Dinner for One auf der Titanic
Symbol der White Star Line in gigantische Wannen. Vereinzelt schwammen Essensreste auf dem Wasser. Es ging durch verschiedene Bäder, bis sie zum Schluss noch einmal mit einem Dampfgerät gesäubert und in Gestelle gestapelt wurden.
Dann warteten die geschickten Hände der Tellertrockner, die das Geschirr wienerten. Nebenan rührten Küchenhelfer mit gewaltigen Löffeln in den Töpfen. Das waren Männer! Oberarme wie Autoreifen. Die kamen nicht auf die Idee, ihre Mütter für ihr Schicksal verantwortlich zu machen. Die packten zu, rochen nach Schweiß – und das war gut so.
Auf einer der hölzernen Anrichten stand eine Flasche Rum zum Abschmecken der Soßen. James vergewisserte sich, dass niemand ihn beobachtete, und nahm einen kräftigen Schluck.
Das tat gut. Der nächste Gang konnte kommen. Und die nächsten Beleidigungen.
Als er den Servierwagen in den Speisesaal zurückschob, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. Nicht eine Minute konnte er Miss Sophie allein lassen. Sie brachte sich um Kopf und Kragen.
Dr. Breastsucker ließ ein Pendel vor ihrer Nase hin- und herschwingen. Miss Sophies Stimme war dunkel, und die Worte schienen von weither über ihre Lippen zu kommen.
»Und Sie glauben, diese Hypnotisiererei klappt auch bei einem Tier, Dr. Breastsucker?«
»Wenn es sich um ein hoch entwickeltes Säugetier handelt.«
»Eine Raubkatze?«
»Gut möglich«, sagte Dr. Breastsucker.
Miss Sophies eben noch verträumter Blick hellte sich auf. Dafür senkten sich die Lider von Dr. Breastsucker.
»Sie werden müde, Sie werden schwer, Dr. Breastsucker, müde, aber Sie schlafen nicht ein.«
Miss Sophie nahm ihm das Pendel aus der Hand.
»Sie werden mir jetzt erzählen, warum Professor Freud incognito auf dem Weg in unsere Kolonien, äh, in die Vereinigten Staaten ist.
«Das war ja unglaublich. Über dem Gesicht von Dr. Breastsucker lag plötzlich ein schiefes Grinsen.
»Es geht um die Freundin des ehemaligen Präsidenten Teddy Roosevelt.«
»Hat sie einen steifen Hals, oder worum geht es?«
»Es ist eine Plüschtier-Manie.«
»Großer Gott im Himmel, sie hat was?«
Miss Sophie brauchte ein paar Sekunden, bis sie den Mund wieder schloss. Breastsuckers Stimme nölte.
»Sie geht mit einem Stoffbären ins Bett, sie fährt ihn im Kinderwagen durch die Straßen, sie träumt vom sexuellen Verkehr mit dem kleinen pelzigen Kerl.«
Miss Sophie schluckte und ließ das Pendel auf den Tisch krachen. Sie klatschte in die Hände, geradeso, als wollte sie einen bösen Spuk vertreiben.
Dr. Breastsucker erwachte aus seiner Hypnose und blickte sich verwirrt um. Das war wieder einmal typisch für diese Miss Sophie. Immer wieder schaffte sie es in letzter Minute, sich die Menschen gefügig zumachen. Das konnte einem direkt Angst einjagen.
»Und?«
Breastsucker rieb sich die Augen. »Nun, Sie haben mich überzeugt.«
»Wovon?«
»Hypnose, Sie haben äußerst anregend über die Probleme des ehemaligen amerikanischen Präsidenten geplaudert ...«
»Um Gotteswillen«, zischte er und blickte sich ängstlich um.
»Behalten Sie das bitte für sich. Unter allen Umständen.«
»Eigentlich schade«, sagte Miss Sophie. »Sie würden hier an Bord damit auf ungeteiltes Interesse stoßen.«
»Die Angelegenheit ist äußerst delikat.«
»Seine Geliebte hat also eine Affäre mit diesem haarigen Gesellen? Heißt er deshalb ›Teddy‹?«
Breastsucker schüttelte den Kopf.
»Umgekehrt, diese Teddys sind nach Roosevelt benannt. Er hat sich geweigert, einen vor seine Flinte gescheuchten Braunbären zu schießen. Und aus Dank haben die Tierschützer ...«
»So, so, und jetzt bekommt sein Name eine ganz neue Bedeutung. In den Standardwerken der Psychoanalyse wird er in die Ewigkeit eingehen.«
»Menschen treffen Menschen, und das verändert nun mal ihr Leben.«
»Neurose, Psychose, Plüschose«, sagte Miss Sophie.
»Um Gotteswillen, machen Sie keine Witze. Professor Freud reist unter allergrößter Geheimhaltung. Eine Offenlegung könnte weltpolitische Verwicklungen auslösen, von deren Ausmaß Sie sich gar keinen Begriff machen.«
»Ich werde selbstverständlich schweigen, mein lieber Dr.Breastsucker. Allerdings werden Sie sich im Gegenzug mit einem kleinen Gefallen erkenntlich zeigen, nicht wahr?«
* * *
»Warum treffen wir uns hier an Deck?«
Finch-Meyers drehte sich lauernd im Kreis.
»Diesmal soll uns niemand zuvorkommen.«
»Wir werden beobachtet?«
Auch Patsymoon Sterlingtree versuchte etwas Verdächtiges
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