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Dinner for One auf der Titanic

Dinner for One auf der Titanic

Titel: Dinner for One auf der Titanic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Essen, vielleicht Gesang und Tanz und ...«
    »Tanz, Miss Sophie?«
    »Es wäre sicher angebracht, wenn Sie versuchen würden, mit dem Ausdruck Ihres Körpers nicht Ramses den Zweiten nachzuahmen. Den lassen wir weiter in Abu Simbel herumsitzen, nicht wahr, James?«
    »Mylady sind so aufgeräumt.«
    »James, Kaviar und Tanz und schmucke Gentlemen, alles kein Anlass für Griesgrämigkeit. Genug der Schwätzerei, an die Arbeit.«
    Da gönnte dieses verwöhnte Frauenzimmer einem hart arbeitenden Mann noch nicht einmal eine Minute der Ruhe.
    »Eine große, ruhmreiche Stunde ist gekommen. James, Sie haben die Ehre, beim ersten Dinner auf der Titanic vorzulegen.«
    »Ich bin mir des historischen Augenblicks bewusst, Mylady, aber eigentlich war bei meiner Anstellung nicht vereinbart, dass ich auch anderen Herrschaften ...«
    »James, ich werde gelegentlich mit Erschütterung daran denken. Aber jetzt an die Arbeit. Und ein bisschen mehr ›Commeça‹ in die Bewegungen. Sie sind doch ein strammer Bursche.«
    Ihr Blick fuhr über seinen Frack bis hinunter zu den Schuhen. Wollüstig war das Mädchen also auch noch. Bezirzte den Kapitän, und machte sich sogar an den eigenen Butler ran.
    James fiel ihr feines, mädchenhaftes Lächeln auf. Es kam ihm vertraut, ja liebenswert vor. Ein wenig fühlte er sich an seine Mutter erinnert. Steckte hinter der Fassade dieser spröden Miss Sophie neben all der Berechnung wohl eine hingebungsvolle und zur Liebe fähige Frau? Ein Weib voller Glut und Leidenschaft? Bereit, die edelsten Gefühle, die ein Mensch zu geben war, willfährig dem geliebten Mann zu Füßen zu legen? War diese spröde Ignoranz nichts anderes als eine sturmreife Festungsmauer um ihren weichen und verletzlichen Kern?
    James rutschte ein Champagnerglas aus der Hand. Verwundert betrachtete er die Scherben.
    »Nun, James, machen Sie uns mit neuen kontinentalen Sitten bekannt? Und wen haben wir denn da? Ach, das wird sicher Mr. Smooth Gentle sein.«
    Miss Sophie streckte ihre Hand dem hageren und durchtrainierten Galan entgegen, den James bei der Einschiffung mit diesem blonden Jüngling beobachtet hatte.
    »Der Kapitän hat durchaus nicht übertrieben, Miss Sophie. Er hat mich auf eine außergewöhnliche Person mit magnetisierender Ausstrahlung vorbereitet.«
    »Ich hoffe, Ihre Enttäuschung hält sich in Grenzen.«
    »Aber Miss Sophie. Und Ihr Butler ...«
    »Dieser treue Bursche hört auf James«, sagte Miss Sophie.
    James zuckte zusammen.
    »Aber unterschätzen Sie ihn nicht, Mr. Smooth Gentle. Dieser kleine Mann hat aus den vorhandenen, sehr rustikalen Utensilien ein gelungenes Dinner-Arrangement zusammengefügt. Nur Blumen für den Tisch konnte er leider nicht auftreiben. Das Gewächshaus war noch geschlossen.«
    »Bei Ihrem leuchtenden Anblick wären Blumen auf jeden Fall eine Enttäuschung.«
    »Dichterworte«, sagte Miss Sophie. »Und das auf leeren Magen.«
    Smooth Gentle zuckte bei dem Wort »Dichter« zusammen.
    »Und da haben wir auch Dr. Philatus Breastsucker. Den Assistenten von Dr. Sigmund ...«
    Breastsucker legte den Zeigefinger auf die Lippen.
    »Miss Sophie, ich bitte Sie. Er reist inkognito, und es ist in höchstem staatlichen Interesse, dass dies auch so bleibt.«
    »Britannien in Nöten?«, fragte Miss Sophie.
    »Unser Reiseziel, Amerika.«
    Breastsucker beugte sich nach vorn.
    »Es geht um den ehemaligen Präsidenten, aber mehr werden Sie nicht aus mir herausbekommen.«
     
    * * *
     
    James überprüfte die korrekte Anordnung der Teller und des Geschirrs. Deshalb also wurden sie beobachtet. Der amerikanische Geheimdienst war an Bord! Wenn die herausbekamen, dass ... Nie würden sie ihn nach Kanada an den Klondike lassen.
    »Ah, unser guter Fürst Andrej Balgakov.«
    James schnellte erschrocken herum.
    Tatsächlich, da stampfte in seinen ungeputzten Stiefeln dieser Nobel-Anarchist auf ihren Tisch zu. Seine fettigen Locken schlackerten um sein Vogelgesicht, wie ein halb zur Seite gezerrter Vorhang. Am liebsten hätte James eine Tischdecke über ihn geworfen.
    Großer Gott, aus seiner Jacketttasche baumelten ein paar Drähte! Dieser Geisteskranke trug tatsächlich eine seiner Bomben bei sich. Wenn das die amerikanische Geheimpolizei herausbekam! Ein Massaker wäre unausweichlich.
    Er hatte auf eine ruhige und erschwingliche Überfahrt gehofft. Und jetzt das! Vielleicht sollte er sich beim Kapitän um eine Arbeit als Heizer bemühen? Schmutzige, aber ehrliche Arbeit. Schwielen machten ihm nichts aus.

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