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Dinner for One auf der Titanic

Dinner for One auf der Titanic

Titel: Dinner for One auf der Titanic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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eine abstoßende Demonstration dessen, wohin die Gier Menschen treiben konnte.
    Der Tiger legte sich auf den Rücken und ruderte mit den Tatzen in der Luft. Wäre es nicht ganz und gar unmöglich, könnte man glauben, dass er ihnen zuwinkte.
    »Ist das jetzt der Beweis ihrer bahnbrechenden Fähigkeiten, Dr. Breastsucker?«
    »Aber, Sophie, ich heiße Philatus.«
    »Macht nichts, Philatus. Trotzdem kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass dieses Tier sich über uns lustig macht.«
    »Er hat zu viel von dem Beruhigungsmittel geschluckt. Und zu viel Opium sicher auch.«
    Miss Sophie zog mit einem entschlossenen Ruck die Schnüre ihrer Handtasche zu.
    »Vielleicht sollten wir dieses Tier einfach der jenseitigen Welt übereignen. Aber dazu müssten wir in den Käfig. Nirgendwo auf diesem verdammten Schiff ist eine Spur Gift zu finden. Ein Skandal ist das.«
    »Sophie, von dieser Seite kenne ich dich ja gar nicht.«
    Sie zog die Augen zu Schlitzen zusammen. Für James ein sicheres Zeichen dafür, dass sie ungeduldig wurde. Seine Mutter hatte auch immer die Augen zusammengekniffen.
    »Wir könnten den Käfig unter Strom setzen und diesen gestreiften König des Dschungels langsam toasten. Bei mittleren Temperaturen.«
    »Aber, Sophie!«
    »Nur reicht der Strom, den der Schiffsgenerator hergibt, höchstens aus, um die Katze zu kitzeln.«
    Breastsucker schüttelte den Kopf.
    »Gefällt mir nicht. Solch ein prächtiges Tier einfach töten?«
    »Dieses prächtige Tier wacht in seinem Käfig nun mal über eine prächtige Erinnerung. Für jeden anderen unbedeutend, für mich von unschätzbarem Wert.«
    »Den Tiger in Trance zu versetzen erfordert Geduld.«
    »Ist das Pendel zu klein? Sicher hat diese verdammte Katze das Bild unter dem Strohhaufen vergraben«, sagte Miss Sophie düster.
    »Ein Bild?«
    »Vielleicht sollten wir ihn erschießen, aber das macht leider Krach.«
    Sie wandte sich an James.
    »Das hat man nun davon, wenn man sich darauf einlässt, einen feigen Butler einzustellen.«
    Nein, da konnte sie ihn beleidigen, wie sie wollte. Er würde nicht in diesen Käfig steigen. Niemals.
    Dr. Breastsucker kletterte auf eine Kiste und ließ das Pendel an einer langen Schnur in den Käfig hinab. Die Augen des Tigers folgten aufmerksam. Sacht hob er die Tatze und wischte mit einem Hieb das Pendel herunter. Dr. Breastsucker schreckte zurück.
    »Sophie, Schätzchen, schrecklich gern würde ich dir helfen, aber ich fürchte, du musst auf eine Abordnung der New Yorker Tierpfleger warten. Das ist nicht mein Fachgebiet.«
    »Ich weiß, du bist mehr der Theoretiker.«
    »Geduld, Sophie, in dieser Welt hilft Geduld. Außerdem: Kapitän Smith lässt dir zuliebe ja mächtig Kohlen aufs Feuer schaufeln.«
    Miss Sophie setzte sich auf eine Teekiste und seufzte.
    »Langsam beginne ich mich zu langweilen. Wäre da nicht meine kleine Geburtstagsfeier, ich wüsste gar nicht, womit man sich von dieser Ödnis ablenken sollte. Wasser, Wasser, überall Wasser.«
    »Sophie und dieser Kapitän ... Gibt es da etwas zwischen euch, was ich wissen sollte?«
    »Jetzt auch noch Eifersucht«, stöhnte Miss Sophie.
    Dr. Breastsucker setzte einen Dackelblick auf. Der also auch. Wie schaffte sie es nur, in dieser Geschwindigkeit die Männer herumzukriegen? Dabei ging sie doch mit ihren Verehrern zuweilen äußerst rüde um.
    Dieser Smooth Gentle hatte schon recht gehabt. Männer sind nicht an Frauen interessiert, die sie gut behandeln.
    »Wie meinen, James?«
    »Oh, nichts Miss Sophie, nur dass wir es vielleicht hiermit probieren sollten.«
    James klopfte auf die Stangen der Sonnenschirme, die er auf dem Promenadendeck der ersten Klasse gesammelt hatte.
    »Wollen Sie eine Partie Mikado mit der Katze spielen? Solange bis sie müde wird und einschläft?«
    »Vielleicht könnten wir damit das Stroh zur Seite schieben und ...«
    »Das ist ein Gedanke! James, steckt mehr in Ihnen, als wir alle geahnt haben? Philatus, würdest du bitte meinem Butler zur Hand gehen?«
    Oscar Smooth Gentle, der Dichter, hätte trefflich zu spotten gehabt. Nach der Pendelei stocherten nun zwei erwachsene Männer europäischer Herkunft in einem Tigerkäfig und eine englische Miss mit zweifelhaften Absichten erteilte Kommandos.
    Wenn er doch nur bald amerikanischen Boden betreten könnte! Hart wollte er mit seiner Pfanne arbeiten. Ja, die Freiheit lohnte den Schweiß. Das spürte man vor allem, wenn man sich derart tief unter die Knute fremder Herrschaft bücken musste. Unter

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