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Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin

Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin

Titel: Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Kathrin / Lobo Passig
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verwandelt sich dann in eine unbarmherzige Einbahnstraße: Geld kann nur noch eingezahlt, aber nicht abgehoben oder überwiesen werden, selbst wenn genügend Deckung vorhanden wäre. Eine solche Pfändung lässt sich nur mit viel Mühe wieder aufheben: Dazu ist die Zahlung (oder Freigabe) des Geldes erforderlich, der Beweis der Zahlung und die Bestätigung des Gläubigers bei der Bank, dass das Geld eingetroffen ist – ein langwieriger Prozess. Ähnlich unangenehm sind Gehaltspfändungen, denn der Arbeitgeber erfährt von dieser Maßnahme.
    Das Wissen um die Funktionsweisen und die Schwerfälligkeit des Mahnwesens und seine Lücken sollte jedoch nicht dazu führen, dass man grundsätzlich alle in Anspruch genommenen Leistungen erst bezahlt, wenn das Inkassobüro einen satten Nachlass gewährt hat. Zum einen trifft eine schlechte Zahlungsmoral besonders kleinere Unternehmen oder Selbständige mit voller Wucht. Nicht wenige Unternehmenskonkurse sind das Produkt einer Menge säumiger Schuldner. Zum Zweiten ist der Grat zwischen bösartig und unorganisiert nirgends schmaler als genau an dieser Stelle.
    Zum Dritten gibt es die SCHUFA, die «Schutzgemeinschaftfür allgemeine Kreditsicherung». Die SCHUFA ist ein privatrechtliches Unternehmen, das über fast alle Bürger fast alle Finanzdaten sammelt und so intransparent wie möglich auswertet. Aus den Daten über eine Person berechnet die SCHUFA einen Score, der die Kreditwürdigkeit im Allgemeinen und in speziellen Bereichen angibt, zum Beispiel was den Abschluss von Mobilfunkverträgen betrifft, die als besondere Form eines Kreditvertrages angesehen werden. Viele Unternehmen akzeptieren keine Kunden, deren Score zu niedrig ist – die SCHUFA schützt also vor einer Reihe von potenziell schädlichen Verträgen und hat daher auch ihre guten Seiten.
    Dass sie trotzdem eher Teil des Problems ist als Teil der Lösung, muss nicht eigens betont werden, denn allzu leicht gerät der LOBO aus einer leichten Organisationsschwierigkeit heraus in den Ruch, ein bösartiger Halbkrimineller ohne jede Zahlungsmoral zu sein. Nach unserer eigenen Schätzung beruhen mindestens die Hälfte aller SCHUF A-Einträge auf ungenügender Organisation, zum Beispiel in Form von ein paar Monate zu spät geöffneter Post. Man kann die SCHUFA deshalb auch als Prokrastiniererdatei betrachten, umso mehr, als es eines größeren organisatorischen Aufwands bedarf, dort wieder herauszukommen. Man muss oft selbst beweisen, dass eine Schuld beglichen worden ist, und Anträge auf Löschung der Einträge stellen, was in der Regel frühestens zwei Jahre nach der Schuldbegleichung möglich ist. Solche Schikanen bevorzugen eindeutig den gut organisierten Betrüger gegenüber dem gutmütigen Unorganisierten.
    Die Überschneidung aus den Problemfeldern Geld und Staat heißt Finanzamt. Es stellt die Ausnahme von der Regel dar, dass Kontakt mit Staatsorganen möglichst zu vermeiden ist, weil dabei nie etwas Besseres als nichts herauskommt.Denn anders als die meisten LOBOs befürchten, kann man mit dem Finanzamt reden. Ein Besuch bei der zuständigen Person verwandelt den Prokrastinierer von einer Nummer in ein Gesicht und ist daher denjenigen LOBOs umso nachdrücklicher zu empfehlen, denen ein solcher Besuch (oft ohne Anmeldung möglich) leichter fällt, als einen Brief zu schreiben. Die persönliche Vorstellung und interessierte, freundliche Nachfragen und Erklärungen können dazu führen, dass der fast überall vorhandene Ermessensspielraum zugunsten des geplagten LOBOs ausgeschöpft wird. Es hilft auch, wenn man seine eigene Situation erläutert und sich als organisatorisch herausgeforderter, aber kooperationswilliger Mensch darstellt. Denn in den Augen vieler Finanzamtsbediensteten ist jeder Steuerzahler zunächst jemand, dem man mit Misstrauen begegnet. Vermutlich zu Recht. Gerade deshalb sollten LOBOs zeigen, dass kein Spiel auf Zeit, keine Heimtücke oder Boshaftigkeit dahintersteckt, wenn der ein oder andere Brief kaum mehr als zehn Monate nach Ablauf der Frist mit einem verwirrten Telefonanruf beantwortet wird. Es sollte sich bei der Kontaktaufnahme mit dem Finanzamt allerdings um betreutes Reden handeln, und zwar betreut von einem Steuerberater.
    Der Zeitpunkt, einen Steuerberater Rotz und Wasser heulend aufzusuchen, ist spätestens dann gekommen, wenn man die vom Finanzamt verlangte Steuererklärung über längere Zeit aufschiebt und plötzlich überraschend geschätzt wird. Geschätzt werden ist das

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