Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin
Eintritt in ein Fitnessstudio (siehe Kapitel «Schön, schlank und fit in 30 000 Tagen») oder dem Abschluss von Kredit- oder Versicherungsverträgen. Verträge sind Damoklesschwerter. Alle Menschen, und LOBOs insbesondere, sind also gut beraten, vor jeder Unterschrift – unter welches Papier außerhalb einer Geburtstagskarte auch immer – gut zu überlegen, ob dieser Vertrag sinnvoll ist. Man kann sich angewöhnen, sich vor jeder Unterschrift das Worst-Case-Szenario bei Nichterfüllung vorzustellen und es gegen die Vorteile des Vertrages abzuwägen. Das schreckt ab und kann vor törichten Handlungen bewahren. «Ich weiß ja, dass ich Chance um Chance verspiele/in meiner Warteschleife/aber kann man Chancen/nicht auch als Gefahr begreifen?», fragt Popmusiker Jens Friebe inseinem Song «Jede Menge Ziele». Das ist der Geist, in dem LOBOs an neue Verträge herangehen sollten.
Schon allein, weil Verträge dazu neigen, ein hohes Briefaufkommen zu produzieren. Post öffnen, Post bearbeiten, Post herstellen und Post wegbringen gehören ohne jeden Zweifel zu den schwierigsten Aufgaben der Menschheit, auch wenn einige vermutlich von Außerirdischen Abstammende das Gegenteil behaupten. Aber nicht umsonst unterscheiden sich Pest und Post nur durch einen Buchstaben, und so gilt es, das Postaufkommen zu minimieren. Ein trauriges Wort nebenbei: Post wird es immer geben, weil das System mit ihrer Hilfe Kontakt zum Individuum aufnimmt. Günstigstenfalls wird sie irgendwann durch E-Mail ersetzt, was Postprobleme leicht verbessern mag, aber nicht löst. Wer darunter leidet, sollte unbedingt eine Ausweichmethode finden.
Die beste Alternative ist die Auslagerung an andere Menschen. (Siehe Kapitel «Jetzt helfe ich mir nicht mehr selbst».) Wenn man die Post mit einem guten Freund über Kreuz erledigt, kann das bereits Linderung verschaffen, denn nur bei Briefen, die man selbst bekommen hat, fällt schon das Öffnen schwer. Was sich darin verbirgt, fühlt sich bei der eigenen Post oft nach Angst an, bei fremder hingegen verwandelt sie sich in Neugier. Diese Methode setzt natürlich eine sehr vertrauensvolle und hilfsbereite Person voraus und die Möglichkeit, sich alle acht Wochen zu treffen. In jedem Fall gilt die Dreierregel: Briefe werden erst dann geöffnet, wenn der dritte derselben Sorte gekommen ist. In den meisten Fällen ist dann schon erhebliches Eskalationspotenzial ausgeschöpft worden – Rechnung, Mahnung, letzte Mahnung –, aber es ist selten für alle Gegenmaßnahmen zu spät. Der Vorteil: Man muss bloß ein Drittel der Post öffnen – oder weniger, denn nur wirklich wichtige Angelegenheiten verursachen überhaupt zwei Folgebriefe. Vieles versandet, vieles andereist auch einfach egal. Trotzdem sollte man sich zumindest darüber im Klaren sein, dass allzu nachlässige Bearbeitung der Kommunikation von vielen Menschen als Boshaftigkeit verstanden wird. Eventuell, so wollen wir eingestehen, nicht einmal ganz zu Unrecht.
Grundsätzlich reicht es aus, Post im Zweimonatsrhythmus zu bearbeiten. Mit etwas gutem Gespür und Antizipation lässt sich dieser Zeitraum auf ein Vierteljahr ausdehnen. Man kann von außen in der Regel einschätzen, ob der Brief besser sofort geöffnet werden sollte oder auf einen Stapel neben oder in den Mülleimer gelegt werden kann. Briefe der GEZ zum Beispiel kann man gefahrlos ungeöffnet wegwerfen, wenn es gelingt, das mit dem eigenen Rechtsempfinden zu vereinbaren. GE Z-Briefe eignen sich daher gut, um sich einen entspannten Umgang mit offiziös anmutender Post anzutrainieren. Ansonsten überprüfe man für sich selbst, auf welche Leistungen man ungern verzichten würde. Gehören Wohnen, Internet, Handy und Krankenversicherung dazu, sollte man die entsprechenden Schreiben zeitnah öffnen.
Natürlich ist in finanziellen Dingen die letzte Mahnung nicht die letzte Mahnung. Wenn man es darauf anlegt, kann man auch diese ignorieren. Es beginnt ein Prozess, der von einem größeren Teil der Gesellschaft nicht mehr als normal und alltäglich empfunden wird – zu Unrecht. Wir beschreiben hier, was passiert und wie man die Konsequenzen einzuschätzen hat, um den Menschen die Angst und die Scham zu nehmen. Denn das alles mag unangenehm sein, aber es ist bei weitem nicht so schlimm, wie man in seinen Albträumen befürchtet.
Nach der wirklich letzten Frist im Kontakt mit dem direkten Vertragspartner teilt sich der Weg, den ein solcher Vorgang beschreiten kann: Entweder führt er
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