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Dinner for One auf der Titanic

Dinner for One auf der Titanic

Titel: Dinner for One auf der Titanic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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eine Nachricht.
    »Er lebt, und ich weiß, wo er sich befindet. Patsy.«
    Nun musste ihr der Chef gebührende Anerkennung zollen. Sie hatte das schwerste Stück Arbeit geleistet und den Verbleib dieses Fürsten aufgeklärt. Alles, was jetzt folgte, war doch ein Kinderspiel. Über kurz oder lang musste der Mann auftauchen.
    Sie spazierte über das Deck der ersten Klasse. Rabenschwarz lag die Nacht über der Titanic. Unaufhaltsam fuhr das Schiff ins Dunkle. Der bedeckte Himmel riss auf und ein paar Mondstrahlen erleuchteten das Schiff. Einige Wolken schoben sich vor den ruhigen Erdbegleiter da oben, und für Augenblicke schien es ihr, als sei auch sie selbst in dieser Dunkelheit verschwunden, ja, vielleicht nie vorhanden gewesen.
    Kühl war es. Wenn doch jetzt Mr. Finch-Meyers aus der Dunkelheit an ihre Seite träte und seinen Arm wärmend um ihren Körper legte. Aber der war ja für menschliche Gefühle blind.
    Trotzdem, er würde schon merken, dass sie alles andere als eine dumme Pute war.
     
* * *
     
    »Und was hat es mit dieser Blechpfanne auf sich?«, fragte Finch-Meyers.
    »Sie gehörte meiner Mutter.«
    James riss dem Borddetektiv die Pfanne aus der Hand.
    »James, verschonen Sie uns bitte mit den Einzelheiten Ihrer zweifellos traurigen Familiengeschichte«, sagte Miss Sophie.
    Kapitän Smith und Mr. Finch-Meyers tuschelten miteinander. Miss Sophie machte sich an seinem Bett zu schaffen. Und auch ihr Handtäschchen litt mit einem Mal an Magersucht.
    Wurde ihm hier eine Falle gestellt? James sah sich in Ketten die Gangway hinuntersteigen. Der erste Schritt auf den Kontinent der Freiheit und dann als Gefangener? Kurzen Prozess würden die Behörden machen und ihn womöglich gar nicht ins Land lassen.
    Aber was wollte dieser Finch-Meyers denn eigentlich von ihm? Es war doch alles eine Verkettung unglückseliger Umstände. Nicht mehr. Kapitän Smith klopfte gegen den Spiegel, als vermute er dahinter einen Hohlraum.
    Finch-Meyers zupfte mit spitzen Fingern einige von James’ Kleidungsstücken aus dem Koffer. Er hockte sich auf die Knie und suchte unter dem Bett.
    Plötzlich stieß der Detektiv einen Pfiff aus.
    »Donnerwetter! Was haben wir denn da?«
    Auch der Kapitän ging auf die Knie.
    »Um Gottes willen«, sagte er.
    Finch-Meyers richtete sich langsam wieder auf. »Bitte verlassen Sie geordnet und ohne Panik die Kabine.«
    In den ausgestreckten Händen hielt er vier Stangen Dynamit und einen tickenden Wecker.
    »Eine Höllenmaschine«, sagte Mr. Finch-Meyers.
    Schweiß perlte auf seiner Stirn, als er sie aus der Kabine trug.
    »Sie bleiben bitte einen Augenblick hier, ich werde das dem Meer zur weiteren Verwendung überlassen.«
    Miss Sophie blickte James entrüstet an.
    »Was haben Sie sich dabei gedacht? Wollen Sie uns alle umbringen? Wenn Sie mehr Geld benötigen, brauchen Sie nur einen Ton zu sagen.«
    James schwieg. Das war die Bombe, die ihm dieser Anarchist gezeigt hatte. Aber ganz sicher hatte er sie in der Küche nicht bei sich gehabt, als er bei der Rangelei in die anlaufende Küchenmaschine gestürzt war. Wahrscheinlich konnte der Mann mit seinem Arsenal die gesamte britische Handelsflotte in die Luft jagen.
    Hatte Miss Sophie die Bombe an sich genommen, bevor sie das mörderische Kartoffelschälwerk in Gang setzte? Und warum schmuggelte sie diese Bombe in seine Kabine? Wollte sie ihn ausliefern und in aller Ruhe mit dem ominösen Bild verschwinden? Ihr Blick war triumphierend.
    »Miss Sophie, es ist mir unbegreiflich, wie dieses Bürgerkriegsgerät in meine Kabine gelangen konnte.«
    »James, wollen Sie mich jetzt mit einer Ihrer glanzlosen Entschuldigungen langweilen?«
    Der zurückgekehrte Finch-Meyers flüsterte Smith etwas ins Ohr. Der Kapitän nickte, und Finch-Meyers machte einen Schritt auf James zu. Er streckte ihm die Hand entgegen. James wich zurück. War das der Handschlag des Henkers für den Delinquenten? Bei Miss Sophie setzte ein Schluckauf ein.
    »James McMullen, ich muss mich wegen meines Verdachts bei Ihnen entschuldigen. Zweifellos war ein Anschlag auf Ihr Leben geplant. Wie es scheint, sollten Sie geopfert werden. Auch wenn es da einige dunkle Flecken auf Ihrer Weste zu geben scheint, bin ich von Ihrer Unschuld überzeugt. Einstweilen. Ich fürchte, wir müssen jetzt diesen Andrej Balgakov aus seinem Versteck treiben. Der Mann ist eine ernste Gefahr. Wir wollen nur hoffen, dass er nicht bereits dabei ist, das Schiff zu versenken.«
    Miss Sophie warf James einen rätselhaften

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