Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dinner for One Killer for Five

Dinner for One Killer for Five

Titel: Dinner for One Killer for Five Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
Vom Netzwerk:
die Insel hereinbrechen. Auch wenn er bislang noch keine Anzeichen verspürt hatte, für James bestand nun kein Zweifel mehr: Überall roch es nach Revolution. Vive la revolution! Gleichheit und Brüderlichkeit, hinfort mit den Standesunterschieden, weg mit dem Inzest. Weg mit der Verschwisterung und Verschwägerung. Alles war in Bewegung, nur hier auf der Insel schlief man noch immer den Schlaf der Zuspätgekommenen und dämmerte vor sich hin. Ein Skandal war das.

    * * *

    Oggerty blätterte lustlos die Sportseiten durch. Zwanzig Jahre alte Fotos von Kricketspielern, Tennis-Assen, die sich im Laufe der Jahre gegenseitig die Pokale weiterreichten, ja sogar zwei britischen Olympiamannschaften war er begegnet. Seltsam, wie sich im Laufe der Jahre die Mode änderte.
    Er sah von dem Stapel Zeitungen auf. Wohin er blickte, standen alte Folianten und Aktenordner. Süßlich modriger Geruch hing in der Luft. Mit jeder Stunde kroch ein wenig mehr Kälte unter seine Kleidung. Und einsam war es. Nur ein junger Mann war vor drei Stunden hereingeschneit, hatte kurz gegrüßt und einen Aktenordner ins Regal geschoben. Ein unwirtlicher Ort, solch ein Archiv. Voller längst verwehter Geschichten und Menschen. Ein Ort voller papierner Geister, die sicherlich nur darauf warteten, als Monster mit kaltem Blut und klammem Fleisch zu erscheinen.
    Unsinn! Schließlich war er Polizist. Und ein Polizist durfte sich nicht von derartigen Dienstmädchen-Schauergeschichten beirren lassen. Der Chefinspektor war noch einmal nach Rosen-Manor aufgebrochen, um Miss Sophie und ihren Butler erneut zu befragen. Später wollten sie sich dann im Polo-Club treffen.

    Oggerty kam der Obduktionsbefund in den Sinn. Viel hatten die Mediziner nicht herausfinden können. Dafür war von Schneiders Körper zu stark in Mitleidenschaft gezogen. Merkwürdig waren allerdings die Wunde im Gesicht und der Bambussplitter, den DeCraven dem Toten noch am Tatort aus der Wange gezogen hatte.
    Verzweifelt blickte er sich um. Das konnte noch Tage dauern. Warum nur musste er es immer ausbaden, wenn der Chefinspektor wieder mal so eine Ahnung hatte? Lustlos blätterte er die Sportseiten der nächsten Ausgabe auf — und erstarrte. Es war ganz unglaublich, doch es bestand kein Zweifel! Der Chefinspektor mit seiner Spürnase hatte wieder einmal Recht behalten.

    * * *

    DeCraven trommelte ungeduldig auf das Lenkrad. Drüben in Rosen-Manor tat sich nichts Außergewöhnliches. Er hasste diese Observationen, dieses stundenlange Herumsitzen im Auto, das Beschlagen der Scheiben, die Rückenschmerzen und auch das Stehen an zugigen Ecken und in feuchten Toreingängen. Er hasste die Sinnestäuschungen, die sich einstellten, wenn man nur lange genug beobachtete, und er hasste die Grippe, die sich mit schöner Regelmäßigkeit nach derartigen Einsätzen meldete.
    Der Chefinspektor war fest entschlossen, sich nach seiner Pensionierung einen sonnigeren Flecken auf dieser Erde zu suchen. Vielleicht das spanische Festland? Oder eine Insel? Auf jeden Fall ein Land, in dem saftige Apfelsinen wuchsen. Madeira hörte sich verlockend an. Die Realitäten sahen anders aus. Er saß hier herum und musste Arbeiten übernehmen, die... nun gut, Oggerty war mit anderen Recherchen beschäftigt. Dennoch: Warum musste er als Chefinspektor des Yard sich mit einer derart unwürdigen Arbeit herumschlagen? Gut, der Auftrag kam von allerhöchster Stelle, und seit Monaten herrschte ein grässlicher Personalmangel in allen Dienststellen. Außerdem lag halb Scotland Yard im Bett, niedergeworfen von einem grassierenden scheußlichen Schnupfen. Dennoch...
    Seine Kollegen versuchten mit Überstunden dem allmählich überhand nehmenden Verbrechen die Stirn zu bieten. Hühnerdiebstahl, abhanden gekommene Fahrräder, Taschenraub am helllichten Tag... alle kriminellen Elemente des Königreichs schienen sich in einer Offensive vereinigt zu haben. Nein, da hieß es hochsensibel den Dingen ins Auge blicken und auf der Hut sein. Sonst würde diese Welle des Verbrechens noch über jedem halbwegs anständigen Briten zusammenschlagen.
    Wie dem auch sei, hier tat sich nichts mehr. Besser, er fuhr zunächst in den Polo-Club. Dort galt es Licht in ein dunkles Kapitel der Zeugenaussagen zu bringen. Alles Weitere würde sich finden. Wenn er richtig lag, dann...

    * * *

    Als Oggerty mit der Zeitung in seiner Tasche den Poloplatz erreichte, war der Chefinspektor bereits bei der Arbeit. Er fand ihn in der kleinen Bibliothek. Vor ihm saß

Weitere Kostenlose Bücher