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Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin

Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin

Titel: Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Kathrin / Lobo Passig
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Calories, Bad Calories» nachlesen. Der Autor fasst darin auf 600   Seiten die bemerkenswert widersprüchlichen Ergebnisse von einhundert Jahren Ernährungsforschung zusammen. Schneller und billiger ist eine «Google Scholar»-Suche nach jüngeren Studien zum Nutzen unterschiedlicher Diätformen. Unabhängig von der jeweiligen Diät- und Glaubensrichtung weisenalle Studien geringe oder gar keine Erfolge aus, wenn es um langfristige Gewichtsabnahme geht.
    Die einzige Ausnahme – ständige leichte Unterernährung – beweist ihre gesundheitlichen Vorteile zwar immer wieder an Labormäusen und in Kriegszeiten, wenn die Anzahl der Diabetes- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen drastisch zurückgeht. Unter normalen Bedingungen ist sie aber außer für essgestörte Menschen nicht dauerhaft durchzuhalten. Wir möchten niemanden von dem Vorsatz abbringen, seine Gewohnheiten oder seine Ernährung umzustellen, aber wenn der neue Lebensentwurf nicht so angelegt wird, dass er langfristig ohne jede Aufbringung von Selbstdisziplin funktioniert, ist im günstigsten Fall alle Mühe vergeblich. Im ungünstigeren Fall kommt es zum Jo-Jo-Effekt, wenig später sind die vertriebenen Kilos wieder da und haben noch Freunde mitgebracht. Verschiedenen Studien zufolge zeigen nur etwa 15   Prozent aller durchgeführten Diäten langfristig
irgendeinen
Erfolg. Meditieren Sie bei Gelegenheit darüber, wie wahrscheinlich es ist, dass ausgerechnet Sie als Leser dieses Buchs zu diesen 15   Prozent zählen.
    Aus einer Studie der Wirtschaftswissenschaftler David Cutler und Ed Glaeser aus dem Jahr 2005 geht hervor, dass gesundes wie ungesundes Verhalten sich meist auf einzelne Bereiche beschränkt und keineswegs das ganze Leben erfasst: «Die Korrelation unterschiedlicher gesundheitsrelevanter Verhaltensweisen bei ein und demselben Menschen ist praktisch null.» Raucher trinken nicht überdurchschnittlich viel Alkohol, Trinker sind nicht häufiger übergewichtig, und Übergewichtige sind nicht nachlässiger als andere, wenn es um die regelmäßige Einnahme blutdrucksenkender Medikamente geht. Ob jemand an den empfohlenen Terminen an Krebsfrüherkennungsuntersuchungen teilnimmt oder sich beim Autofahren angurtet, ist unabhängig von seinenRauch-, Ess- oder Trinkgewohnheiten. Die Wirtschaftswissenschaftler Emre Ozdenoren, Stephen Salant und Dan Silverman folgern daraus, dass die bei allen Menschen nur begrenzt vorhandene Willenskraft (siehe Kapitel «Nimm 2!») lediglich für wenige empfohlene Verhaltensweisen auszureichen scheint. Offenbar gelingt es so gut wie niemandem, alle Gesundheitsempfehlungen gleichzeitig einzuhalten.
    Solange sich die Fachwelt nicht auf halbwegs fundierte Ernährungs- und Verhaltensrichtlinien einigen kann, sollten wir daher den Körper in Ruhe lassen. In Erstweltländern geht es ihm heute besser als je zuvor, und wenn wir die unstrittigen Empfehlungen umsetzen, also regelmäßig Zähne putzen, möglichst nicht rauchen, nichts Radioaktives frühstücken und mit dem Rad zur Arbeit fahren, haben wir schon genug zu tun. Der Nutzen von Diät- und Sportterror für den Körper ist ungewiss, der Verlust an Lebensqualität offensichtlich.
    6   Tipps für ein gesünderes LOB O-Leben
Schöne Wege sind besser als schöne Ziele. Schlecht gewählte Motive für gesünderes Verhalten erschöpfen sich schnell, gute Gründe halten viele Jahre lang. «Ich will mich mehr bewegen, um einen schöneren Körper zu haben» ist eine ungünstige Motivation, weil sie sich ausschließlich auf das Ziel konzentriert. Für manche Menschen mag das reichen; diejenigen, die dieses Buch in der Hand halten, gehören wahrscheinlich nicht dazu.
Sport ist keine Fortsetzung der Arbeit mit anderen Mitteln. Das zwanghafte Messen, Beziffern und Vergleichenvon Fortschritten ist bei der Arbeit wie beim Sport eins der ungünstigsten Motivationsmittel, weil es nur über die ersten Hindernisse hinwegträgt und danach erlahmt. Durch therapeutische Wahl der Sportart (Angeln oder Boule) lässt sich hier bei leistungsdruckgefährdeten Personen Schlimmeres verhindern. Wenn das aus Langeweilegründen nicht möglich ist, sollte man sich wenigstens sinnlose Ziele setzen und ohne Flaschensauerstoff den höchsten Punkt der Malediven zu besteigen versuchen (laut Wikipedia ein unbenannter Ort auf der Insel Wilingili im Addu-Atoll, zwei Meter über dem Meeresspiegel).
Den Ball flach halten. Je größer das schlechte Gesundheitsgewissen, desto martialischere Vorsätze werden in der Regel

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