Dinner for One Killer for Five
Sophie, ganz herzlichen Dank, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind.«
Miss Sophie spitzte den Mund und setzte sich auf den Clubsessel.
»Wie könnte ich eine solch liebenswerte Bitte ausschlagen, mein lieber Inspektor? Aber verzeihen Sie mir, ich habe nicht den Schimmer einer Ahnung, wohin das führen soll.«
Der Chefinspektor rieb sich weiter vergnügt die Hände. »Während Sie auf dem Weg hierher waren, habe ich mich in Rosen-Manor noch einmal umgesehen...«
Miss Sophie sprang von ihrem Sessel und rang nach Luft. »Sie haben zum zweiten Mal die Unverfrorenheit besessen, in meiner Abwesenheit...«
In James’ Gesicht konnte Oggerty keinerlei Anzeichen von Überraschung entdecken. Vielleicht brauchte der Butler auch nur ein paar Sekunden länger, um zu reagieren. Oggerty hatte einen langen Artikel gelesen, der vom Einfluss des Alkohols auf die Funktion und insbesondere die Schnelligkeit der Nervenbahnen handelte.
Die Stimme des Chefinspektors war schneidend.
»Nun, Miss Sophie, es handelt sich schließlich um Mord.»
»...mit dem ich nicht das Geringste zu tun habe. Ich sage ja immer, eine Familie kann eine Heimsuchung sein.«
»Wir werden sehen«, sagte der Chefinspektor und verließ den Raum. Als er zurückkehrte, balancierte er einen großen Karton vor der Brust.
Umständlich förderte er einen schlammbespritzten Umhang hervor.
Oggerty hätte darauf wetten können, dass der Butler gerade für einen kurzen Moment die Augen zusammengekniffen hatte.
»Da haben wir das Kleid einer mysteriösen Reiterin, und hier...«
Der Chefinspektor zog einen ausgewaschenen und zerknitterten Overall aus dem Karton.
James räusperte sich vernehmlich, musterte dann aber leise vor sich hin pfeifend die Decke.
»Seltsame Fundstücke aus Ihrem Haus, Miss Sophie.«
Miss Sophie warf James einen giftigen Blick zu. Der faltete die Hände vor dem Bauch und summte ein Lied.
Der Chefinspektor ließ die Kleidungsstücke zurück in den Karton fallen.
»Reden wir Tacheles: Einer von Ihnen lockte Admiral von Schneider hierher auf den Poloplatz. Wahrscheinlich wähnte sich dieser deutsche Militär am Ziel seiner Träume: Er wollte die neue Kanonen-Zielautomatik höchstpersönlich in Augenschein nehmen oder sogar stehlen. Aber was passierte dann? Wer tötete den Admiral?«
Der Chefinspektor drehte sich triumphierend um.
»Nun, zunächst hatte ich James im Verdacht, aber wo war sein Motiv?«
»Lächerlich«, sagte Miss Sophie. »Seit wann brauchen Trunkenbolde ein Motiv? Das haben sie beim nächsten Schluck sowieso schon wieder vergessen.«
James musterte weiter stoisch die Decke.
»Nun, ich vermute, James half dem Admiral, weil er sich davon einen persönlichen Vorteil erhoffte. Das kann Geld gewesen sein oder einfach eine Aufwertung seiner Person. Ja, es scheint so, als pflege er gewisse antiroyalistische Tendenzen. Als er dann erfuhr, dass der Admiral mit den Ergebnissen seiner Spionage und mit Hilfe eines Freikorps den ehemaligen deutschen Kaiser wieder auf den Thron heben wollte, könnte er mehr als verärgert reagiert haben. Außerdem wissen wir um die Eifersucht des Butlers...«
James zuckte zusammen.
»Doch reicht das wirklich als Motiv?«
Die Gesichtszüge des Butlers entspannten sich. Oggerty konnte wieder deutlich dieses leise Summen hören, das der Mann von sich gab. Nur war der Klang jetzt etwas zackiger und ähnelte einem Marsch.
»Nun, es gibt Zeugen, die diese Kleidungsstücke identifizieren werden«, sagte der Chefinspektor.
Miss Sophie gab dem Sessel einen weiteren Klaps. »Chefinspektor, Sie sehen mich über die Maßen bestürzt. Was soll das beweisen?«
»Unglücklicherweise gibt es keinen Augenzeugen, der gesehen hat, wie Admiral von Schneider in die ewigen Jagdgründe befördert wurde. Und auch die Gerichtsmediziner sind sich nicht einig.«
»Was wollen Sie dann von uns?«
»Ich frage mich, warum der Admiral so plötzlich auf die ewigen Schlachtfelder befördert wurde.«
»Und?«
Miss Sophies Stimme war schnippisch.
»Sowohl Sie, Miss Sophie, als auch Ihr Butler waren auf dem Poloplatz. Sie haben sich ein Pferd... nun, sagen wir entliehen.«
DeCraven zog die alte Ausgabe der Times aus Oggertys Jackett-Tasche und wedelte damit in der Luft. Auf dem Zeitungsbild posierte Miss Sophie auf einem Pferd. Sie trug ein sportliches Dress. In der Linken hielt sie einen Pokal und in der Rechten einen Poloschläger.
»Sie waren eine begnadete Spielerin, deren Treffsicherheit mit dem Bambusball geradezu
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