krepiert ist.
In meinem ganzen Leben gab es nur vier Lebewesen, die mich mochten. Einmal du, dann diese Schildkröte, die ich als Haustier hatte, als ich sechs war, und meine Großmutter Betta. Und Cathy. Sie war die erste Frau, die mich wirklich mochte.«
»Es wird noch andere geben.«
»Du hörst mir nicht zu! Ich bin siebenundneunzig Jahre alt. Siebenundneunzig! Das ist fast ein ganzes verdammtes Jah r hundert auf dieser Erde. Und alles, was ich vorweisen kann, sind vier Leute! Und einer davon war noch nicht mal ein Mensch!
Ich habe mich manchmal gefragt, warum ewig leben so toll sein soll. Versteh mich nicht falsch. Unsterblich zu sein ist gar nicht so schlecht. Ich war sowieso immer eher ein Nachtmensch und diese Kräfte können ziemlich cool sein. Aber ich meine, all dieser Untoten-Kram klingt
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