Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin
Tipps, wie man die Dinge in ihre Schranken verweist
Finger weg von «Aufbewahrungslösungen». Jede noch so praktische Kiste, die man voller Hoffnung bei IKEA erwirbt, lindert das Problem nicht, sondern zieht neue Gegenstände an, wie das Loch im hohlen Baum das Eichhörnchen anlockt. «Es kommt der Tag, da will die Säge sägen», sagt der Volksmund, aber noch viel sicherer kommt der Tag, da will das Regal beinhalten. Und je größer der zusätzliche Stauraum, desto größer wird das Problem. Eva Roth schreibt in «Einmal Messie – immer Messie?»: «Mittlerweile habe ich – und das ist die nackte Wahrheit – weit über 1000 Bananenkartons in dreieinhalb angemieteten Lagerräumen untergebracht, die mich jährlich so viel kosten wie ein sechswöchiger Urlaub auf den Malediven mit allem Drumund Dran inklusive die Flüge.» Wenn man Probleme mit Gegenständen hat, ist der Kauf neuer Gegenstände keine Lösung.
Virtueller Besitz ist der bessere Besitz. Alles, was es im Internet gibt, kann man getrost wegwerfen, verschenken oder verkaufen. Aber Vorsicht: Wer Fotos, Musik oder Texte auf der Festplatte lagert, ersetzt nur eine beschwerliche Besitzform durch eine andere. Mit dem Einscannen, Rippen, Kopieren, Hochladen und Kategorisieren von Daten kann man genauso viel Zeit auf genauso langweilige Weise verbringen wie mit dem Abstauben und Sortieren realer Besitztümer.
Im Zweifelsfall weg damit. Dabei hilft ein persönlicher Wegwerfberater. Für diese Position qualifiziert sich jeder Freund, der nicht gerade noch größere Wegwerfprobleme hat als man selbst. Wenn man sich selbst nicht entscheiden kann, ob man sich wirklich von einer schönen Sammlung alter Wäscheschleudern trennen soll, schildert man dem Wegwerfberater das Problem. Das Wort «Aufheben» sollte nur in Verbindung mit Heruntergefallenem verwendet werden.
Großpackungen sind Teufelswerk. Niemals Sonder angebote oder Großpackungen kaufen, die mehr als das enthalten, was man gerade braucht, ganz egal, wie viel billiger sie sind. Jedem LOBO stehen drei individuelle Ausnahmen von dieser Regel zu, die seine schlimmsten Probleme lindern, unsere Empfehlung wären Glühbirnen, Briefmarken und Mülltüten.
Niemals vorsorgen. Es wird alles auch später noch zu kaufen oder herunterzuladen geben. Vor einigen Jahren begann eine deutsche Messie-Selbsthilfewebsite sinngemäß mit den Worten: «Drucken Sie diese Seiten auf keinen Fall aus, Sie wissen genau, wozu das führt. Unser Angebotwird immer unter dieser Adresse zu finden sein.» Natürlich gibt es die Website heute nicht mehr, aber an ihre Stelle sind andere, bessere getreten.
Vorausschauend kaufen. Es darf kein Gerät ins Haus, das regelmäßig neue Batterien (insbesondere Spezialknopfzellen) oder andere Verschleißteile braucht. Man wird es nie schaffen, Ersatz zu besorgen, und putzt sich dann entweder zehn Jahre mit demselben Bürstenkopf die Zähne oder hat nach einem Jahr ein nicht mehr funktionierendes elektronisches Fieberthermometer, das man nicht wegwerfen kann, weil man ja nur eine neue Batterie kaufen müsste. Drei bis vier Vorwürfe auf einmal zerren an einem, man hat wieder ein herumliegendes Ding mehr, und die Schachtel voll alter Knopfzellen müsste auch endlich mal zur Sammelstelle.
Renovierungspläne in kleine Abschnitte unterteilen. Es kommt immer mal vor, dass man nicht zu Ende bringen kann, was man sich vorgenommen hat, dafür gibt es viele gute und schlechte Gründe. In Fallberichten über das Vermüllungssyndrom wird die komplette Unbewohnbarkeit einer Wohnung nicht selten auf einen lange zurückliegenden Renovierungsversuch zurückgeführt. Aufgaben müssen deshalb so strukturiert werden, dass man sie an jedem Punkt ohne allzu große Unannehmlichkeiten für ein Jahr unterbrechen kann.
Aussortieren genügt nicht. Aussortiertes möchte sich im Keller, auf dem Dachboden oder unter dem Bett festkrallen und muss daher so schnell wie möglich aus dem Haus. LOBOs sollten rechtzeitig jemand anderen bitten oder beauftragen, sich um die Verteilung an Wohlfahrt, eBay und Müll zu kümmern.
Die Dinge sollen mal schön die Klappe halten. In Gi sela Steins «Das Messie-Phänomen» heißt es: «Gleichzeitigempfinden viele hortende Menschen auch eine große Verantwortung gegenüber ihren Dingen. Diese Verantwortung rührt teilweise von den emotionalen Bindungen an die Objekte. Da diesen oft menschenähnliche Eigenschaften zugesprochen werden, erhöht sich auch das Gefühl persönlicher Verantwortung
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