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Dinner for One Killer for Five

Dinner for One Killer for Five

Titel: Dinner for One Killer for Five Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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Aber es würde auch ohne diesen Gero von Schneider gehen. Er würde die Panzerzielautomatik, von der ihm dieser Schneider erzählt hatte, alleine besorgen und sie dann weiterreichen. Und dann wäre alles ganz einfach: Deutschland und England erklären sich den Krieg. Frankreich greift ein. Sturz des Hauses Windsor, ja, Sturz der Monarchie.
    Britannia rules the waves? Lächerlich ! Nein, Schiffe versenken würden die Franzosen mit der britischen Flotte spielen. Mit seiner Geschützzielautomatik. Ja, er hörte es ganz deutlich: der Kanonen erstes Donnergrollen. Vielleicht sollte er unter diesen Umständen doch in der neu errichteten britischen Republik bleiben? Ein politisches Amt übernehmen? Und Miss Sophie an seiner Seite. James sah sie, bei ihm untergehakt, eine Reihe ihnen zujubelnder Untertanen abschreiten. Sie blickte zu ihm auf. Voller Respekt und überquellender Liebe.
    Er besah sich das Glas. Vielleicht sollte er Miss Sophie davon zu kosten geben. Nein, lieber doch nicht. Besser, er beschaffte eine Flasche Champagner. Das würde sie überzeugen. Champagner, das war das Flüssigkeit gewordene Lebensgefühl Frankreichs. Fort mit all dem Muff und Standesdünkel. Die Freiheit prickelte im Gaumen, die Freiheit war spritzig und erfrischend. Die Früchte, aus denen sie hergestellt war, wuchsen auf sanft ansteigenden Flügeln. Hügel, die es gemeinsam zu erklimmen galt. Ja, Frankreich, das war das Land der Verheißung. James nahm eine Spitze seines Fracks und tupfte sich damit die Mundwinkel ab. Er musste mit ihr reden. Gleich jetzt.
    Als James den Salon betrat, blätterte Miss Sophie in ihren Magazinen. James wedelte mit seinem Trockentuch über den Esstisch. Miss Sophie blickte nur kurz auf.
    James hüstelte, hob die Blumenvase und polierte einen unsichtbaren Wasserfleck.
    »James?«
    »Ja, Miss Sophie?«
    »Raus mit der Sprache.«
    »Wie meinen, Miss Sophie?«
    »Aber, James, würden Sie die Güte haben, mir zu verraten, was in Ihrem Kopf vorgeht?«
    »O ja, Miss Sophie. Die Champagne, sanfte Hügel, ein bestirntes Firmament...«
    »Du lieber Himmel, James! Wir wollen doch nicht wieder mit diesem Unsinn beginnen...«
    »Gleichheit und Brüderlichkeit und, jawohl, Menschlichkeit!»
    »James, werden Sie mir gleich wieder etwas Vorsingen?»
    »Nein, Miss Sophie.«
    »Gut, James. Wir befinden uns hier in einem Trauerhaus. Bedenken Sie das tragische Schicksal von Cousin Gero.«
    Miss Sophie vertiefte sich wieder in ihr Magazin.
    Wütend stieß James den Stuhl von sich, auf den er sich eben noch gestützt hatte.
    Ihr geisterte immer noch dieser von Schneider im Kopf herum. Kaum sahen die Frauen eine Uniform, schon... Was fanden sie nur daran? Allein wie dieser Admiral die Stiefel zusammenschlug. Hätte ihn dieser Zwischenfall auf dem Poloplatz nicht dahingerafft, der Mann hätte sich wahrscheinlich selbst umgebracht. James dachte mit Grausen daran, wie es wohl in seinen Stiefeln ausgesehen haben musste.
    Dieser stümperhafte Möchtegern-Spion. Zum Narren hatte er ihn gehalten. Von wegen Sturz der britischen Monarchie! Seinen Kaiser wollte er wieder in den Sattel hieven! Nur zu diesem Zweck hatte er sich bei Sophie eingeschlichen wie ein nasser Kater. Und auch sein Vertrauen hatte er missbraucht. Und nicht zuletzt: Er hatte die Ideale der Revolution verraten. Was ihm passiert war, geschah ihm ganz recht. Eine Verkettung unglücklicher Umstände. Ja, das Wort »Verkettung« traf es. Eigentlich hatte er ihm nur einen Denkzettel verpassen wollen, denn kurz und gut, was machte so ein fehlendes Bein einem Admiral schon aus? Das galt doch unter diesen Leuten als eine Art Orden. Passte zu den Schmissen im Gesicht. Wenn da auf dem Poloplatz nicht plötzlich...
    Außerdem hatte der Mann ein Auge auf seine Sophie geworfen. Dabei waren sie verwandt. Ein Verhältnis zwischen Cousin und Cousine fiel zwar nicht unter das Inzestverbot, aber das ließ sich ändern. Gleich nach Ausrufung der Republik wollte er derartige Verbindungen verbieten.
    Womöglich hing der bemitleidenswerte Zustand des Staates und seiner führenden Repräsentanten mit der praktizierten Erbsünde zwischen Cousin und Cousine zusammen. Darüber musste er einmal in Ruhe nachdenken.
    Da wurden Geldhochzeiten arrangiert und Ländereien zusammengelegt, da schickte man die daraus hervorgehenden sabbernden Bälger auf teure Internate... Ja, er wusste doch, was vor sich ging, in dieser so genannten feinen Gesellschaft! Aufgeräumt werden musste da. Ein Sturm würde über

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